Kapitel 3.1.

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"Du meine Güte, wie siehst du heut' aus. Du machst ja ein Gesicht zum Angst kriegen..."

Daniel sah mich besorgt an, als wir uns am nächsten Schultag nach diesem bitteren Wochenende vor der Schule trafen. Fast das ganze Wochenende durch hatte ich Trübsal geblasen, hatte selbst mit Daniel nichts unternommen gehabt, war auch allen anderen Leuten weitestgehend aus dem Weg gegangen und hatte nicht sonderlich viel Schlaf gefunden. Entsprechend zerknittert musste ich wohl aussehen. Immer wieder hatte ich über den Freitag nachgedacht, immer wieder ihm und dann mir die Schuld gegeben, dass wir auf so unschöne Weise dort am Park auseinander gegangen waren.

Daniel schaute mich immer noch fragend an.
"Ich will nicht darüber sprechen." meinte ich gereizt.
Er schüttelte leicht den Kopf, fühlte sich jedoch als bester Freund in der Pflicht, weiter nach meinem Wohlbefinden zu fragen.

"Du verkriechst dich schon seit letzter Woche. Ans Telefon bekommt man dich gar nicht, auf SMS reagierst du ebenfalls nur knapp. Hättest du nicht wenigsten ein kurzes Lebenszeichen geschickt, wäre ich runter gefahren zu dir. Und jetzt sag's mir. Ist irgendwas mit deinem Alten?"
"Nein."
"Ist irgendwas mit deinem Macker?"
"Verdammt, ich will nicht darüber reden!" schrie ich schon fast, wodurch mein bester Freund natürlich sofort im Bilde war.

Er versuchte noch weiter, mich zu fragen, was los sei, und ob alles in Ordnung wäre, doch ich ging nicht mehr auf diese Art der Fragen ein. Und der anstehende Unterricht trug nicht gerade zur Besserung meiner Laune bei.

Endlos lange zogen sich die Stunden dahin. Es waren die letzten Tage vor den großen Ferien, und ein jeder, sowohl Schüler als auch vermutlich die Lehrer selbst, konnten es kaum erwarten, endlich ihre sechs Wochen Freiheit genießen zu können. Nur noch diese drei Tage galt es zu überstehen.

Nach den ersten beiden Stunden endlich erklang die Klingel, woraufhin alle nach draußen auf den Hof strömten. Missmutig trottete ich neben Daniel her, hinaus auf den grauen Betonplatz.

"Na komm' schon. Schieß los! Sag deinem besten Kumpel doch mal, was dich dermaßen fertig macht." meinte er auffordernd.
Mein Blick fiel auf die beiden Basketballkörbe, welche am oberen Schulhof aufgestellt waren und mich schmerzlich an das Erlebnis im Park erinnerten.
"Ich weiß nicht..." murmelte ich vor mich hin, mit den Gedanken ganz woanders.
"Du kannst mir doch vertrauen und mir alles beichten, Jetzt kotz dich endlich aus, bevor du hier noch welk wirst, so wie du aussiehst." meinte er.

"Na schön. Vielleicht ist es besser, darüber zu reden."
Er nickte zustimmend, als ich fortfuhr.
"Letzten Freitag, da hab ich mich mit ihm getroffen... unten im Lindenhof, beim Turm. Er spielte dort Basketball mit ein paar anderen..."
Ich erzählte Daniel in Kürze vom vergangenen Freitag, doch irgendwie machte mich das nur noch niedergeschlagener, wenn ich so zurück dachte.

Als ich geendet hatte, schüttelte er den Kopf und meinte nur "Ganz ehrlich? Sowas hast du nicht nötig. Irgendwie war das schon klar, dass der so tickt."
"Ich weiß auch nicht... Ich hab' mir wohl falsche Hoffnungen gemacht."
"Aber du warst doch so davon überzeugt, dass es zwischen euch beiden gefunkt hat?"

"Keine Ahnung. Ich fand das, was er dort sagte in dem Augenblick sowas von verletzend. Oh Mann! Dabei hat alles so gut angefangen gehabt." meinte ich und fing an, mir an den Kopf zu fassen, als würde dieser gleich platzen.

"Naja... Vielleicht war der Zeitpunkt auch ungünstig gewesen. Aber dennoch, hätte er anders reagieren können." versuchte Daniel mich aufzumuntern.
"Es war ja nur ein kurzes Gespräch mit ihm. Ich hätte ihn schon nicht weiter aufgehalten. Ich kapier's einfach nicht."
"Und was willst du nun machen?"
"Wenn ich das wüsste. Übermorgen ist dieses Konzert, aber ich glaub', ich geh' da nicht hin."
"Vielleicht solltest du aber. Ich seh doch, wie du gerade innerlich mit dir kämpfst, allen meinen Einwänden zum Trotz."
"Ich weiß nicht... Ich hab mittlerweile gar keine Lust mehr dorthin zu gehen."

Und es war Sommer... (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt