Obwohl Collin sehr bemüht war, es mir auszureden, gehe ich die kommenden Wochen wieder zur Arbeit.
Natürlich hatte ich mir genau überlegt, ob ich die Woche schon durchstehen kann, arbeiten hatte mich aber schließlich schon immer gut abgelenkt. Vor allem, weil ich liebe, was ich in der Galerie tue.
Außerdem ahnen nach wie vor weder meine Kollegen noch Mister Roland, welch Chaos sich hinter der nett geschminkten und sauber frisierten Fassade versteckt.
Zugegeben ist die Zeit jedoch nicht ganz so leicht, wie angenommen. Während ich im Verkaufsraum stehe und noch einmal einen prüfenden Blick auf die Vorbereitungen für die anstehende Ausstellung werfe, kommen mir Zweifel. Zweifel an mir, die erst zaghaft an der Oberfläche nagen, dann aber drohen mein erneut eingeredetes Selbstbewusstsein gänzlich zu zerfressen.Angestrengt versuche ich alles Negative aus meinem Kopf zu vertreiben, jedoch scheint für jedes verdrängte Ereignis ein noch weitaus größeres Problem zum Vorschein zu kommen. Immer wieder wollen sich Tränen in meinen Augen sammeln, die meine Sicht verklären, völlig gleich, wie oft ich sie fort blinzle. Die Minuten vergehen wie Stunden, die Stunden wie Tage. Die Zeit vergeht so quälend langsam, dass ich schon glaube, das Schicksal möchte mich bewusst so hart auf die Probe stellen. Und als wäre das nicht schon genug überkommt mich unkonzentriert eine fürchterliche Angst, jedes Mal wenn ein Mann mit Jadons Statur am Schaufenstern vorbei geht.
Was würde ich tun, wenn er tatsächlich hier auftauchen würde? Dafür habe ich keine Antwort.
Dich trotz der Angst spüre keinen Hass, weil ich weiß, dass in ihm ein liebenswerter Mann schlummert, der leider von Alkohol und Wut weit nach hinten verbannt wurde. Jadon ist niemand, der Verachtung verdient, sondern jemand, der Hilfe braucht.
Nachmittags übernimmt Jeffrey den Verkaufsraum alleine, sodass ich bis zum Feierabend im Büro arbeiten kann. Natürlich ist mir das um einiges lieber.
Und so rückt die große Vernissage unaufhaltsam näher.Aufgeregt versuche ich mir etwas passendes zum Anziehen herauszusuchen. Leider ist meine Auswahl noch begrenzter, als zuvor schon, sodass ich auf eine Stoffhose und meine dunkle Bluse zurückgreifen muss, und beschließe das Outfit mit einer Hochsteckfrisur und leichten Smoking eyes aufzuwerten.
Also gehe ich duschen, bevor Collin zu Hause ist, um das Badezimmer nicht zu blockieren und kämpfe damit, einzelne Haarsträhnen am Hinterkopf festzustecken. Da höre ich auch schon, wie die Haustür aufgeht.„Kimberly?", hallt seine tiefe Stimme durch das Apartment.
Hastig wickle ich mich in das große Handtuch, um ihn zu begrüßen.
„Da bist du ja", einen Moment mustert er mein Gesicht und lacht „bist etwa jetzt schon nervös?"
„Ein wenig schon", gebe ich ehrlich zu, „Das ist ein wichtiger Abend für die Galerie... und für mich."
„Ja, es könnte ein riesiger Karrieresprung für dich werden, da solltest du....", Collin wendet sich von mir ab, greift etwas im Hintergrund und hält es mir unter die Nase, „... das hier tragen."
Überrascht starre ich zu ihm auf.
„Ich hoffe, es gefällt dir", raunt Collin samtig, während er mich mit einer Handbewegung auffordert, die Einkaufstasche zu öffnen.
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Don't touch me
VampireWas würdet ihr tun, wenn sich eure Liebe verändert, wenn ihr plötzlich den Mann an eurer Seite selbst nicht mehr wieder erkennt? Was würdet ihr tun, wenn euer Leben einen absoluten Tiefpunkt erreicht hat? Gefangen zwischen Glück und Leid, zwischen V...