Und es war Sommer... (boyxboy)

Kapitel 2.5.

Wir trafen uns an der Neckarbrücke. Mittlerweile war die Wiese am Flussufer unser beliebtester Rückzugsort geworden. Er ließ sich ins Gras sinken und die Sonne auf den Bauch scheinen, während ich mich neben ihn setzte. Verträumt schaute er in die Wolken, bis er merkte, dass ich ihn selig dabei beobachtete. Er war einfach nur süß, wenn er diesen verträumten Blick hatte. Lächelnd zog er mich zu sich hin.

"Was haste denn da angestellt?" fragte er mich, als er mir irgendwann mein Hemd hochschieben wollte, ehe ich es verhindern konnte.
"Öhhhh... Nix!" meinte ich verlegen und zerrte den Stoff wieder darüber.
"Ähm! Nach Nix sieht das aber nicht aus!" meinte er und zog mir das Hemd nun über den Kopf.

"Ich mag nicht darüber reden. Okay?" meinte ich und wurde wohl rot dabei. Ich fand es nicht gerade toll, dass er jetzt die Spuren meines Alten sah. "Ist so ähnlich wie bei dir und dem Thema Eltern." fügte ich noch hinzu, um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meinte.

Er ließ sich nicht beirren. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und schien mich nun noch eingehender zu mustern.
"Das sieht aus, als hättest du Prügel bezogen, stimmt's?"
Ich schwieg beharrlich und starrte auf das vorbei fließende Wasser. Er wusste wohl genau, dass er damit ins Schwarze getroffen hatte und dass ich mich nicht mehr zu dem Thema mit meinem Vater äußern würde und blickte ebenfalls auf den Fluss hinaus.

Irgendwann wurde mir das Schweigen jedoch zuviel und ich drückte mich direkt an ihn, denn seine Nähe tat mir in diesem Moment einfach gut. Er lächelte auf mich herab und strich sachte mit seiner Hand über meinen Rücken. Ein wohlige Schauer durchlief mich, und ich hatte das Gefühl, als könnte seine Berührung meine blauen Flecken heilen.

"Na komm', Kleiner. Das wird wieder. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sag's mir, okay?"

Mit einem Auge nach oben blinzelnd nickte ich. "Du hilfst mir doch gerade. Deine Berührung ist fast schon heilend, und bei dir fühl' ich mich sicher."

Er lachte und durchwuschelte meine Haare.
"Und ich bin nicht klein." gab ich noch grinsend hinterher.
Er kraulte mir weiter den Rücken, bis er nach kurzer Weile wieder sprach.
"Was machst du eigentlich in den Ferien? Gehst du weg?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, wir bleiben hier. Seit meine Eltern das Haus abbezahlen müssen, fahren wir nicht mehr in Urlaub. Früher haben wir ab und an Urlaub gemacht in Österreich, Frankreich, Spanien und so."

"Klingt nicht übel. Ich selbst bin noch nie von hier weg gekommen."
Ich war erstaunt über diese Ehrlichkeit. "Bist du nie auf die Idee gekommen, mal weg zu fahren?"
"Wozu? Hier hab ich doch alles, was ich brauche."

Ich musste ihm Recht geben. Hier hatte man tatsächlich alles mehr oder minder vor der Haustüre. Vielleicht fühlte ich mich auch nur seit unserem Umzug in die Vorstadt etwas eingeengt.

"Dann können wir ja als was unternehmen. Wir beide... Oder mit den anderen... So wie du magst."
"Natürlich will ich." rief ich begeistert und drückte mich an ihn. Wären meine Eltern nicht, würde ich vermutlich gar nicht mehr von seiner Seite weichen.
"Und in den Ferien ist auch mehr Zeit, um etwas zu unternehmen."
Er lachte, ich kannte ja seine Einstellung zu Schule.

"Wie lange hast du heute Zeit?"
"Öhm, es sollte nicht zu spät werden. Da achtet mein Alter ziemlich streng drauf."
Genervt verdrehte er die Augen.
"Ist schon gut. Wir haben noch Zeit." lenkte ich ab.

Wie zuvor lag ich noch auf seinem Bauch, während er mir sanft über den Rücken strich, doch diesesmal schlummerte ich irgendwann dabei einfach weg, so behaglich war die Nähe zu ihm.

Ein sanftes Rütteln ließ mich hochschrecken.
"Was ist denn? Wie spät ist es denn?" fragte ich und rieb mir über die Augen.
"Du bist eingepennt." meinte er und wuschelte mir durch die Haare.
"Oh..." stammelte ich und war nun wieder vollends wach. "Mist. Jetzt hab ich zuviel Zeit vertrödelt. Ich..."