Kapitel 7 - das Abkommen

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Heute Abend findet ein wichtiges Gespräch statt. Seit Jahrhunderten pflegen Werwölfe und Vampire die Tradition sich zu versammeln, um das Abkommen, welches unsere Vorfahren einst beschlossen haben, erneut zu bestimmen. In diesem Fall sind es Tyler's Rudel, das größte in Palm Springs, und Henrys und meine Wenigkeit, da wir die Ersten unserer Art sind. Eigentlich wären Edley und Logan auch dabei gewesen, aber da die Gefahr dass wir verfolgt werden immer noch besteht, haben wir alle gemeinsam entschieden, dass mein Bruder und ich auch für sie sprechen werden. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, ihre Stimmen endlich wieder zu hören, oder sie endlich wieder in meine Arme schließen zu können, ist es besser so für uns alle. Edley und Logan vertrauen uns, und sie wissen, dass wir keine falsche Entscheidung treffen würden.

»Ich vermisse Lolo« seufze ich und setze mich auf die Couch zu Henry. »Ich auch. So lange waren wir noch nie von ihm getrennt« »Ich will ihm nicht mehr länger über ein Wegwerfhandy abgebrochene Sätze schreiben, ich will ihn bei mir haben. Das ist doch echt beschissen« »Bald. Bald haben wir es geschafft und dann sind wir alle wieder vereint. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben«

Henrys Rede wird vom Klingeln an der Haustür unterbrochen. »Dass wir Wölfe hier her einladen..« brummt er. »Es muss sein, das weißt du doch« antworte ich und gehe dann zur Tür. Als ich sie öffne, staune ich nicht schlecht wie viele es eigentlich sind. »Wow«
»Hey Baby« grinst Tyler und will mich zur Begrüßung küssen, doch ich unterbreche ihn und reiche ihm meine Hand. »Guten Abend Mister Davies, ist ihr Rudel vollständig?«
Mit großen Augen guckt er mich an und schüttelt meine Hand. »Ja.. ja das ist es«
»Dann kommt doch bitte rein« »Weißt du eigentlich, wie anziehend du gerade bist?« flüstert er mir im vorbeigehen ins Ohr, was mir sofort ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.

»Henry« Tyler nickt ihm zur Begrüßung zu. Mein Bruder steht von der Couch auf, und automatisch verändert sich sein Verhalten. Auch wenn er Wölfe nicht mag, wenn es ums Geschäft geht war er schon immer sehr professionell. Die Gesetze, das Abkommen und die Regeln sind schließlich das, weshalb Werwölfe und Vampire schon so lange untereinander leben konnten, und deshalb sind ihm diese auch wichtig. Henry reicht ihm die Hand und schüttelt diese. »Tyler« sagt er lediglich nickend, und stellt sich dann neben mich.

Da Tyler's Rudel noch größer ist als ich es dachte, haben sich alle dort verteilt wo sie Platz gefunden haben. Einige sitzen auf der Couch, stehen in der Küche oder haben sich sogar auf die Treppe gestellt. Nur Tyler und sein Beta stehen uns gegenüber.

»Ich weiß dass nicht alle mit unserer Ankunft hier einverstanden sind. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, ist unser Vater nicht gerade jemand den man um sich haben will, weshalb wir vor einiger Zeit vor ihm geflohen sind« Ein großer Teil seines Rudels beginnt zu tuscheln. »Zeigt ihnen ein bisschen Respekt« ermahnt Tyler sie, woraufhin sie wieder leise sind. Dankend nicke ich ihm zu. »Aber wenn unsere Vorfahren eine Sache hinbekommen haben, dann ist es den Waffenstillstand zwischen uns zu wahren. Es ist nicht nur Pflicht, sondern auch Tradition zu einander zu kommen um das Abkommen zu besprechen, wenn man irgendwo neu ist. Deshalb haben wir euch heute zu uns eingeladen, um zu zeigen dass wir das bewahren wollen«

»Das oberste Gesetz für uns sollte allen klar sein. Wir halten eure Identität geheim, und ihr unsere. Hat irgendwer dagegen etwas einzuwenden?« fragt Henry. Als keiner sich meldet, fährt Tyler fort.

»Das Abkommen besagt, dass ihr in unser Revier eingedrungen seid. Unser höchstes Gesetz ist aber, die Mate eines Wolfs nicht zu verletzen, und das missachtet niemand von uns. Daher entfällt Punkt Zwei des Abkommens« grinst Tyler zuversichtlich.

Die Mate eines Werwolfs.. Tyler hat es zum ersten Mal laut ausgesprochen. Ob ich ihm gerecht werden kann?

»Was ist mit dem dritten Gesetz, hm?« fragt einer der Wölfe frech. »Für euch Blutsauger ist unser Blut tabu, das ist euch schon klar, oder?« »David..« knurrt Tyler, unzufrieden darüber dass er die Abstimmung unterbrochen hat. »Nein, ich hab die Schnauze voll! Ich spreche nur das aus, was alle anderen denken« Tyler dreht sich zu seinem Rudel um. »Ist das wahr?« fragt er sie. »Ich habe euch was gefragt!« fügt er hinzu, wobei seine Stimme etwas.. lauter wird. »Nur weil du dich auf sie geprägt hast, müssen wir hier nicht auf beste Freunde tun« brummt dieser David genervt. Tyler atmet einmal tief ein und aus. »Es geht hier verdammt nochmal nicht darum, wer sich auf wen geprägt hat! Es geht hier um eine Tradition unserer Vorfahren, weshalb unsere Spezies schon Jahrhunderte überlebt hat. Wer also mit dem Abkommen nicht einverstanden ist, wem unsere Gesetze und Werte egal sind, der kann sich gleich verpissen und ein einsamer Streuner werden. In diesem Rudel halten wir uns an Regeln, und jeder der sie missachtet wird aus unserem Rudel verbannt. Klar!?«

Ich hätte nicht gedacht, dass Tyler so einschüchternd sein kann.. aber zumindest hat er Sache mit Henry gemein. Er versteht worauf es ankommt. Er versteht, dass es nun mal Recht und Ordnung braucht, damit wir so friedlich wie möglich unter einander leben können.

»Willst du gehen, David?« »Nein..« nuschelt er. »Dann reiß dich gefälligst zusammen!« droht er ihm.

Henry ergreift das Wort. »Wir hatten nie vor, gegen das dritte Gesetz zu verstoßen. Wir sind anderweitig versorgt« sagt er lediglich.

»Tyler?« erinnere ich ihn. »Ja.. ja entschuldige« Er schüttelt seinen Kopf, noch immer geschockt von dem was David gesagt hat.

Das wird definitiv noch ein Nachspiel für David haben, da bin ich mir sicher..

»Das vierte Gesetz dürfte nicht allen bekannt sein, daher bat Dana mich es euch zu erklären. Jeder von euch kann sich mit Sicherheit an seine erste Verwandlung erinnern, an den ersten Vollmond und die Schmerzen, und jeder von euch weiß, dass man kaum Kontrolle über sich hat. Das vierte Gesetz besagt, dass ein Wolf, der bei seinem ersten Vollmond die Kontrolle verliert und jemanden verletzt oder sogar tötet, augenblicklich ein Streuner wird, oder ihm sogar schlimmeres passieren kann. Das entscheidet der Rat. Und da Dana und Henry nun mal die Urvampire sind, fällt diese Entscheidung in ihren Aufgabenbereich«

»Wir sollen ihnen vertrauen?« fragt eines seiner Rudelmitglieder empört. »Im Gegensatz zu unserem Vater, haben wir unsere Entscheidungen immer fair getroffen. Es wird niemandem etwas passieren, wenn er sich an das Abkommen hält. Ich kann mir gut vorstellen, wie schmerzhaft eure erste Verwandlung war. Bei uns war es nicht anders, als wir zu dem wurden was wir heute sind. Es ist schwer, aber es ist machbar.«

»Das fünfte und letzte Gesetz des Abkommens erklärt sich von alleine. Wir verletzen euch und eure Familie nicht, dafür lasst ihr unsere in Ruhe«

»Stimmt es, dass man euch nicht töten kann?« fragt dieser neugierige David ohne Umschweife. Henry grinst. »Ja das stimmt, aber das heißt ja nicht das wir nicht verletzlich sind, auch wenn wir wahrscheinlich mehr ertragen, als ihr es euch vorstellen könnt. Beim letzten Gesetz geht es um gegenseitigen Respekt des Lebens. Es ist fast noch wichtiger als das erste Gesetz, denn wenn wir nicht anfangen uns zu akzeptieren, kann es ganz schnell ganz böse enden.« »Habt ihr noch irgendwelche Fragen?« frage ich in die Runde. Als keiner etwas sagt, und Tyler seinen Kopf schüttelt, füge ich »Dann wäre ja alles geklärt« hinzu.

»Es war mir eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen, Miss Thompson« grinst Tyler und schüttelt erneut meine Hand. »Ebenso, Mister Davies« antworte ich. Als er sich dann auch von Henry verabschiedet hat, sehe ich ihm dabei zu wie er zur Tür läuft, und sein Rudel ihm auf Schritt und Tritt folgt.

»Das lief gut, oder?« frage ich Henry. »Finde ich auch. Hoffen wir nur dass alle sich daran halten werden«

Kurz nachdem alle raus sind, klopft es an der Tür. Ich gucke meinen Bruder an, der nur unwissend mit den Schultern zuckt. »Hast du was vergessen?« frage ich Tyler, als er vor mir steht. »Das Treffen ist doch offiziell vorbei, oder?« »Ja?« »Gut« sagt er und zögert keine Sekunde mehr, seine Lippen auf meine zu legen. Meine Hand liegt an seiner Wange, während ich den Kuss erwidere. »Du bist unmöglich« lache ich. »Du hättest mir den Kuss vorhin nicht verwehren dürfen« grinst er schelmisch. »Ach nein?« »Du weißt nicht was das mit mir angestellt hat« flüstert er mir mit tiefer Stimme ins Ohr, danach haucht er einen Kuss mit seinen vollen Lippen auf eben diese Stelle. »Bis morgen früh, ich hol dich ab«


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Ich hoffe dass das Kapitel euch gefallen hat und würde mich wie jedes Mal über Votes und Kommentare freuen ❤️

Ideen über das Abkommen mit Hilfe von xxNevianxx gesammelt 🥰

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