Kapitel 13

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Der Wecker reißt mich aus meinen Träumen

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Der Wecker reißt mich aus meinen Träumen. Es ist erst 6 Uhr morgens. Um mich herum ist es dunkel, kalt und ruhig, zu ruhig.
Ich blicke hinüber zur anderen Bettseite. Ich bin alleine.
  Noch schlaftrunken schaue ich auf mein Handy.
Keine Nachricht von Jadon.
  Mit einem flauen Gefühl schlage ich die Bettdecke zurück und laufe in die Küche, um die Kaffeemaschine einzuschalten, bevor ich mich zwinge ins Bad zu gehen. Es erschreckt mich selbst, als ich mich ertappt, wie gewohnt möglichst leise durch den Flur zu huschen. Auch die erdrückende Atmosphäre scheint sich weiterhin zwischen den Wänden der ganzen Wohnung festgesetzt zu haben.
  Im Spiegel betrachte ich mein Gesicht, die Augen so verquollen, dass ich sie kaum mehr auf bekomme.
Schnell Spritze ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, stütze mich auf dem Rand des Waschbeckens ab und starre mich einige Minuten selbst an.
  Meine Haut ist ungesund blass und meine Augen haben dunkle Schatten.
Irgendwie bin ich nur noch die Hälfte meiner selbst. Mein Kopf quält mich mit Erinnerungen an die vergangenen, glücklichen Tage mit Jadon und mein Herz zieht sich schmerzlich zusammen.
  Aber ich weine nicht.
Ich dachte wirklich, wir könnten es schaffen, doch nun beginne ich mir darüber klar zu werden, dass es nicht so ist.
  Es ist einfach zu viel passiert.
Während ich mir eine Tasse eingieße, höre ich wie der Regen draußen auf die Fensterbank fällt, so wie der Schmerz auf mich selbst gerade nieder prasselt.
  Ich bin es nicht mehr gewohnt, so lange alleine zu sein und es tut weh.
  Jetzt wo er fort ist, könnte ich alles einfach beenden. Es wäre viel leichter. Doch der Gedanke daran, all die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, einfach wegzuwerfen, schmerz im Moment noch zu sehr.
Ich brauch noch etwas Ruhe, muss mir voll und ganz im Klaren sein, was eine Trennung wirklich für uns bedeutet und welche Konsequenzen es wohl haben wird. Zudem ist da diese Angst, diese lähmende Panik vor dem, was Jaden vielleicht tun wird, wenn ich ihn verlasse. Ich muss mir sicher sein, dass er nicht völlig Ausraster.
Erst dann bin ich bereit diesen großen Schritt gehen.
Diese Entscheidung ändert alles.

Gedankenversunken stehe ich im Ausstellungsraum und beobachte durch die Glasscheibe die Schneeflocken dabei, wie sie vom Wind wild herumgewirbelt werden. Immer wieder streiche ich dabei über meine Haare, da die Beule am Hinterkopf doch noch sehr schmerzt.
  Heute ist es schwer für mich hier bei der Arbeit zu sein.
Ich habe Angst. Angst, was passieren wird, wenn Jadon wieder zurück kommt und Angst vor seiner Reaktion, wenn ich ihm sagen werde, dass wir keine gemeinsame Zukunft mehr haben.
  Seit er gegangen ist quälten mich Alpträume. Ich möchte mir gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn er sich nicht doch noch beherrscht hätte.   Es war einfach zu schrecklich zu sehen, wie mein Freund mit vor Wut zitternden Muskeln, vor mir stand und mich bedrängte.
Dieses Mal war einmal zu viel.

  „Ist alles in Ordnung?“, reißt mich die vertraute Stimme meines Kollegen, Jeffrey, aus meinen Gedanken, „Du siehst heute wirklich nicht gut aus, Kim."

Verlegen drugse ich herum.

  „Ich bin irgendwie nicht fit. Wahrscheinlich habe ich mich erkältet."

Skeptisch beäugt er mich.
Er weiß, dass ich lüge, aber er hat den nötigen Anstand mich nicht auf Privates anzusprechen.

  „Es ist nicht viel los. Ich mache gleich Mittagspause, und dann kannst du im Büro weitermachen, wenn du möchtest", bietet er schließlich an.

Ich bin froh und dankbar über sein Angebot, da es unmöglich ist, sich gerade zu konzentrieren.

Kaum dass ich mein Büro betrete, klingelt das Telefon.

  „Kimberly, Collin hier. Die Ausstellung war ja ein richtiger Erfolg. Zayne hat im Anschluss nochmal drei Bilder verkauft."

  „Das freut mich. Ich hatte auch das Gefühl, seine Kunst wäre sehr gut angekommen."

  „Wie Zayne ja schon angesprochen hat, gehen wir morgen gemeinsam im 'Rouge' essen. Ich würde mich freuen, wenn du uns begleitest."

Ich atme tief durch. Eigentlich ist mir im Augenblick nicht zu Feiern zumute.

  „Ach, ich weiß nicht", stammle ich, während ich krampfhaft nach einer glaubwürdigen Ausrede suche.

  „Sie haben genauso hart für die Vernissage gearbeitet wie der Rest. Sie haben es sich verdient. Sagen wir einfach, ich hole sie um sieben ab."

Es fällt mir schwer zu widersprechen. Ich habe wirklich viel gearbeitet und vielleicht tut mir ein wenig Ablenkung gut.
Also sage ich zu.
Doch schon als ich den Hörer auf die Gabel lege, bin ich mir nicht mehr sicher, ob es ein guter Entschluss war. Allerdings möchte ich auch nicht anrufen um wieder abzusagen. Das würde seltsam erscheinen und jede Entschuldigung würde als fadenscheinig aufgefasst werden. Also werde ich wohl oder übel zu meiner neuen Spontanität stehen müssen, auch wenn ich befürchte, dass ich diesen Abend vielleicht nicht unbedingt souverän meistern kann.

Nervös stehe ich vor dem Spiegel. Ich möchte schön und stolz wirken, in der Hoffnung mich selbst dann etwas sicherer zu fühlen. Schließlich entscheide ich mich für mein schwarzes, enges Etuikleid und Stiefeletten.
  Kurz bevor ich Collins Wagen durch das gekippte Fenster vor meinem Haus parken höre, lege ich noch etwas Schmuck an und tusche mir kräftig die Wimpern.
  Ich bin total aufgewühlt. Meine Beine zittern, als ich die Treppen heruntergehe.
  Collin lehnt gegen seinen dunklen Sportwagen, die Arme vor der Brust verschränkt. Er scheint in Gedanken woanders zu sein. Doch als ich auf ihn zukomme, ändert sich seine Körperhaltung schlagartig.

  „Sie sehen atemberaubend aus, Kimberly", begrüßt er mich mit einem strahlenden Lächeln, bevor er mir die Autotür aufhält.

Ich bin noch nicht einmal angeschnallt, als Collin bereits das Auto umrundet hat und sich neben mich auf die Fahrerseite setzt. Langsam setzt er nach hinten auf die Straße zurück. Einige Minuten herrscht außer dem leise gestellten Radio absolute Ruhe. Collin starrt emotionslos aus der Windschutzscheibe raus auf die dunkle Straße.

  „Schön, dass Sie sich entschlossen haben mich heute doch zu begleiten", bricht er die Stille schließlich zwischen uns.

  „Danke für die Einladung. Ich freue mich Zyanes Erfolg mitfeiern zu können", antworte ich taktisch ohne näher darauf einzugehen seine Begleitung für heute Abend zu sein, schließlich ist dieses Treffen mehr geschäftlich als privat.

  „Kennen Sie das 'Rouge'?", erkundigt sich Collin, worauf ich nur etwas verlegen den Kopf schüttle.

Um ehrlich zu sein, kenne ich hier noch gar nichts, obwohl Jadon und ich bereits vor einem halben Jahr nach Seattle gezogen sind. 

  „Es wird Ihnen gefallen. Das Essen ist wirklich ausgezeichnet."

Die weitere Fahrt verläuft recht schweigsam. Ich erwische mich dabei wie ich ihn beobachte.
  Er sitzt lässig in seinem Sitz, den Blick konzentriert auf die Straße gerichtet. Da er sein Jackett auf der Rückbank liegen hat und sein Hemd an den Armen etwas hochgekrempelt ist, kann man ein Tattoo auf seinem muskulösen Oberarm erahnen.
Eigentlich sieht er noch ziemlich so aus, wie ich ihn von früher kenne, nur eben reifer.
  Irgendwie ist komplette Erscheinung ist  männlicher, nahezu geheimnisvoll und steht im völligen Gegensatz zu seinem Benehmen von damals.

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