Kapitel 25

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Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag und dieses nur zu gut bekannte Gefühl breitet sich in meinem Körper aus

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Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag und dieses nur zu gut bekannte Gefühl breitet sich in meinem Körper aus. Erst werden meine Beine taub, bevor sich diese beklemmende Lähmung weiter ausbreitet, bis sich meine Schultern Verkrampfen und meine Kopfhaut zu kitzeln beginnt.
  Es ist pure Angst.
Regungslos stehe ich im Flur, bekomme keinen Ton heraus. 

  „Wo kommst du her?“, wiederholt Jadon seine Frage.

In seiner Stimme liegt so unglaublich viel Wut und Aggression, dass mir Tränen in die Augen steigen.
Flach atmend, ringe ich um Worte. 

  „Heute war die Ausstellung von…“

  „Halt‘ dein verdammtes Maul“, unterbricht er mich barsch, „Meinst du, ich glaube dir deine Lügen?“ 

Ich kann hören, wie seine Schritte durchs Dunkle näher kommen.
  Meine Knie zittern aus Panik und Hass.      
  Plötzlich steigt in mir etwas auf, was  in solchen Augenblicken noch nie da war.
  Ich will mich nicht mehr rechtfertigen.
Ich will mich nicht mehr dafür entschuldigen, dass ich mein Leben leben will, dass ich glücklich sein möchte.
Es reicht. 

   „Ich war arbeiten“, sage ich so selbstbewusst, wie ich kann, „und habe mit meinen Kollegen noch angestoßen. Daran ist nichts verwerflich.“

Schon während ich spreche, wird mir bewusst, dass ich Jadon dadurch nur noch mehr provoziere, aber ich verbiete mir selbst, ängstlich zu sein. 
  Mit wenigen, langsamen Schritten hat er das Wohnzimmer durchquert und tritt ins matte Licht der kleinen Lampe im Flur. Seine Züge sind hart, sein Kiefer angespannt. Die Ader an seiner Stirn ist deutlich hervorgetreten.  

  „Du kleine Schlampe hast nicht einmal angerufen!“, brüllt er.  

Kurz zucke ich zusammen. Ich habe mich wirklich nicht gemeldet. Noch nicht einmal auf seine SMS hatte ich geantwortet. Ein dicker Kloß sitzt in meinem Hals.
  Aber nein, nein, ich lasse mir kein schlechtes Gewissen einreden. Dieses Mal lasse ich mir keine Schuldgefühle machen. Nein. 

  „Ich hatte nichts zu sagen“, blaffe ich, bevor ich etwas kleinlaut hinzufüge, „Außerdem hast du auch nicht angerufen.“

Ich spüre meinen Puls in meinem Hals pochen. Jadon steht nun direkt vor mir, groß und bedrohlich. Ich kann den Schnaps riechen.
Aber ich werde nicht einknicken.

   „Ich lasse mich von dir nicht mehr so behandeln. Du musst dir Hilfe holen.“

Da packt er mich, und schleudert mich gegen die Wand. 

   „Sag noch einmal, dass ich ein Säufer bin“, knurrt er, während er mich am Kragen meiner Bluse packt. 

   „Ich…  ich“, stammle ich unsicher.

Plötzlich spuckt er mir ins Haar. Ich spüre das Nässe an der Stirn, und die Demütigung im Herzen.
  Ich weiß selbst nicht, was mich in diesem Moment geritten hat, als ich mit aller Kraft aushole und Jadon mitten ins Gesicht schlage.
  Für den Bruchteil einer Sekunde sind wir beide geschockt über meine Reaktion. Doch bei Jadon kocht die Wut über.
  Hasserfüllt sieht er mich an. Dann spüre ich den mächtigen Schlag in meinem Gesicht, der meinen Kopf zur Seite schlägt und meine Sicht verdunkelt. Ein schriller Schrei entfährt mir.
  Nein, ich lasse mich nicht mehr so behandeln!
  Reflexartig schlage ich um mich und treffe Jadon einige Male wie im Wahn am Kopf. Allerdings ist es mir gerade egal.
In meinem Kopf existiert nur noch ein einziger Gedanke.  
   Ich will weg. Ich muss raus hier. Schnell renne ich ins Schlafzimmer, ziehe meine große Tasche aus dem Schrank. 
  Jetzt ist es soweit. Es gibt kein zurück.
Mich wüst beleidigend kommt mir Jadon nach.  

  „Was soll die Tasche?“, brüllt er, „Ah willst du Hure zu deinem Stecher, oder was?“ 

  „Ich will nur weg - von dir!“

Mutig will ich mich an Jadon vorbei durch den Türrahmen schieben, doch er hält mich fest.
  Brutal reißt er mir die schwere Tasche von der Schulter, reißt den Verschluss kaputt und wirbelt ihren Inhalt über den Fußboden.  

  „Nein!, schreie ich hysterisch, während mir die Tränen vom Kinn tropfen.  

  „Du… billiges… Stück… Scheiße“, presst er zwischen zusammengebissenen Zähne hervor, wobei er mich mit dem Rücken gegen die Wand drängt.

Mein Körper ist bewegungsunfähig. Durch meine Adern rast reine Panik. Plötzlich packt er mich am Hals, zwingt mich, ihn anzusehen. Sein Atem riecht widerlich nach Alkohol und Zigaretten.  

  „Wenn du einen Schwanz willst, steck‘ ich dir meinen gleich in den Arsch, du Votze. Und glaub ja nicht, du könntest mich verlassen“, seine Finger drücken gegen meine Kehle, „Ich mach dich fertig. Aber vorher besuche ich mal deinen lieben Daddy.“  

Hilflos laufen mir die Tränen über die Wangen. Ich bin ihm unterlegen, kann mich nicht wehren. Mein Kopf ist vernebelt von Angst und Hass, wirklichem Hass.  
  Jadon ist längst nicht mehr der Junge, in den ich mich verliebt hatte. Er ist zügellos, aggressiv und unberechenbar.
  Trotzdem habe ich weniger Angst um mich. Ich sorge mich, dass er meinem Dad etwas antun könnte.   Schon allein, wenn er dort auftauchen und so randalieren würde wie hier, wäre schrecklich. Das Herz meines Dads ist schwach, seit er zwei Jahre nachdem uns meine Mutter verlassen hat, einen Infarkt hatte. Seit da an fühle ich mich verpflichtet, ihn nicht zu belasten. 

   „Und jetzt runter und nimm‘ ihn in den Mund!“

  „Bestimmt nicht“, japse ich atemlos.

Ohne zu zögern, schlägt er mir wieder ins Gesicht. Der Schmerz zieht in meiner Nase und brennt auf meiner Lippe. Warmes Blut mischt sich mit salzigen Tränen.  

  „Du Schlampe, geh‘ dich waschen und kühl deine Lippe, oder willst du, dass du am Montag so beschissen aussiehst, wenn du in deine verfickte Galerie musst.“

Da ist keinerlei Reue, kein Mitgefühl. Ganz im Gegenteil, am Ende schwingt Zynismus in seinem Ton mit. 

  „Mach jetzt, Votze!“, fährt er mich weiter an, packt fest meinen Arm, um mich Richtung Badezimmer zu zerren. 

Er schreit so laut, dass ich die Hoffnung habe, die Nachbarn würden endlich die Polizei rufen, was sie niemals werden.

Nein, aber sie lassen mich ihre abwertenden Blicke spüren, wenn wir uns im Treppenhaus begegnen.

Nein, aber sie lassen mich ihre abwertenden Blicke spüren, wenn wir uns im Treppenhaus begegnen

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