„Wer weiß schon, welche Menschen alle heimlich ineinander verliebt sind und es voreinander verschweigen, damit das Leben geordnet bleibt."
Wenn man vom Pech verfolgt wird und von einem Unglück in das nächste rennt, lernt man, wann man Luft holen kann. Seit fast sechsundzwanzig Stunden flüchten wir mal wieder vor dem davon, was meine Familie und mich schon verfolgt, seit dem wir uns verwandelt haben und mein Bruder starb. Ich wusste, dass Aiden's Tod uns verändern wird, ich wusste, dass es niemals wieder so sein würde, wie es einmal war, doch hätte ich niemals damit gerechnet, den Rest unserer Unsterblichkeit damit zu verbringen, vor demjenigen weg zu rennen, dessen Aufgabe es sein sollte, uns zu beschützen. Ellenoire versteckt sich immer noch hinter dem Mantel seiner Macht, aus Angst vor ihm und seinen Gewaltausbrüchen, obwohl sie ganz genau weiß, dass wenn er uns erwischt, auch sie von ihm erstochen wird. Niemals auch nur einen Moment der Ruhe haben, niemals wirklich ankommen, niemals Fuß fassen, das alles hätte uns erspart werden können, hätten wir eine funktionierende Familie gehabt. Doch niemand kann etwas für die Familie in die man hineingeboren wird. Miteinander verwandt zu sein ist doch nichts im Vergleich dazu, von jemandem bedingungslos geliebt und akzeptiert zu werden. Ich gebe einen feuchten Dreck darauf, für mich war Blut niemals dicker als Wasser.
Mein Herz schlägt schneller umso näher wir unserem Ziel kommen. Mit meinem Daumen reibe ich mit Druck über die Handfläche meiner linken Hand und beiße auf meine Unterlippe. Sechsundzwanzig Stunden der Ungewissheit später, sind wir in Ciudad Victoria, der Hauptstadt des Bundesstaates Tamaulipas in Mexiko angekommen. Wir mussten eine Landesgrenze überqueren und mehr als einen Tag fahren, doch wir haben es geschafft. Als letzte von uns dreien war es Blake, die sich hinter das Steuer setzen musste, damit Liv sich ausruhen konnte.
»Wir sind da« verkündet Blake uns, als sie das Auto auf dem Grundstück parkt. Ich kann es kaum erwarten aus dieser Klapperkiste auszusteigen und meine eigene Familie endlich wieder zu sehen, weshalb wir uns beeilen, als wir all unsere Taschen aus dem Wagen holen. Zwei mir sehr bekannte Gesichter kommen uns entgegen und umso kleiner der Abstand zwischen uns wird, umso größer wird meine Angst. »Wie seht ihr denn aus?« frage ich Sawyer und Hudson völlig entsetzt. Ihre Haut hat den für sie üblichen Glanz verloren, sie sind blasser als ich es in Erinnerung habe und anhand der Narben sieht man, dass die Wunden deutlich langsamer und schlechter heilen als sonst. »Wie geht es den anderen?! Ist mit meinen Brüdern und Emily und Jackson alles in Ordnung? Wo sind sie?!« Alles um mich herum dreht sich, die Anspannung wird immer größer und schon wieder fehlt mir die Luft. Ich reibe mir erneut mit Druck über die Handfläche meiner linken Hand. »Jetzt sagt doch endlich mal was!« »Miss..« »Sawyer, scheiß doch endlich mal auf die Formalitäten« unterbreche ich ihn, da die Geduld inzwischen meinen Körper verlassen hat und im Winde verweht. »Sie sind alle hier und warten schon auf Sie« rückt er endlich mit der Sprache raus. »Lebend?« frage ich mit Nachdruck. »Ja« antwortet er sofort und als es endlich auch bei mir ankommt, fühlt es sich an als wäre mir die Last der Welt von den Schultern genommen worden. Ich atme erleichtert aus und reibe mir die Anspannung von meinem Gesicht. Wenn sie leben, kann alles wieder gut werden, egal welche Steine sich uns in den Weg legen. Wir haben einander, dass ist das einzige was zählt. »Gehen Sie ruhig, wir bringen ihre Taschen rein« Liv, Blake und ich nicken den beiden dankend zu.
Der Weg zur Haustür ist nicht weit und doch fühlt es sich an, als würde es niemals ein Ende nehmen. »Weißt du was, wir helfen Sawyer und Hudson mit den Taschen« entscheidet Liv. Fragend sehe ich sie an, doch Blake stimmt ihr zu, nachdem die beiden Blicke ausgetauscht haben. »Danke« antworte ich ihr verstehend, dass sie das tun, um mir Zeit alleine mit ihnen zu geben. Als sie sich wieder auf dem Weg zum Auto machen, klopfe ich mit einer zur Faust geballten Hand drei Mal an die Tür. Ich hätte mit jedem gerechnet, aber nicht mit ihr.
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Die Ersten unserer Art #Darkness
Paranormale[Teil 1 von 3, wird überarbeitet ] Dana und Henry sind nicht nur Geschwister, die versuchen vor ihrem alten Leben wegzulaufen, sie sind die Ersten ihrer Art. Ein bis jetzt gut behütetes Geheimnis, welches sie nur den wenigsten anvertraut haben. Doch...