Kapitel 11

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Die letzten Tage haben Collin und ich hart an der Organisation der Ausstellung gearbeitet, und auch heute steht ein weiterer Termin an

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Die letzten Tage haben Collin und ich hart an der Organisation der Ausstellung gearbeitet, und auch heute steht ein weiterer Termin an. Allerdings geht es nun nur noch um die Feinheiten. Anfangs empfand ich es als schwierig, mit Collin auf einen Nenner zu kommen, wollte mich unbedingt behaupten, doch inzwischen haben wir eine gutes Konzept erstellt. Solange ich verdränge was für ein aufgeblasener Macho er im Grunde ist, klappt die Zusammenarbeit recht gut.

  “Wir könnten zum Beispiel Atelierstaffeleien dazu verwenden, um die Gemälde zum Eyecatcher zu machen. Es ist ausgefallen und lenkt automatisch die Aufmerksamkeit auf die Bilder”, schlage ich spontan vor und bemerke dabei ein Flackern in Collins Augen.

  “Eine ausgezeichnete Idee”, sagt er zustimmend, “Dann sollten wir uns noch kurz über die Werbung unterhalten. Die Aufmerksamkeit potentieller Besucher auf uns zu lenkt, wird wieder durch die Zielgruppe und das Thema der Ausstellung bestimmt. Ich dachte daher an Flyer und Social-Media Plattformen. Es wäre auch eine gute Option, wenn sich Zayne am Anfang des Abends den Gästen in einer Art Künstlerportrait selber vorstellen könnte, und natürlich muss die Presse eingeladen werden.”

Die Leidenschaft mit der sich Collin für seine Künstler engagiert beeindruckt mich und motiviert zu neuen Ideen.

  “Gleichzeitig könnte er Kontakte zu Kunstinteressenten und Veranstaltern knüpfen. Wir sollten versuchen etwas Neues zu machen so prägen sich die Gäste Zayne als Künstler ein. Ein gutes Abendprogramm, das die Werke nochmal in Szene setzt und als kleines Giveaway können wir Programmhefte der Ausstellung, illustriert mit seinen Bildern, gestalten und auslegen”, sprudelt es geradezu aus mir heraus.

Collin neigt interessiert den Kopf.

"Haben Sie da schon eine Vorlage?", möchte er wissen.

Natürlich bin ich vorbereitet.

"Ja, es ist allerdings nur ein Entwurf, da ich nicht wusste, ob es Ihnen zusagt. Sie können gerne mal schauen", antworte ich, während ich die Datei öffne und auf meinen Bildschirm deute.

Collin umkreist den Schreibtisch und beugt sich nach vorne. Er steht so nahe bei mir, dass ich ihn spüren kann, ohne dass wir uns wirklich berühren. Ich kann sein Aftershave riechen, süßlich und trotzdem maskulin. Plötzlich fühle ich mich unbehaglich nervös.

“Das ist wirklich sehr gut", sagt er leise, wobei sein heißer Atem auf meine Haut trifft und mir eine Gänsehaut beschert.

Sofort zwinge ich mich selbst, mich auf das Programmheft zu fokussieren. Erst als er sich wieder in seinen Stuhl zurücklehnt, normalisiert sich mein Puls.

  "Wir sind sehr weit gekommen. Ich denke, wenn wir das so aufziehen, steht einer erfolgreichen  Ausstellung nichts mehr im Wege", mit diesen Worten steht Collin auf und reicht mir die Hand.

  "Das denke ich auch", sage ich mit einer leicht belegten Stimme.

Schnell räuspere ich mich.

  "Auf Wiedersehen."

Völlig konfus lasse ich mich in meinen Schreibtischstuhl plumpsen.
  Was war denn gerade mit mir los?
Kein Mann, und erst recht nicht ein Mann wie Collin Owen, dürfte mich so aus der Fassung bringen. Ich habe einen Freund.
  Ich kann es mir selbst nicht erklären. Hörbar atme ich aus, bevor ich mich sammle und die Vorlage für die Programmhefte an den Grafiker schicke.

Nach der Arbeit beeile ich mich nach Hause zu kommen. Es wäre besser, wenn das Essen fertig und der Haushalt erledigt ist, bevor Jadon kommt.
  Schnell stelle ich die Pfanne auf den Herd, brate das Hackfleisch für die Bolognese Sauce und putze das Badezimmer, während die Spaghetti im Topf sind.
  Als Jadon die Wohnungstür aufschließt, bin ich gerade dabei unsere Teller auf den Tisch zu stellen.

  “Hallo, was gibt's zu Essen?", fragt er muffig, bevor er mir einen flüchtigen Kuss gibt und sich setzt.

  "Wir sind heute super vorangekommen", breche ich das Schweigen beim Essen, da ich Jadon unbedingt erzählen möchte, wie gut es im Meeting heute gelaufen ist, "Wir werden sogar viele meiner Ideen tatsächlich umsetzen, da der Agent ziemlich angetan war."

Statt sich mit mir zu freuen, erkenne ich auf Jadons Gesicht einen bitteren Ausdruck.

  "Was hast du denn? Alles okay auf der Arbeit?", frage ich ihn vorsichtig, "Du wirkst so angespannt."

  "Angespannt?", wütend schaut er mich an, "Natürlich bin ich angespannt! Ich höre von dir nichts anderes mehr als Galerie hier, Ausstellung dort. Um ehrlich zu sein interessiert mich das Alles nicht. Ich bin mit dir hierher gezogen, und jetzt bekomme ich dich kaum mehr zu Gesicht."

Mit einem Ruck fährt er mit seiner Hand über den Tisch. Die Teller und Gläser zerspringen klirrend auf dem Fußboden.

  "Ich habe es satt! Wäre ich besser in Kalifornien geblieben. Dort gibt es genug schöne Mädchen."

Zornerfüllt steht er auf, wobei sein Stuhl mit einem lauten Schlag umkippt.

"Hier kenne ich niemanden. Dort sind alle meine Freunde. Aber nein, die tolle Kim, die nicht einmal in der Lage ist was Gutes zu kochen, will ja einen auf kulturell machen. Du bist lächerlich", schreit er und schlägt die Tür hinter sich zu.

Heiße Tränen laufen über mein Gesicht. Mit zitternden Händen sammle ich die großen Scherben vom Laminat und kehre die Splitter zusammen.
  Er hat mich mit seinen Worten zutiefst verletzt. Es schmerzt fast mehr wie ein Schlag ins Gesicht. So denkt er also wirklich.
  Er bereut mitgekommen zu sein, obwohl auch er hier ein gutes Jobangebot angenommen hat.
Er interessiert sich nicht mehr für das was ich mache und so sehr liebe. Diese Arbeit ist für mich mehr als einfach ein Job.
  Es ist mein Traum, meine Selbstverwirklichung und es tut mir weh, dass Jadon es als lächerlich empfindet. Ich habe hart gearbeitet und auf einiges verzichten müssen, um mir diesen Traum erfüllen zu können.
  Wehmütig werfe ich die Scherben meines Geschirrs,   das mir mein Vater zur Aussteuer geschenkt hatte, in den Müll.
  Da fliegt die Schlafzimmertür auf. Ohne mich eines Blickes zu würdigen nimmt Jadon seinen Schlüssel und stürmt aus dem Appartement. 
  Schreckhaft zucke ich zusammen, als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt.

Im Moment bin ich zwar froh darüber alleine zu sein, da mir jedoch bewusst ist, dass er nun wieder in die Kneipe geht, bleibt das brennende Gefühl in meinem Magen.
  Leider kommt es genau so wie ich befürchtet habe.
Lange nach Mitternacht poltert Jadon sturzbetrunken in die Wohnung. Doch dieses Mal stehe ich nicht auf um nach ihm zu sehen, sondern rolle mich unter der Bettdecke zusammen. Selbst als es im Wohnzimmer laut rumpelt, stelle ich mich weiter schlafend.
Natürlich ist an Schlaf nicht zu denken aber es ist besser als ihm in diesem Zustand entgegenzutreten.
  Mein Herz klopft heftig gegen meine Brust, mein Bauch krampft sich zusammen.
  Irgendwann höre ich seine Schritte Richtung Badezimmer, wo er sich übergibt.
Ich kann es nicht mehr ertragen. Die Situation mit Jadon wird unaushaltsam. Ich weiß nicht mehr ob das noch Liebe ist. Vielleicht ist es Gewohnheit oder vielmehr eine Art von Verpflichtung.
  Tränen rollen mir über die Wangen, benässen mein Kissen, während ich bete, dass er nicht ins Schlafzimmer kommt. Verzweifelt lausche ich angestrengt, bis ich ihn nicht mehr höre. Wieder einmal ist er im Vollrausch auf dem Sofa eingeschlafen. Das beruhigt mich.
  Erst jetzt können sich meine angespannten Muskeln allmählich lösen, jedoch dauert es einige Zeit bis ich selbst wieder Schlaf finde.

   Erst jetzt können sich meine angespannten Muskeln allmählich lösen, jedoch dauert es einige Zeit bis ich selbst wieder Schlaf finde

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