Kapitel 7

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Direkt am nächsten Morgen werde ich aus dem Verkaufsteam abgezogen, um am PC in meinem Büro einige Wissenstest zu beantworten

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Direkt am nächsten Morgen werde ich aus dem Verkaufsteam abgezogen, um am PC in meinem Büro einige Wissenstest zu beantworten.
Als ich meinem Freund gestern Abend von meiner neuen Aufgabe erzählte, hat er sich zwar gefreut, war jedoch auch etwas skeptisch, ob ich das alles schaffe.
  Seine Zurückhaltung hat irgendwie meinen Ehrgeiz geweckt, aber nun fühle ich mich zudem unsicher.
Die Fragen sind sehr breit gefächert und behandeln nicht nur die Themenbereiche Kunst und Design, sondern auch Politik, Weinkunde sowie Historik. Mister Roland möchte auf diese Weise erörtern, in welchen Bereichen ich besonders gefördert werden sollte und wo noch Bedarf eines intensiven Briefings ist.
Die Fragen zu Kunst, besonders zur Malerei fallen mir leicht.
Auch der Bereich Historik ist nicht sonderlich schwer zu beantworten.  Allerdings ist Politik eindeutig meine Schwachstelle und ebenso muss ich eingestehen, dass ich von Wein keine Ahnung habe. Doch da Ausstellungen oftmals mit Weinverkostungen einhergehen, besteht Mister Roland auf ein gewisses Grundwissen.
  Die Fragebögen beschäftigen mich den kompletten Vormittag. An eine Pause ist nicht zu denken, und obwohl mir so langsam der Kopf schwirrt, verlasse ich das Büro erst, als alles beantwortet ist.
Vorsichtig klopfe ich an Mister Rolands Bürotür.

  „Miss Austen, sind Sie mit den Tests durch?", erkundigt er sich etwas überrascht.

  „Ja, ich habe alle Fragen soweit beantwortet", erkläre ich verunsichert.

  „Na wunderbar. Das ging ja wirklich schnell. Gönnen Sie Sich eine Auszeit, während die Auswertung läuft. Das kann eine Stunde dauern. Das Café gegenüber hat einen hervorragendes Mittagstisch."

Dieses Angebot nehme ich dankend an, da ich nun schon eine kleine Atempause gebrauchen könnte, um den Kopf frei zu bekommen. Schnell hole ich meine Jacke und meine Geldbörse, bevor ich in die klirrende Kälte trete. Es ist unangenehm frostig aber der eisige Wind wirkt nach den Stunden in dem kleinen Büro richtig belebend.

Ich atme einige Male tief durch, dann husche ich auf die andere Straßenseite.
  Da ich in letzter Zeit außer zwei Tassen Kaffee nichts frühstücke, knurrt mein Magen inzwischen heftig, sodass ich mir Mister Rolands Tipp mit dem Mittagsangebot zu Herzen nehme.
  Das Café ist recht klein mit wenigen Sitzplätzen. Die Einrichtung ist allerdings sehr einladend, hell und freundlich. Im Hintergrund läuft leise Musik und es riecht köstlich nach frischen Apfelkuchen. Also setze ich mich an einen der Tische am Fenster und studiere die Karte.

  „Hallo, haben Sie Sich schon entschieden?", spricht mich wenig später die junge, blonde Bedienung an.

Sorgsam lege ich die Karte zur Seite.

  „Ja, ich hätte gerne einen großen Macchiato und ein Stück Rahmkuchen, bitte", gebe ich meine Bestellung auf.

  „Gute Wahl", lächelt sie herzlich, bevor sie zurück an den Tresen geht.

