Kapitel 28

1.9K 113 11
                                    

Kurz nach 17:30 Uhr stehe ich vor dem modernisierten Wohnkomplex in der 4th Ave

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Kurz nach 17:30 Uhr stehe ich vor dem modernisierten Wohnkomplex in der 4th Ave. Irgendwo hier im zwölften Stock wohnt Collin.
  Minuten scheinen zu verstreichen, während ich regungslos vor der Drehtür stehe. Angespannt umklammere ich die Mappe, die mich hierher geführt hat. Dann atme ich die kalte Luft einmal tief in meine Lunge, straffe den Rücken und gehe in die Eingangshalle.
  Schon hier ist deutlich zu erkenne, dass in diesen Appartements keine Mittelstandsfamilien wohnen. Das Licht der minimalistisch designten Deckenleuchten spiegelt sich geradezu majestätisch auf den hellen Marmorboden, auf dem meine Absätze peinlich laut klackern.
  Zum Glück ist der Portier gerade nicht an seinem Platz hinter dem Tresen. Ich hasse es, Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Erst recht, wenn ich mich gerade eh so unsicher wie jetzt fühle.
  Schnell durchschreite ich quasi auf Zehenspitzen den breiten Raum, um möglichst rasch im Fahrstuhl zu verschwinden.

  „Ich bringe ihm nur seine Mappe, weiter nichts“, rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis, „Ich überreichen ihm die Unterlagen direkt an der Tür und schon bin ich wieder weg.“

Und schon kommt der Fahrstuhl zum Stoppen und die Tür fährt langsam auf.
  Kurz wische ich mit der feuchten Handfläche über meinen Mantel, dann drücke ich auf die Klingel von Appartement 12.6.

Eine ganze Weile stehe ich im Flur und warte, dass Collin endlich an die Tür kommt. Schließlich klingle ich noch einmal.
  Auch dieses Mal öffnet mir niemand, sodass ich zaghaft an die Tür klopfe, bevor ich mich entscheide, zu gehen.  
  Eigentlich wollte Collin zu Hause sein aber vielleicht hat sich eines seiner Meetings unerwartet in die Länge gezogen.
  Wenn ich im Bus sitze werde ich ihm eine SMS schreiben und ihn bitten morgen früh in der Galerie vorbei zu kommen.
  Also Knöpfe ich meinen Mantel zu, während ich wieder auf den Fahrstuhl warte. Doch als die Tür sich öffnete tritt mir ein sichtlich gestresster Collin entgegen.

  „Gut, da habe ich dich gerade noch erwischt“, keucht er, „Sorry, der Verkehr ist die Hölle.“

Während er sich über den Stau beschwert, legt er mir die Hand in den Rücken und führt mich an seine Wohnungstür, ohne dass ich mich wehren könnte.

  „Du glaubst mir nicht, wie nervig diese Maler manchmal sein können. Starallüren, noch bevor sie überhaupt etwas ausgestellt haben.“

Kopfschüttelnd schließt er auf und lässt mich wenig Gentleman-like hinterher trotten.

  „Mach es dir einen Moment gemütlich, ich muss ganz kurz duschen.“

Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, um ihm zu sagen, dass ich gleich wieder los muss, doch Collin ist bereits durch den Flur gesprintet.
  Und ehe ich etwas sagen kann, stehe ich alleine und etwas verloren in seinem Wohnzimmer.
  Unsicher setze ich mich auf die breite Ledercouch und sehe mich im offenen Ess- und Wohnbereich um.
  Hier ist alles sehr modern, puristisch und stilvoll. Braune Möbel und massive Schränke stehen im Kontrast zu weißen Wänden und silberfarbenen Akzenten. Der Mix aus Chrom und Holz passt perfekt zu Collin. Allerdings fällt mir gleich auf, dass hier keinerlei Privates oder persönliche Dinge stehen.
Keine Fotos, keine Souvenirs von Reisen, keine kitschigen Geschenke von den Kindern irgendwelcher Freunde.
Dafür scheint die komplette Einrichtung absolut hochwertig zu sein, so dass ich mich einmal mehr frage, was man als Manager von Malern und Bildhauern so verdient.

  „Möchtest du einen Kaffee oder ein Glas Wein?“

Erschrocken zucke ich zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie Collin zurück ins Zimmer kam.
  Als ich meinen Kopf drehe, sehe ich ihn im Türrahmen zur Küche stehen, frisch geduscht, in einer tiefsitzenden Jeans und einem noch offenstehenden, dunkelgrauen Hemd. Seine Haare sind noch nass und tropfen auf den Stoff.

  „Kaffee? Wein?“, wiederholt Collin seine Frage.

Sofort fühle ich mich ertappt, weil ich ihn anstarre.

  „Ähm… gar nichts, danke. Ich kann nicht lange bleiben,“ peinlich berührt wende ich den Blick ab, „Dein Appartement ist toll, du hast einen wirklich guten Einrichtungsgeschmack.“

Etwas unbeholfen versuche ich mit einem kleinen Smalltalk Zeit zu schinden, bis ich verschwinden kann, ohne unhöflichen zu wirken.

  „Danke, aber das war nicht ich. Als ich eingezogen bin, hatte ich so viel um die Ohren, dass ich einer befreundeten Raumausstatterin freie Hand gelassen hatte“, lacht er.

Er klingt schon viel entspannter.
Um meine Aufbruchsstimmung deutlich zu machen, stehe ich auf und gehe ein paar Schritte Richtung Küche, als Collin mit einem Weinglas zurück kommt.

  „Ich habe dir die Mappe auf den Tisch gelegt.“

  „Danke, ohne dich wäre es heute noch mehr Hektik gewesen. Das hätte ich nicht geschafft“, bedankt er sich aufrichtig, wobei er mir das Glas in die Hand drückt, um sein Hemd zuzuknöpfen.

  „Das ist doch kein Problem“, murmle ich, bemüht den Blickkontakt für diesen Moment zu vermeiden, da mir natürlich bewusst ist, wie nahe wir uns in diesem Augenblick sind.

Ich kann den frischen Duft seines Duschgel riechen.
Irgendetwas verändert sich.
  Mein Herz pocht heftiger. Mein Körper reagiert fast schon fiebrig auf die Anziehungskraft, die Collin auf mich hat.
  Schnell nippe ich an dem Weinglas in meiner Hand, während ich gebannt eine Wasserperle beobachte, die von einer seiner Haarsträhnen getropft ist, über den Kragen rollt und im leichten Stoff versickert.
  Da spüre ich Collins Finger über meine Arme gleiten.

   Da spüre ich Collins Finger über meine Arme gleiten

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt