Ein beklemmendes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Ich atme tief ein und aus, versuche irgendwie Luft zu holen, da es sich so anfühlt als würde mir langsam aber sicher jemand den Hahn zu drehen. Vor kurzem noch habe ich einen Platz gefunden, wo ich wohnen kann. Ich habe mich in Sicherheit gewogen. Mal wieder. Zu früh. Alles was ich will ist dass das alles endlich ein Ende findet. Das er ein Ende findet. »Bist du dir sicher, dass wir wieder zurück können?« Ich packe erneut meine Tasche, habe seit Jahren schon aufgehört zu zählen wie oft wir das schon tun mussten. »Keiner weiß, dass du oder ich dort sind. Es hat uns niemand gesehen« antwortet Henry. Sein Optimismus geht mir manchmal auf die Nerven. »Wir verstecken uns also erneut. In der Hoffnung das wir diesmal nicht auffliegen« Ich seufze. Ich bin es langsam leid, jedes mal beginnt es wieder von vorn. Henry und ich laufen so schnell uns unsere Füße tragen können weg, finden einen Platz wo wir für den Moment unterkommen können. Wir tuen alles nur erdenkliche um unsere Spuren zu verwischen, legen falsche, damit uns niemand zu nahe kommt und trotzdem hat es irgendwer geschafft, uns zu finden. Warum sind wir so vom Pech verfolgt? »Dana..« »Nein. Hör auf. Ich darf mich doch wohl über unsere Situation ärgern, das kannst du mir einfach nicht übel nehmen« Ich werfe meine Jacke auf den Boden. Henry seufzt und sieht mich so an, wie er mich immer ansieht, wenn er für uns beide optimistisch bleiben muss. Er stellt sich hin und reicht mir meine Jacke. „Wer sich einen Regenbogen wünscht, muss auch den Regen ertragen« sagt er, woraufhin ich die Augen verdrehe. „Niemand will den Regen ertragen. Nimm dir einen gottverdammten Regenschirm und rette deinen Arsch« sagt Jackson dreist.
Ich drehe mich um und bin augenblicklich ein kleines bisschen glücklicher. »Wir haben nochmal alles durchsucht. Es ist sicher. Ihr könnt.. zurück gehen« fügt Jackson hinzu, die Augen nur auf mich gerichtet. Ich nicke. Logan kommt hinzu, Emily ist bei ihm. „Bei Gott, es ist viel schlimmer tschüß zu sagen wenn wir uns gesehen haben« Er nimmt mich in den Arm und hält mich fest. Die Ungewissheit darüber, ob es vielleicht das letzte Mal ist das wir uns sehen, das wir uns umarmen, jagt mir eine Heiden Angst ein. »Hier« Ein gezwungenes Lächeln huscht ihm über die Lippen. »Die sind nicht abhörbar und ihr habt neue Nummern, nur um auf Nummer sicher zu gehen« »Danke Lolo« nuschle ich, als er auch Henry sein neues Handy gibt. »Es war schön Logans Familie zu sehen« sagt Emily und fällt mir in die Arme. Völlig überrascht lächle ich, sehe im Augenwinkel wie Jackson dort steht und wartet. Ich weiß dass er jetzt lieber mit mir alleine wäre. Jackson sieht mich an als würde er etwas sagen wollen, schluckt es dann doch aber runter und umarmt mich kurz. »Bis demnächst« flüstert er. »Bis demnächst« antworte ich und sehe, wie Henry ihm zunickt. Ein kleiner Silberstreifen am Horizont.
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Wir biegen rechts ab und sind nun auf der Arenas Road, wo sich unser Apartment befindet. Henry parkt das Auto auf unserem Parkplatz. Wir steigen aus und während ich schon einmal nach oben laufe, holt Henry die Sachen aus dem Auto. Als ich oben angekommen bin, bleibe ich für einen Moment stehen. Tyler wartet ungeduldig auf mich, doch erkennen tut er mich wegen dem Zauber nicht. »Tyler?« Nervös stehe ich vor ihm, zwischen uns etwas Abstand. »Kenne ich dich?« fragt er und sieht dabei ziemlich desinteressiert aus. »Ich bins« Ich lächle, vorsichtig, da ich ihn nicht erschrecken will. Uns trennen nur noch wenige Schritte voneinander. »Hier, nimm meine Hand« erkläre ich ihm und nach kurzem zögern greift er nach ihr. Sein Blick wird sofort sanft. Er atmet erleichtert aus und zieht mich in seine Arme, streichelt mit seiner Hand über meinen Kopf. Ich schließe meine Augen und erlaube mir, in seinen Armen für einen Moment durchzuatmen. Ich habe es daraus geschafft, bin sicher angekommen. Tyler löst sich von mir, sieht wieder so ernst aus wie gerade eben noch. »Wir müssen reden« ist alles was er sagt, bevor er meinen Schlüssel nimmt und die Tür öffnet.