Um mich nicht allzu verloren zu fühlen, hole ich mein Handy aus der Jackentasche und schaue nach meinen Emails. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt, beim Essen und nach der Arbeit alleine zu sein, aber mein Dad und meine Freunde fehlen mir schon. Manchmal sogar so sehr, dass ich am Liebsten wieder zurückgehen würde.
  Außer dem Newsletter der 'Art and Style' habe ich keine neuen Nachrichten.
  Gerade als ich den Link öffnen will, kommt die Bedienung mit meiner großen Tasse und dem Kuchen. Es sieht alles richtig appetitlich aus und schmeckt ausgezeichnet. Allerdings sind die Preise hier doch ziemlich deftig. Normalerweise kann ich mir solche Szenecafés nicht leisten, da die Mieten in Seattle hoch sind und ich mir ja auch noch einige Dinge zulegen muss.
  Erst jetzt realisiere ich, dass mit dem Verkauf des Gemäldes eine saftige Provision auf meinem nächsten Gehaltszettel einhergeht. Vor Freude kribbelt mein Magen.
  In der Aufregung wegen der bevorstehenden Künstlerbetreuung ist es mir bis jetzt gar nicht wirklich bewusst geworden. Ich kann mir nicht nur diesen Kaffee mit Leichtigkeit erlauben, wir können uns nächsten Monat auch Wandfarbe und die Regale leisten. Freudig grinse ich vor mich her, während ich den Macchiato genieße und mir dabei ausmale wie schön unser Wohnzimmer mit einem lavendelfarbenen oder Pastell grünen Anstrich erscheinen würde.
  Dann werde ich mir auch gleich einen neuen Mantel und ein paar Blusen für die Arbeit kaufen und für Jadon eine schöne Jacke.
  Bei dem Gedanken wird mir ganz warm und am Liebsten würde ich direkt ins Shopping Center fahren. Schließlich ist es schon eine ganze Weile her, dass wir uns etwas gegönnt habe.

Leider verstreicht die Stunde wie im Flug, so dass ich bezahle und mich durch die heftigen Windböen wieder in die Galerie kämpfe.

Zurück in meinem Büro kommt Mister Roland mit einem Stapel Papieren und dünnen Broschüren, die ich in den nächsten beiden Tagen lesen soll.
  Es geht hauptsächlich um auserwählte Weine und Jungkünstler.
Da es wirklich eine Menge Lernstoff ist, den ich mir einprägen soll, beginne ich mit der Liste der Künstler. Eigentlich handelt es sich mehr um eine Auflistung von Namen mit kurzem Werdegang und Aufzählungen der Gemälde.
  Um es mir etwas leichter zu machen, gebe ich den jeweiligen Namen in die Internetsuche ein. Es ist wesentlich interessanter, wenn man zu den ganzen Daten ein Bild vor Augen hat. Natürlich ist es spannend etwas über neue Maler zu erfahren, trotzdem muss ich zugeben, dass meine Gedanken immer wieder abschweifen.
  Die Freude ist einfach zu groß. Ständig muss ich daran denken, dass sich unsere Geldsorgen für die nächste Zeit in Luft aufgelöst haben und wir tatsächlich alle wichtigen Anschaffung tätigen können, ohne Angst zu haben, dass wir am Ende des Monats pleite sind. Ich sehe schon die lästigen Kartons verschwinden, die mir in unserem Appartement nur Platz stehlen und einen Kleiderschrank mit einer Auswahl, die sich nicht nur auf das Allernötigste beschränkt.
Auch Jadon wird dadurch eine Last von den Schultern fallen.
  So schön die Vorstellung auch ist, hat mir meine Träumerei leider viel Zeit genommen und ist Schuld daran, dass ich mich heute Abend nochmal in die Materie knien muss.

Zum Feierabend hole ich mir wieder einen Kaffee zum Mitnehmen und beeile mich, zur Bushaltestellen zu gelangen.
  Wie immer zu dieser Uhrzeit ist auf den Straßen viel los. Daher bin ich froh, nach Hause zu kommen. An die ständige Hektik um mich herum werde ich mich wohl nie gewöhnen.
Bevor ich mich aber ans Lernen mache, versuche ich erst einmal meinen Dad zu erreichen. Ich möchte ihm unbedingt von dem guten Neuigkeiten berichten.
Schnell wähle ich seine Nummer und das Freizeichen ertönt.
Leider scheint er nicht daheim zu sein, was mich schon etwas traurig stimmt. Er hätte sich mit Sicherheit für mich gefreut.
Etwas frustriert nehme ich mir vor ihn morgen nochmal anzurufen, bevor ich schnell die Wohnung durchputze und mich an die Papiere setze, bis Jadon kommt.

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