Kapitel 3.6.

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Draußen schien noch immer die Sonne, obwohl der Nachmittag nun zu Ende ging und der frühe Abend langsam anbrach. Eine trügerische Stille lag um das Haus. Genau dies war das Idyll, das mein Vater immer versuchte, nach außen hin vor zu spielen, nur um Fehler in unserer Familie zu vertuschen, notfalls mit Gewalt. Die Hauptsache, alle waren dem Anschein nach glücklich und alles war normal nach außen hin.

Noch immer lag ich auf meinem Bett und gab mich meinen düsteren Gedanken hin. Immer wieder kamen mir die Worte von Daniel und Lukas in den Sinn, dass ich mir das nicht mehr gefallen lassen darf und mich endlich wehren sollte. Doch was sollte ich tun? Meinen Vater niederschlagen? Nein. Ihn umbringen? Nein. Die einzige Möglichkeit für mich war, von hier fort zu gehen und nicht mehr zurück zu kommen. Doch wie sollte ich das anstellen? Mit sechzehn war man noch minderjährig, und außerdem musste ich ja irgendwo hin. Ob ich einfach zu Lukas gehen sollte? Oder sollte ich zu Daniel flüchten? Ich holte den Papierfetzen aus meinem Geldbeutel, auf welchen Lukas' Adresse stand, und drehte das Stück Papier mehrere Male gedankenverloren in meiner Hand. Und je mehr ich darauf schaute, kam ich zu dem Schluss, dass ich nun endlich meine eigenen Konsequenzen ziehen musste.

Eigentlich wollte ich ja erst morgen zu ihm gehen und mit ihm das Wochenende verbringen. Doch mein Hausarrest machte mir ja nun sowieso einen dicken Strich durch die Rechnung, und laut meinem Vater würde das sowieso niemals mehr passieren, dass ich ihn sehen würde. Es wird Zeit, etwas zu ändern! Ich würde mich gegen ihn wehren, anders als er vielleicht dachte!

Vorsichtig huschte ich an die Tür und lugte nach draußen. Noch immer war niemand zu sehen und ich hatte auch überhaupt keine Lust dazu, jemanden von denen zu sehen. Ich huschte schnell ins Badezimmer. In der Dusche stellte ich das Wasser an und ließ das warme Wasser ewig lange über mich laufen. Wenigstens kam ich mir nun nicht mehr so widerlich dreckig vor. Danach schlich ich mich wieder in mein Zimmer.

Ich fing an, überall mein Zeug zusammen zu suchen und stopfte alles in einen großen Rucksack hinein. Kleider, mein Zeug vom Schreibtisch, mein Handy... Ich hielt es in der Hand und wählte seine Nummer, doch nach mehrmaligem Läuten ging nur die Mailbox dran. Mist! Ich würde es noch ein, zwei mal probieren. Vielleicht konnte er gerade nicht oder hatte sein Handy nicht bei sich, aber dennoch würde ich noch heute hier aufbrechen und zu ihm gehen. Ich war bereit.

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Es war bereits spät am Abend dieses verfluchten Tages als die Sommersonne langsam hinter den Dächern verschwand.

Ein leises Klopfen war an meiner Tür zu hören.
"Heiko? Schatz? Darf ich mit dir reden?" Die Stimme meiner Mutter klang immer noch gedrückt.
"Wozu? Ihr versteht mich doch sowieso alle nicht!" meinte ich barsch.
"Ach Schatz." meinte sie, doch ich unterbrach sie "Ich möchte nicht darüber reden! Bitte versteh' das doch!"
Sie schwieg, meinte dann jedoch "Na gut, mein Junge. Du brauchst Zeit. Aber lass' uns bitte morgen reden, okay?"
Ein wütendes Knurren war meine einzige Antwort.
"Gute Nacht, Heiko."
"Gut' Nacht, Mom." sagte ich in weniger barschem Tonfall, so dass sie wenigstens ohne schlechtes Gewissen schlafen gehen konnte. Vermutlich würde sie morgen außer sich sein, wenn sie entdeckte, dass ich nicht mehr da bin, doch konnte und wollte ich das jetzt nicht mehr ändern - mein Entschluss stand felsenfest.

Das Warten und das Herumsitzen im Zimmer war schon den ganzen Tag über furchtbar, aber jetzt wurde es fast unerträglich.
Ich zog mir eine schwarze Hose an und ein dunkles T-Shirt, dunkel genug, um im Schummerlicht der Straßenlaternen nicht weiter aufzufallen, wie ich hoffte. Das verdammte Hemd scheuerte Dank meinem Vater an mir, aber das musste halt irgendwie gehen.

Immer wieder lugte ich durch den Türspalt, ob endlich das Licht im Zimmer meiner Eltern und meiner Schwester aus war, und es sollte fast Mitternacht werden, ehe endlich alles dunkel war.

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt