Kapitel 3.2.

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Als ich jedoch vor die Tür trat und die warme Sommerluft mir entgegen wehte, fing ich wieder an zu zweifeln. War es wirklich eine gute Idee, dorthin zu gehen? Wieder dachte ich daran, wie es wäre, wenn er mich doch noch sitzen ließ oder mich nicht beachtete. Jedoch war ich mit Danni verabredet, gemeinsam dorthin zu gehen. Wenigstens musste ich mich der Situation nicht alleine stellen. Und auch, als ich in die Stadt fuhr wollte das Grübeln nicht nachlassen. Klar, ich habe letzte Woche ziemlich heftig reagiert, das musste ich zugeben. Aber seine Worte in dieser abfälligen Art gegenüber mir und vor den anderen hat mich dennoch sehr schmerzlich getroffen. Andererseits wusste ich nicht, was danach passiert war. Ich wusste nur noch, das Franco mit ihm geredet hatte, ehe ich mich komplett verdrückt hatte. Und Daniel hatte wohl auch recht. Ich würde nicht so viel darüber nachgrübeln, wenn mir nichts mehr an ihm liegen würde.

Als ich den Messplatz erreicht hatte, stieg ich aus und sah schon meinen besten Kumpel auf der anderen Straßenseite wartend stehen.

"Dann bringen wir die Sache mal hinter uns. Kann's los gehen?"
Zögerlich nickte ich.

"Jetzt komm' schon!" meinte er und zerrte mich am Arm über den Messplatz zu dem Jugendtreff, welcher dort etwas abseits neben Fabrikhallen und einer Schule lag. Das Gebäude war außen über und über mit Grafitti besprüht und war der einzige Farbklecks zwischen all dem Betongrau.

Schon draußen sah ich jede menge Leute stehen, die meisten erinnerten mich von der Art her an Lukas und seine Freunde. Es dauerte, bis wir vorne zur Tür kamen.

"Vier Euro pro Nase." meinte ein schwarzgekleideter Türsteher.
Ohne ein Wort zu sagen zog ich die zerknitterte Karte heraus, welche Lukas mir gegeben hatte. Prüfend schaute der Türsteher drauf und winkte uns beide durch, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Drinnen, im Vorraum war es proppenvoll, doch zum Glück verlief sich die Menschenmenge in der Halle ein wenig. Es war heiß und stickig, und ein Blick auf Daniel sagte mir, dass er sich nicht sonderlich wohl fühlte in diesem Milieu. Ich war ihm unendlich dankbar, dass er mit mir gekommen ist und mir beistand, egal was passieren würde.

Wir holten uns jeder eine Flasche Bier und warteten, bis die Jungs und Mädels anfangen würden.

Vorne waren bereits die Instrumente auf der Bühne aufgebaut, und ich sah neben dem Banner einer Band, die ich nicht kannte, das vertraute Bandlogo der "Red Riots". Ein junger Typ stolzierte zwischen den Kabeln und Aufbauten herum und hantierte noch hier und da.

Während wir warteten, kamen immer mehr Leute in den Saal, bis dieser voll bis hinten hin war. Immer wieder schaute ich vergeblich über die Leute, ob ich nicht einen von der Truppe sah, aber vermutlich bereiteten sie sich gerade hinter der Bühne vor. Zwei Bands würden heute Abend spielen, jeweils anderthalb Stunden lang, und die "Red Riots" waren die ersten.

Neben mir wippte Daniel auf und ab mit seinen Füßen. Noch immer merkte man, dass er sich nicht gerade wohl hier fühlte. Um uns herum waren Punks, Goths, Emos, kurz eigentlich alles Leute, mit denen er nichts wirklich anfangen konnte. Vielleicht entspannte er sich ja ein wenig, wenn die Musik anfing.

Plötzlich ging das Licht im Saal aus, und ein Typ im Hoody kam auf die Bühne.

"Meine Damen und Herren! Ach lassen wir den Quatsch! Leute, schön dass ihr hier seid bei uns im JUZ. Heute Abend geben sich gleich zwei Gruppen die Ehre, ich will auch gar nicht lange rum reden. Ihr kennt sie ja vielleicht von den beiden letzten Malen, hier ist unser erster Showact, hier sind die Red Riots!"

Gejohle und Geklatsche brach aus, als die Truppe von hinten auf die Bühne marschierte. Hakan und Sandra, Franco und Michi sogar Hand in Hand, und als letztes Lukas.

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt