Kapitel 35 - Stunde 0

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Ich beiße die Zähne zusammen, starre ohne Ziel gerade aus und versuche mich mit langsamen Atemzügen zu beruhigen. Meine Brust hebt sich langsam und schwer, meine Hände ballen sich zu Fäusten, während mir das Blut in den Adern gefriert und ich drohe, vor lauter Wut gleich über zu kochen. Ein einziges falsches Wort, eine einzige falsche Bewegung, eine einzige Bemerkung und ich könnte für nichts mehr garantieren. Das was ich in diesem Augenblick spüre, ist anders als die Wut, die ich seit meiner Verwandlung fühle. Meine Fingernägel bohren sich in meine Handflächen, das Blut läuft mir langsam die Unterarme hinunter. Alles worauf ich mich konzentrieren kann, ist meine dumme Naivität. Ich bin so unglaublich wütend auf mich selbst und auf Tyler. Ich würde mir die Haut am liebsten abziehen und ihm damit seinen miesen Mund stopfen, so sehr ekelt es mich in diesem Moment an, nicht nur ein Mal mit ihm geschlafen zu haben. Ihn auf und in mir gespürt zu haben. Erst als meine Fingernägel sich tiefer in meine Handflächen bohren und ich realisiere, dass ich mir gerade selbst Schmerzen zufüge, bemerke ich, dass ich von den anderen angestarrt werde.

»Kommst du?!« fragt Henry hektisch. »Was?« »Dana, wir müssen los bevor sie es sich anders überlegen und wieder zurück kehren« »Sind sie echt abgehauen?« frage ich höhnisch. »Du hast heute wahre Größe bewiesen, Henry. Ist dir das klar? Verdammt, du hast ihm die Männlichkeit genommen und bist darauf herum getreten wie ein Irrer!« »Dana!« Er stimmt in mein Lachen ein und grinst zufrieden. »Tat gut« gibt er zu. »Sieht man dir an« antworte ich ihm zufrieden. »Jetzt lass uns weg von hier und in die Stadt die niemals schläft« »Sie wird nicht mit kommen« ruft Jackson ihm zu. Die Verwunderung steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er zwischen Jackson, der seit drei Monaten kein Wort mit mir gewechselt hat und mir, hin und her guckt. »Was zum..« Als er neben uns zum stehen kommt, dennoch nicht in Erwägung zieht, mir zu Nahe zu kommen, ergreift er erneut das Wort. »So wie sie gerade ausgesehen hat, hat sie noch das ein oder andere Genick zu brechen« »Ist das so?« fragt Henry mit hochgezogener Augenbraue ungläubig. »Ich hätte niemals gedacht, dass ich das sage, aber Jackson hat recht« gebe ich zu und muss mir den Anflug eines Grinsens verkneifen, als ich sehe, wie er reagiert. »Logan?« Henry ruft ihn zu uns. »Mister Black?« Der Stolz steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er zu uns stößt. »Unsere Schwester hat noch etwas zu erledigen« erklärt er ihm. Logan sieht auf meine Hände, deren Wunden schon verheilt sind, aber das Blut noch zu sehen ist. »Wohin gehen wir?« fragt er lediglich. Ich schätze es wirklich sehr, dass er keine weiteren Fragen stellt, sondern einfach bereit ist, da zu sein, wenn ich ihn brauche, aber dennoch muss ich seine Unterstützung ablehnen. »Ich muss das alleine durchziehen« »Jetzt?!« »Ich weiß nicht wohin mit meiner Wut, also ja, jetzt. Es muss sein« erkläre ich mit Nachdruck in der Hoffnung, dass er mich versteht und zu meiner Überraschung tut er das. »Nimm Sawyer mit, damit er dich danach zum Flughafen fahren kann« »Könnt ihr zwei Stunden warten? Länger werde ich nicht brauchen« »Klar. Wir müssen eh die Autos wechseln, jetzt da sie wissen, womit wir unterwegs sind. Ruf mich an wenn du auf dem Weg bist« »Mache ich, danke Lolo« Er nimmt mich in die Arme und drückt mich kurz. »Pass auf dich auf« flüstert er mir zu. »Immer« antworte ich ebenso leise. Jackson steht neben mir, als Henry mich umarmt und für einen Augenblick intensiv anstarrt. »Ich weiß dass du auf dich aufpassen wirst« »Das stimmt« Wir nicken einander zu und grinsen. »Bis gleich« sagt er. »Bis gleich« antworte ich und Henry läuft zurück zu den Wagen. Jackson atmet ein Mal tief ein- und wieder aus. »Wenn wir in New York angekommen sind, reden wir« »Ist das ein Versprechen oder eine Drohung?« frage ich ihn mit hochgezogener Augenbraue, meine Arme vor meiner Brust verschränkt. »Du hast drei Monate lang kein Wort mit mir gewechselt, vielleicht möchte ich ja gar nicht mit dir reden« füge ich hinzu. Er verringert den Abstand zwischen uns und kommt mir gefährlich nahe. Emily winkt mir aus dem Auto aus zu, als Jacksons Hand meine Schulter berührt. »Du willst, ich will. Pass auf dich, D« flüstert er mir ins Ohr und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Meine Haut wird unter seiner Berührung warm, doch jetzt gibt es deutlich wichtigeres zu erledigen, als dahin zu schmelzen, nur weil seine wunderschön vollen und weichen Lippen erneut meinen Körper berührt haben.

Die Ersten unserer Art #DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt