Kapitel 2.4.

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Als ich schließlich nach hause kam, fand ich das Haus leer vor. Meine Mutter und meine Schwester waren wohl nicht zugegen, und wo mein Vater abgeblieben war, das interessierte mich sowieso nicht. Also ging ich in die Küche und machte mir was zu essen, schnappte mir noch etwas zu trinken und verschwand hoch in mein Zimmer, wo ich mich auf den Balkon setzte. Noch immer lagen Wolken über den Dächern Mannheims, passend zu meiner Aufgewühltheit in meinem Gefühlschaos. Wie im Glücksrausch legte ich mich auf mein Bett, und mir war, als würde ich immer noch seine Berührungen spüren.

Es war noch nicht allzu spät, als ich aus einem leichten Dämmerschlaf erwachte. Draußen wurde es dunkel, und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass mein kleines, wohliges Schläfchen gerade einmal eine halbe Stunde angedauert hatte.

Ich öffnete die Türe und schlich mich nach draußen, und gerade als ich die Treppe hinunter rannte, öffnete sich die Haustür und mein Vater kam ins Haus gewankt.

Schon als er im Türrahmen stand, roch ich eine Alkoholfahne, welche aus seiner Richtung wehte, doch ließ ich mir nichts anmerken und wandte mich in Richtung Küche.

"Kannst nicht mal grüßen, du Früchtchen." raunte er und ließ die Haustüre ins Schloss fallen. Ein leichtes Lallen war in seiner Stimme zu hören, und ich versuchte, ihn lieber auf Abstand zu mir zu halten.

"Hast du was getrunken?" fragte ich, bemüht um einen einigermaßen neutralen Tonfall.

"Geburtstagsfeier. Vom K-Kollegen..." murmelte er und kam hinterher in die Küche, wo er am Türrahmen stehen blieb, was mir gar nicht recht war. "Und außerdem geht dich das... einen Sch-Scheiß an, was ich mache!" lallte er und fuchtelte plötzlich wild mit seinen Armen herum, was mich natürlich bei diesem Tyrannen erschreckte, und natürlich verschüttete ich das Wasserglas auf dem Küchentisch.

"Jetzt sieh dir d-das an! So eine Sauerei! Das ist..." stammelte er und wollte mich bereits schnappen, doch er strauchelte dabei in seinem Suff und stolperte am Küchentisch entlang und stieß ausgerechnet gegen mich, wo er sich an mir fest krallte. Da ich mir obenrum noch nichts übergezogen hatte, empfand ich die Situation entsprechend einfach nur ekelhaft.

"Dir werd' ich...! Wegen dir w-wäre ich beinahe hingefallen" versuchte er zu artikulieren und war bereits dabei, seine Faust drohend in meine Richtung zu heben.

"Dann hör' auf zu saufen!" blaffte ich, als ich seinen nach Alkohol riechenden Atem zu nahe an mir bemerkte und am liebsten gekotzt hätte. Er hielt mitten in seiner Bewegung inne.

"Was war das?" fauchte er und funkelte mich mit seinen Augen zornig an. Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich nicht einfach mein Maul halten konnte.

"Na warte, B-Bürsch'chen, diese Frechheiten werd' ich ganz sch-schnell beenden!" donnerte er in seiner Umnachtung, zog sich seinen Gürtel aus der Hose, und zerrte mich, am Arm gepackt, aus der Küche raus und in Richtung Kellertreppe...

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"Er hat dich geküsst?"
Mein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen, als ich nickte.
"Und nicht nur das..."
"Habt ihr beiden etwa...?" fragte Daniel.
"Nein. Nur ein kleines bisschen gefummelt. Aber das war so schön."
"Achso, nur gefummelt habt ihr. So! So!" sagte er in einem süffisanten Tonfall.
"Wir haben nicht gefickt!" meinte ich, konnte mir aber das Lachen doch nicht verkneifen.

"Dann scheint es ja noch was zu werden zwischen dir und deinem kleinen Punk ..."
"Danni! Er ist kein Punk! Bitte!" meinte ich.
"Ich meinte, zwischen dir und deinem Traumprinzen... Besser so?"

Ich nickte und nuckelte am Strohhalm meines Trinkpäckchens. Der Klingelton der Glocke beendete schließlich die Pause, und wir liefen in Richtung der Turnhalle zum Sportunterricht. Dort, in der Umkleidekabine, fiel Dannis Blick kritisch auf mich, als ich mir das Hemd auszog und mein Turnhemd aus der Tasche kramte.

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt