Kapitel 22 - Overwhelmed

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Normalerweise hasse ich Hektik, doch in dieser Familie ist das etwas anderes. Wir denken nach, besprechen was zu tun ist und handeln dementsprechend. Unter Zeitdruck funktioniert alles besser, man lässt unnötige Aufgaben in den Hintergrund rücken und konzentriert sich auf das was wichtig ist, egal wie schnell einem das Herz rast. Man schaltet alles unwichtige aus, selbst seine eigenen Gefühle und funktioniert einfach nur noch. Was soll man auch anderes tun? Wir haben keine Zeit mehr, um in Selbstmitleid zu versinken, es gibt wichtigeres, worum wir uns kümmern müssen. Zumindest bin ich davon in unserer fünf minütigen Autofahrt von unserem alten Safe Haus ins neue überzeugt. Ich rede es mir ein, denn wenn ich mir kein Selbstvertrauen einrede, verliere ich noch die Kontrolle. Doch jetzt habe ich schlicht und einfach keine Zeit dafür, die Kontrolle zu verlieren, ich muss für meine Freundin da sein, der ich gleich erzählen muss, dass sie sich in etwas verwandelt, von dem sie nicht mal wusste, dass es.. das wir, existieren.

Valerie parkt den Wagen vor dem neuen Haus und steigt aus, lässt die Tür hinter sich zu fallen. Edley, Henry und ich tuen es ihr gleich. Logan, Emily und Jackson sind mit Hudson im Auto hinter uns. Kurz nachdem wir alle ausgestiegen sind, sehen wir einen weiteren schwarzen SUV die Straße entlang fahren, das müssen Sawyer und Liv sein. Man spürt nicht nur die Spannung, man sieht sie Hudson und Valerie an. Sie schauen sich aufgeregt die Umgebung an, ihnen wäre es lieber gewesen, vorher alles in Ruhe sichern zu können. Als der Wagen hinter den anderen beiden parkt und Sawyer auf der Fahrerseite aussteigt, stehen wir endlich nicht mehr wie bestellt und nicht abgeholt am Straßenrand, sondern setzen uns in Bewegung. Edley greift nach seinem Handy in der Hosentasche und ruft jemanden an, ich nicke Henry zu, der zu unserem Bodyguard läuft und sich selbst ein Auge von Liv's Situation machen will. Sawyer öffnet die Tür, was meinen Bruder einen Blick auf den Beifahrersitz erhaschen lässt. Noch während Henrys halber Körper im Auto steckt, geht hinter uns die Tür auf und Hudson und Valerie gehen auf sie zu. Es ist die letzte Möglichkeit für meine Freundin, lebend aus dieser Situation heraus zu kommen und als Henry auf uns zu läuft, habe ich gleich ein ungutes Gefühl im Magen. Er schüttelt seinen Kopf. Nun ist Livs letzte Chance im Winde verflogen. Ihr Leben, wenn sie sich denn für ein Leben als gleichgesinnte entscheidet, wird sich auf den Kopf stellen und nie wieder so sein, wie es einmal war. »Ich gehe zu ihr, solange bis du den Raum geschützt hast« entscheidet Henry.

Eine Frau mit kurzen blonden Haaren, sie dürfte etwa im selben menschlichen Alter wie ich sein, öffnet uns die Tür. Ohne sich vorzustellen, sagt sie »Mein Vater mag dich nicht« zu Logan. Sichtbar überrascht von ihrer Vorstellung antwortet er spöttisch »Und dein Vater ist?« »Ich sollte mich euch vielleicht vorstellen. Ich bin Tiffany Pettigrew« »Das erklärt so einiges« Tifanny Pettigrew.. Bei Gott, alleine wie sie hier vor uns steht, ihre Ausstrahlung. Sie ist unglaublich eingebildet und redet mit uns, als wäre sie etwas besseres. Schaut uns herablassend an. »Du darfst mich aber gerne Tiff nennen« sagt sie, als sie sich zu Jackson gedreht hat und macht ihm dabei schöne Augen. Tiffany reicht ihm die Hand, schaut ihn dabei von oben bis unten an und lächelt übers ganze Gesicht. »Also ich will dich ja echt nicht stören Tiffany, aber falls du es nicht mitbekommen hast, stecken wir so ziemlich in der Krise und haben es dezent eilig« »Und wessen Schuld ist das?« fragt sie mich, ohne den Blick von Jackson abzuwenden. »Wie bitte?« »Nichts nichts, schon gut« Jackson schüttelt ihre Hand, guckt uns an und zuckt dann lediglich amüsiert mit den Schultern. Ich könnte ihm den Hals umdrehen dafür wie zufrieden er mich gerade ansieht. »Du musst dann wohl Emily sein, komm doch rein, der Notar wartet schon auf dich« »Sie geht nicht ohne mich« »Kannst du deine kleine nicht mal für fünf Minuten alleine lassen?«

Ich weiß nicht auf welchen Drogen sie ist, aber versteht sie den ernst der Lage nicht? Wahrscheinlich denkt sie sich, dass sie mit uns spielen kann, nur weil wir auf ihre Einladung warten müssen. »Ist ja schon gut« Sie hebt beschwichtigend die Arme. »Komm doch rein, Logan« fügt sie schließlich hinzu. Tiffany geht einen Schritt zur Seite und öffnet die Tür. Emily sieht im Wohnzimmer schon den Notar sitzen, Logan legt ihr seine Hand auf den Rücken und begleitet sie zu ihm.

Die Ersten unserer Art #DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt