Was würdet ihr tun, wenn sich eure Liebe verändert, wenn ihr plötzlich den Mann an eurer Seite selbst nicht mehr wieder erkennt?
Was würdet ihr tun, wenn euer Leben einen absoluten Tiefpunkt erreicht hat? Gefangen zwischen Glück und Leid, zwischen V...
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„Vielen Dank für Ihre Hilfe, Miss Austin. Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung und sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich bitte an.“
Der große Beamte mit den grau melierten Schläfen reicht mir seine Karte. Obwohl er sich bemüht freundlich gibt, habe ich das Gefühl, er ist mit meiner Aussage ganz und gar nicht zufrieden. Sein Partner, der die ganze Zeit über am anderen Ende des Raums mit dem Rücken gegen die Wand lehnte, wirft mir einen kurzen mitfühlenden Blick zu, bevor auch er das Zimmer verlässt. Leise fällt die Tür ins Schloss und ich bin nur noch froh, alleine zu sein. Unwillkürlich wandert mein Blick ins Leere. So wirklich kann ich mich gar nicht an das, was ich den Polizisten erzählt habe, erinnern. Ich bin völlig verwirrt und durcheinander. Tränen füllen meine Augen und rollen mir langsam über die Wangen, während meine Hände wieder beginnen, unkonzentriert zu zittern. Alles kommt mir unreal vor, als wäre ich gar nicht wirklich da, als hätte ich komplett die Kontrolle verloren. Der Arzt sagte, das kämen, weil ich unter Schock stehe. Ich denke, es ist der Schmerz, der mich langsam von innen heraus verzehrt. Zwar hat die Schwester mir bereits etwas zur Beruhigung und gegen die Schmerzen gebracht, was wahrscheinlich dazu beiträgt, dass sich mein Kopf so taub fühlt, aber es konnte den Kummer nicht ausblenden.
In mir herrscht eine erdrückende Enge, ein zermürbendes Nichts. Es ist die brennende Lücke, die Collin in meine Seele gerissen hat. Es schmerzt so sehr, dass ich befürchte, daran endgültig zu Grunde zu gehen. Nein, es ist noch tausende Male schrecklicher. Ich werde versuchen müssen, es mir selbst zu verzeihen, wenn ich jemals dazu in der Lage sein sollte, und ich werde versuchen müssen, ihm zu verzeihen. Er hat sich für mich geopfert. Das habe ich überhaupt nicht verdient. Mein lautes Schluchzen zerschneidet die zähne Stille, geht jedoch sofort an den kahlen Wänden des Zimmers wieder unter. Fahrig wische ich mir mit dem Ärmel die Nase. Mein Blick verklärt sich und eine warme Benommenheit steigt allmählich in meiner Brust auf. Die Medikamente scheinen zu wirken und entführen mich langsam in eine surreale Parallelwelt, zu einem Ort, an dem niemand eine Waffe zieht, kein Mensch verletzt wird und Collin noch bei mir ist. Der Schmerz in meinem Herzen, droht mich wie ein Anker hinunter in ein tiefes, schwarzes Loch zu ziehen, nur das starke Diazepam verhindert meinen Untergang.
Leise klopft es. Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnet sich die Tür und eine junge, blonde Schwester tritt zögerlich ins Zimmer.
„Fühlen Sie sich ein wenig besser?“, erkundigt sie sich mit sanfter Stimme und einem geradezu fürsorglichen Ton.
„Ja, danke“, antworte ich, „Es geht mir gut. Ich möchte nur noch nach Hause.“
Nachdenklich legt sie den Kopf schräg.
„Miss Austin, sie stehen unter Schock… „
„Bitte“, unterbreche ich sie flehend, „Es ist wirklich alles in Ordnung.“
Schließlich atmet sie ein.
„Na gut, ich werde den Arzt fragen.“
Dankbar lächle ich an, bevor die Schwester den Raum wieder verlässt, um den Arzt zu holen. Obwohl ich längst jegliches Zeitgefühl verloren habe, bemerke ich, dass es eine halbe Ewigkeit dauert, bis der Doktor endlich kommt und mich nach etwas Überredungskunst widerwillig mehr oder weniger auf eigene Verantwortung entlässt. Zwar dröhnt mein Schädel und die Medikamente scheinen mich inzwischen endgültig von mir selbst und dem Hier und Jetzt vorzuhalten, aber das ist mir im Moment alles komplett gleichgültig. Ich will nur weg hier und nach Hause. Ich will mich in meine Decke einwickeln und vor allen verstecken.