Kapitel 5.4.

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"Guten Morgen, mein Kleiner." hauchte er mir ins Ohr, als ich langsam die Augen aufschlug und noch völlig geblendet vom Sonnenlicht war. Als ich mich zu ihm umwandte, blickten mich seine grauen Augen ebenso strahlend an. So erwachte man doch gerne!

"Morgen Lu." meinte ich noch etwas zerknittert. Die durchwachte Nacht steckte wohl doch in meinen Knochen. Und mein Hintern tat weh...

Er gab mir einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich an mich.
"Alles wieder in Ordnung?" fragte ich ihn, und er nickte freudig.
"Es ging mir nie besser. Wie sollte es auch anders sein, wenn man vom liebsten Freund so umsorgt wird?"
Ich musste lächeln, denn es freute mich sehr, ihn wieder glücklich zu sehen.

"Was hältst du davon, wenn wir zwei in der Stadt etwas Frühstücken? Ich meine jetzt nicht einfach an der Brezelbude, sondern mit allem drum und dran."

Das klang wirklich mehr als verlockend und ich stimmte ihm freudig zu.
"Und was machen wir noch so Schönes?"
Er druckste etwas herum...
"Naja, Franco hatte gefragt, ob wir heute Mittag zusammen Basketball spielen gehen. Er hat schon heute Morgen eine SMS geschickt und gefragt, aber ich kann ihn gerne versetzen, wenn..."
"Nein, ist schon okay mein Süßer. Solange ich nicht mitspielen muss, ist alles gut."

Er fing an zu lachen, als ich das sagte. Vermutlich hatte er immer noch das Bild eines keuchenden, schwitzenden und völlig fertigen Heiko vor Augen. Ich malte mir aus, wie ich ihm diesen Gedanken heute Abend im Bett zurückzahlen konnte und grinste dabei.

Heute Abend! Heute war ja Freitag, der Tag, an dem mein Vater seine angeblichen Kundenbesuche hatte. Besuche machte er wohl, aber in dem Fall war er wohl selbst der Kunde. Ich würde Lukas beim Frühstück darauf ansprechen, es war zwar kein erfreuliches Thema, aber ich wollte die Sache mit dem Alten einfach endlich hinter mir haben.

Wir duschten gemeinsam, was natürlich etwas länger dauerte als geplant, und als wir vorzeigbar und angezogen waren, schlenderten wir gemeinsam über die Brücke in die Innenstadt, wo wir uns in einem Café am Marktplatz ein Frühstück mit allem drum und dran bestellten. Mit Croissants, Brötchen, Rührei, Speck, Marmelade, Honig, Wurst, Käse, alles was das Herz begehrte, und vom Umfang her absolut zufriedenstellend für meinen lieben Nimmersatt.

"Ich glaub', ich platze gleich." stöhnte ich, nachdem ich den dritten Teller verputzt hatte.
"Kein Problem, gib her. Ich kümmer' mich um die Reste." meinte er und langte nach einem übrigen, halben Brötchen auf meinem Teller.
"Irgendwann frisst du mir die Haare vom Kopf."
Er lachte und meinte "Nö, die bleiben mal schön dran! Da wuschel' ich so gerne drin herum."
Als er an seinem Kaffee nippte, fragte ich ihn "Heute ist ja Freitag. Meinst du, wir könnten heute Abend in den Sperrbezirk wegen meinem Alten?"
"Weißt du genau, dass er heute Abend dort ist? Marischa hatte gemeint, der wäre nicht jede Woche dort."
"Oh, das kann ich heraus finden. Ich habe da die beste Quelle, und seit Neuestem scheinen wir beide bei ihr hoch im Kurs zu stehen."

Er überlegte kurz und grinste, als er verstand, wen ich meinte.
"Okay, ruf sie einfach nachher mal an. Und falls er da ist, können wir mal bei Marischa vorbei und nach deinem Alten sehen."
"Aber die Frage ist, wie man ihn auch heimlich fotografieren könnte. Weißt du, ich will ihn eigentlich direkt in flagranti erschwischen, wenn er heraus kommt. Oder könnte Marischa da bei sich irgendwie eine Kamera...?"
"Vergiss' das lieber. Wenn sie sowas machen würde, könnte ich mir gut vorstellen, dass Engíz ihr nicht nur den Hals umdreht. Lass' Marischa am besten da raus."

"Und der Türsteher?"
"Besser nicht. Zu grob. Und außerdem würde der nicht auf friedliche Kunden losgehen. Da bräuchte es schon einen Grund dazu, und in die Zimmer darf er nicht einfach so rein."

"Also ist es nur von außen möglich?"
"Ja. Aber das müsste absolut unauffällig passieren. Die Passanten in dieser Straße finden so etwas gar nicht komisch, wenn da einer Fotos macht. Da verkehren Typen, das glaubst du nicht... Ich wollte da drin ehrlich gesagt auch nicht fotografiert werden." meinte er und nippte weiter an seinem Kaffee.

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt