Kapitel 25 - Leben oder Tod?

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Obwohl Jackson die erste Wache übernommen hat und ich wirklich versucht habe, mich auszuruhen, konnte ich dennoch nicht einschlafen. Ich lag im Bett, mit geschlossenen Augen und war vielleicht im Halbschlaf, denn sobald ich das kleinste Geräusch wahr genommen habe, war ich wieder hellwach. Edley übernahm die zweite Wache, wir haben uns dazu entschieden, dass auch wenn Liv den Keller nicht verlassen kann, immer jemand in ihrer Nähe sein soll, um ihr beizustehen, da wir es uns und all den anderen Vampiren auf unserer Seite nur gewünscht hätten, nicht alleine zu sein. Möglich zu sein, jemanden um sich zu haben, der das selbe bereits durchgemacht hat, ist besser als alleine zu sein. Dennoch konnte ich es mir nicht nehmen, immer nach ihr zu gucken, wenn ich mal wieder wach wurde. Henry hat sie zwar bereits ein paar Mal gesehen, aber ich denke eine Freundin an seiner Seite zu haben tut ihr gut, auch wenn sie größtenteils alleine gelassen werden wollte. Sie ist verständlicherweise vollkommen überfordert mit der Situation, wusste bis vorgestern nicht einmal, dass wir existieren.

Henry kommt in mein Zimmer, öffnet die Tür und sieht mich an. »Kann ich dir helfen?« frage ich ihn. Er läuft zum Spiegel an der Wand, sieht sich selbst darin an, schüttelt den Kopf und verlässt mein Zimmer wieder, ohne ein Wort zu sagen. »Henry, Tür!« rufe ich ihm noch hinterher, doch natürlich hat er diese sperrangelweit aufgelassen. Genervt stehe ich von meinem Bett auf und schließe die Tür hinter ihm wieder. Als ich mich umdrehe, bemerke ich, wie es draußen immer dunkler wird. Ich laufe die Treppe nach unten und sehe den Rest der Familie, inklusive Emily auf der Couch sitzen und reden. Sobald sie mich sieht, kommt sie zu mir gelaufen. »Was denkst du, wie wird sie sich entscheiden?« »Ich hoffe sie entscheidet sich dafür Blut zu trinken« antworte ich ihr ehrlich. Ich will nicht selbstsüchtig erscheinen, aber das ist meiner Meinung nach die bessere Option von den beiden, die sie hat. Emily nickt mir zustimmend zu. »Soll ich mal mit ihr reden?« »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre. Nicht deinetwegen, sondern einfach aufgrund ihrer Situation« versuche ich ihr zu erklären, in der Hoffnung dass sie mich versteht. »Aber wäre es nicht gerade wegen ihrer Situation besser, wenn der einzige hier anwesende Mensch mit ihr redet?« Wenn ich so über das was Emily sagt, nachdenke, dann hat sie wahrscheinlich recht. Wir können Liv zwar verstehen, aber Emily kann sich viel besser in sie hineinversetzen. »Was sagt Logan dazu?« »Was sag ich wozu?« Natürlich hat er gelauscht. »Das meine Verlobte mit einem Neuling redet?« Er sieht mich fragend an, steht dann auf und gesellt sich zu uns. »Ist in Ordnung. Wir bleiben oben an der Kellertreppe« fügt er hinzu, wohin gegen ich nichts einzuwenden habe. Emily sagte mir, dass es wahrscheinlich besser wäre, wenn ich nicht auch noch neben ihnen stehe, damit Liv und sie alleine miteinander reden können. Von Mensch zu.. noch Mensch.

Ich setze mich auf der Couch neben meine Brüder, Jackson sitzt auf dem Sessel rechts von uns und starrt grinsend auf sein Handy. Ich schüttle meinen Kopf. »Gibt es eigentlich etwas neues aus London? Haben sie bereits Packham und Deptford angreifen können?« frage ich Edley neugierig. »Garret, Riley und Lewis haben Unterstützung bekommen und haben sich dann aufgeteilt. So konnten sie beide Standorte rechtzeitig sichern, bevor Ardens Männer auch die beiden Blutbanken ausrauben konnten. Pettigrews Spende lief äußerst gut, die Konserven sind vor einer halben Stunde in der Blutbank angekommen« Erleichtert über wenigstens eine positive Nachricht atme ich hörbar aus. »Sehr gut. Wann gehen die nächsten Lieferungen raus?« »Sie packen gerade alles zusammen und gehen die Listen durch, um es auf die verschiedenen Nester gereicht aufteilen zu können« »Dazu dürfte es ja genügen, die Bestellung der vergangenen Wochen anzusehen« gibt Henry sich zu Wort. »Ja, so haben sie es auch getan« Meine Brüder nicken sich zufrieden zu. »Ich habe vergessen, wie viel Freude Papierkram mit sich bringt« lächelt Edley zufrieden. »Du bist ein echter Workoholic, Ed« antworte ich lachend.

»Kümmert Oliver sich solange du weg bist um die Agentur?« »Ja, aber er arbeitet vom Home Office aus. Ich will nicht dass er sich noch mehr in Gefahr bringt, als er es ohnehin schon tut. Er ist mit mir verheiratet, das ist genug Gefahr für ein ganzes Leben und noch mehr« beantwortet Edley Henrys Frage. »Ich musste gestern an Aiden denken« gestehe ich meinen Brüdern. »Ich auch« lässt Henry mich wissen. Ed sieht und bedrückt an. Als zweites Kind unserer Erzeuger hat er am meisten Erinnerungen an ihn und mit ihm sammeln dürfen. »Aufgrund Olivias Verwandlung?« Ich nicke ihm bejahend zu. »Lässt einen nachdenklich werden, wie unser Leben hätte aussehen können, mit dem Erstgeborenem an unserer Seite« »Denkst du, dass er uns nicht hätte töten wollen, wenn Aiden die Verwandlung überlebt hätte?« »Ich glaube wahrhaftig, dass viel damit zutun hat, das Aiden gestorben ist. Vater gibt uns auf einem oder anderem Weg die Schuld an seinem Tod. Das war so und das wird auch immer so bleiben«

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