»Wo ist dein Schlafzimmer?« »Tyler..« Was will er jetzt in meinem Schlafzimmer? »Ich nehme an dass das da unten Henry ist?« »Ja« »Also gehen wir jetzt dahin wo wir ungestört sein können, denn ich glaube dass du mir einiges zu erklären hast« sagt er monoton. Damit wir uns nicht streiten, nicke ich ihm zu und laufe die Wendeltreppe nach oben vor. Mit einem weiteren nicken deute ich auf die Tür zu meinem Schlafzimmer, die er dann eilig öffnet.
»Setz dich« sagt er. »Du bist hier bei mir, Tyler.« Verwundert über seinen Ton bleibe ich stehen und verschränke die Arme vor mir. »Erzähl mir was passiert ist. Wo warst du die letzten Tage? Ich weiß dass du in Gefahr warst, Dana. Das habe ich gespürt« »Gespürt?« »Ja Dana, ich habe gespürt dass du in Gefahr warst« Er sieht mich eindringlich an, erwartet eine Erklärung. »Ich verstehe..« sage ich, nachdem ich realisiert habe, dass das mit der Prägung zusammen hängen muss. »Nein, du verstehst nicht. Das ist es ja, sonst hättest du mir von Anfang an bescheid gesagt« »Tyler, ich konnte..« »Du konntest sehr wohl. Eine Nachricht hätte gereicht, Dana.« Von Kopf bis Fuß ist er angespannt. Seine Haltung ist steif und seine Atmung geht schneller. »Ich bin doch wieder da..« murmle ich. »Ich wusste aber nicht ob und wann du wieder kommst, und in welchem Zustand« Er fasst sich an die Stirn, reibt sich mit seinen Fingern darüber und atmet aus. »Es ist nicht deine Schuld. Du weißt nichts über unser Leben, unsere Traditionen und Legenden«
»Wir wurden verfolgt« unterbreche ich ihn. Ich will ihm reinen Wein einschenken, jedenfalls so viel wie er eben wissen muss. Tyler setzt sich auf die Kante von meinem Bett. »Dein Vater?« fragt er mich und sofort sehe ich ihn völlig verdutzt an. »Dana, wenn wir als Werwölfe nicht wissen würden, dass das Imperium der Vampire am bröckeln ist, wären wir nicht gut vorbereitet« »Vorbereitet?« Er nickt. Ich weiß worauf er hinaus will. Das Kartenhaus fällt in sich zusammen und es wird erst wieder Ruhe einkehren, wenn mein Erzeuger tot ist. Oder aber Henry und ich werden getötet und die Hölle wird ausbrechen. »Jeder weiß es« sagt Tyler und holt mich aus meinen Gedanken zurück. »Doch ich kann dir nicht helfen, wenn du mich ausschließt, Dana.« fügt er hinzu.
»Tyler..« »Nein, du verstehst immer noch nicht. Ich muss dir helfen, denn wenn ich auch nur spüre dass du in Gefahr bist und ich dir nicht helfen kann, dann bin ich machtlos. Ich bin machtlos ohne dich, Dana. Ich stehe und falle mit dir« »Oh Ty..« Ich setze mich neben ihn und nehme ihn in meine Arme. Nun bin ich es, die ihn so fest hält wie es eben nur geht. Mir war bis gerade eben nicht klar, dass es für ihn viel intensiver sein muss, wenn ich nicht da bin, wenn er nicht in meiner Nähe sein kann. »Nimm mich mit, egal wohin die Reise auch gehen wird. Es ist..« »Überwältigend?« »Ja« »Okay« antworte ich. »Okay?« fragt er. »Ja. Mir war bis gerade eben nicht klar, wie es für dich sein muss. Das ich keine Rücksicht auf dich genommen habe, tut mir leid. Es ist so viel passiert, ich weiß nicht wo ich anfangen soll..« Tyler legt seine Hand an meine Wange und streichelt mit seinem Daumen über diese. Ich schließe meine Augen und schmiege mich seiner Berührung entgegen. »Ich möchte dich meinem Rudel vorstellen, Dana. Wenn du mehr über unsere Traditionen erfährst, ist es bestimmt um einiges leichter für dich, alles zu verstehen. Für sie würde ich mein letztes Hemd geben« Ich lege meinen Kopf schief und lächle ihn an. »Ich würde mich freuen, dein Rudel kennen zu lernen«
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Ich hoffe dass das Kapitel euch gefallen hat und würde mich über Votes und Kommentare sehr freuen 🤍
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Die Ersten unserer Art #Darkness
Paranormal[Teil 1 von 3, wird überarbeitet ] Dana und Henry sind nicht nur Geschwister, die versuchen vor ihrem alten Leben wegzulaufen, sie sind die Ersten ihrer Art. Ein bis jetzt gut behütetes Geheimnis, welches sie nur den wenigsten anvertraut haben. Doch...