Kapitel 40

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Blinzelnd öffne ich die Augen und sofort holt mich die Realität wieder ein

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Blinzelnd öffne ich die Augen und sofort holt mich die Realität wieder ein.
  Es ist stockdunkel in diesem fremden Zimmer, und einen Moment lang, weiß ich nicht wirklich, wo ich bin.
Doch dann fällt es mir wieder ein.
Ich bin in diesem kleinen, alten Motel in der Nähe der Mall.
Allein. Und das schon seit Samstag früh.
Orientierungslos taste ich nach dem Schalter der Lampe auf meinem Nachttisch.
  Das Zimmer ist geradezu winzig, ein quietschendes Bett, zwei Nachttisch, ein kleiner Schrank, fertig. Die Wände sind mit vergilbten Blumen Muster tapeziert, das ganz bestimmt noch ein Überbleibsel aus der 70-er oder 80-er Jahre ist, und vor dem Fenster hängt ein dicker Vorhang in verblichenen Orange.
  Mit starrem Blick betrachte ich meine Taschen, die auf dem Fußboden stehen. Ich muss mich schnellstmöglich nach einer anderen Lösung umschauen, da das schäbige Zimmer hier sonst meine sowieso überschaubaren Reserven komplett verzehren wird.

Ich kann eh von Glück sprechen, dass bereits eine Abschlagszahlung auf meinem Konto verbucht war. Gar nicht auszumalen, was ich sonst hätte tun können.
Es ist bereits 8 Uhr morgens. Niedergeschlagen lasse ich die Schultern hängen. Ich fühle mich so alleine und verlasse, wie nie.
Weil ich mich sammeln muss, atme ich einige Male mit geschlossenen Augen tief ein und aus. Dann starre ich eine gefühlte Ewigkeit aus dem kleinen Fenster in den bewölkten Morgenhimmel.
  Draußen herrscht schon reger Berufsverkehr, den ich jedoch nur wie durch Watte wahrnehme. Und auch ich muss bald in der Galerie sein.
Besser also, ich rapple mich gleich an, und gehe ins Bad, bevor es belegt ist.

Also schnappe ich mir meine Kosmetiktasche und klemme mir das etwas kratzige Frotteehandtuch unter den Arm, um Duschen zu gehen.
Mit nackten Füßen schleiche ich durch den kalten Flur ohne das Licht einzuschalten. Die Tatsache, dass es hier nur ein Gemeinschaftsbad gibt, stört mich nicht. Es erinnert mich irgendwie an die Zeit auf im Wohnheim auf dem Campus. Eine Zeit, in der noch alles halbwegs in Ordnung war.
  Von draußen schlagen kleine Äste vom Wind gepeitscht gegen das kleine Fenster am Ende des langen Korridors. Unter meinen Schritten knarrt das morsche Eichenparkett.
Irgendwie hat dieses Motel etwas gruselige an sich, an das ich mich selbst nach zwei Tagen nicht gewöhnen kann.
  Hastig schließe ich die Tür hinter mir ab.
  Kurz vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen, atme tief ein und aus und versuche mich selbst zu beruhigen. Dann ziehe ich mich aus und steige ich in die Dusche.
  Sobald ich in der schmalen Duschkabine mit den hellgrünen Fliesen und dem geblümten Duschvorhang, der mit Sicherheit ebenfalls noch ein Relikt von Früher ist, den Hahn aufdrehe, entspannen sich meine verkrampften Muskeln etwas. Ich muss mich bemühen, einen klaren Kopf zu bekommen und die grausamen Gedanken abzuschütteln.

Lange lasse ich das heiße Wasser auf meine Schultern prasseln, wobei ich vergeblich versuche, Ruhe zu finden.
  Unentwegt muss ich darüber nachdenken, was nun auf mich zukommen wird, um was ich mich als nächstes kümmern muss, und wie ich das alles überhaupt schaffen soll.
  Und dann passiert etwas, mit dem ich selbst nicht mehr gerechnet hätte.
  Etwas ganz tief in mir verändert sich. Etwas Starkes, Kämpferisches weigert sich vehement, aufzugeben.
  Etwas in mir sträubt sich so sehr dagegen, aufzugeben und Heim zu Dad zu fahren, dass mein Körper plötzlich zu pulsieren scheint.
  Es war mein Traum hier in der‚ Boltman Art Gallery' zu arbeiten.
Ich werde mir das nicht nehmen lassen.
  Entschlossen straffe ich die Schultern. Zwar habe ich noch keinen richtigen Plan, aber ich habe neuen Mut geschöpft. Es ist Zeit mein Schicksal, endgültig selbst in die Hand zu nehmen.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt