Kapitel 16.

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Es herrschte für ein paar Sekunden stille, denn Emma war gerade zu schockiert, um etwas zu sagen. „Was redest du da? Du bist nicht sein Bru-" Sie wurde von Henry unterbrochen. „Doch. Anscheinend schon.", sagte er und sah sie nervös an, worauf sie einen Sessel nahm und sich hinsetzte. Das war ihr gerade viel zu viel auf einmal. „Weißt du noch als ich dir erzählt habe, dass ich keine Familie habe?", fragte er traurig und Emma nickte leicht. Anscheinend hat er sie angelogen. „Das war gelogen. Ich hatte eine, doch unsere Mutter hat uns verlassen, als ich fünf Jahre alt war und mit uns meine ich, mein Vater, mich und James. Sie fand, einen besseren Mann als unser Vater, sagte sie uns am Telefone immer. Und sie wollte uns auch nicht mehr sehen. Aber das habe ich erst später verstanden." Henry begann zu erzählen, aber er musste eine kurze Pause mache, um einmal tief durchzuatmen.

Emma legte langsam ihre Hand auf seine Wange und sagte: „Du musst mir das nicht erzählen." Auch wenn sie neugierig war und es unbedingt wissen wollte, hatte sie das Gefühl, Henry dabei stoppen zu müssen. Sie bemerkte, dass es ihm ziemlich schwer lag zu reden. „Nein, ich will es dir erzählen." Er zog die Augenbrauen zusammen und begann danach weiterzureden, während er das Bild noch immer dabei ansah. „Ein paar Monate später, nahm sich mein Vater das Leben, indem er sich die Pulsadern aufschnitt. Ich und mein Bruder kamen dann in einem Heim, weil uns keiner wollte. Nicht einmal unsere Mutter. Als ich zwölf war, bin ich mit einem Freund vom scheiß Heim geflohen. Und als ich vierzehn geworden bin, wagte ich es endlich wieder ins Heim zu gehen, um nach meinem Bruder zu sehen, doch er war nicht mehr da und keiner wusste auch nichts." Emma saß schweigend da und wusste nicht, was sie sagen soll. Das war echt schlimm und sie verstand nun, wieso er sowas verheimlichte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das tut mir so leid. Aber wie konntest du ihn nicht erkennen?", fragte sie verwirrt, denn Geschwister erkennt man doch sofort. Egal wie viele Jahre es her sind, oder?

„Weißt du, hier..", sagte er und zeigte dabei auf das Foto. „Hier war ich fünf und er zehn und da begann er immer fetter zu werden. Er war wirklich der fetteste und viele nannten ihn, Fetti. Er hat sich verdammt so sehr verändert.", sagte Henry leicht lächelnd, während eine Träne seine Wange herunterlief. Zum ersten Mal sah ihn Emma so traurig. „Da ist auch Jahre her. Ich habe ihn aus meinem Leben entfernt. Es tut mir leid. Könnte ich nur wissen, dass er mein Bruder ist, dann-" Verwirrt unterbrach ihn Emma. „Du hättest nichts machen können. Er ist s-" „Alle haben ihn verlassen, ohne Abschied zu nehmen. Und als ich ihn wieder sehen wollte, ging er davon. Es war zu spät." Henry fuhr sich nervös durch die Haare und hielt dann Emmas Hand fest, wobei sie bemerkte, dass er etwas zitterte.

„Komm wir müssen etwas schlafen.", sagte Emma nach einer ewigen Stille und zog Henry langsam nach oben. Sie legten sich im Bett hin und Henry dachte sich nur, wie er so dumm sein und nicht erkennen konnte, das James sein Bruder war. Wie konnte er seinen eigenen Bruder nicht mehr erkennen! Das erklärt nun alles, wenn er über einiges nachdachte. Jetzt verstand und sah er die Ähnlichkeit zwischen den beiden.
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Henry dachte noch immer über vieles nach, jedoch bemerkte er nicht, dass er schon über Stunden nachdachte. Die Vögel begannen zu zwitschern und die Sonne strahlt ins Zimmer herein, wobei Emma langsam die Augen öffnete. „Hast du etwa noch nicht geschlafen?", fragte sie müde, während sie langsam aufstand und bemerkte, dass er noch immer dieselbe Position hatte. „Nein, ich bin nur früher wach geworden", log er und legte sich blitzschnell auf Emma drauf, wobei sie sich erschrak und kurz aufschrie. Was hatte er denn plötzlich? „Ich bin so froh, dass es dich in meinem Leben gibt.", sagte er, während seine Hand ihren Bauch streichelte und während seine Lippen ihre Lippen verwöhnten.
„Boah hört doch auf damit. Könnt ihr nicht warten, bis ich weg bin.", sagte plötzlich Abigail gespielt angeekelt und stand vom Boden auf, um das Zimmer endlich zu verlassen. „Ich weiß, dass du uns immer dabei zu sehen wolltest.", rief ihr Henry grinsend hinterher. „ERWISCHT!", schrie Abigail, während sie die Treppen herunterging. „Komm wir frühstücken.", sagte Emma und nahm Henrys Hand, um zu frühstücken, obwohl er überhaupt keine Lust dafür hatte.

Nachdem sie das getan haben, saßen sie den ganzen Nachmittag Zuhause und Henry beschloss ins Kino zu gehen, um Emma etwas abzulenken. Also gingen sie auch dorthin und sahen sich den Film, ein ganzes halbes Jahr an. Henry bekam nichts vom Film mit, denn er saß still da und sah auf sein Handy, in der Hoffnung, er würde einen Anruf von James bekommen. Nachdem der Film endlich zu Ende war, stiegen sie ins Auto wieder ein und Abigail und Emma redeten fast die ganze Fahrt nur über diesen Film. Das fand er auch gut so, denn wenigstens war Emma momentan Gott sei Dank abgelenkt. In Gedanken versunken bemerkte auf einmal Emma, dass Henry etwas schneller fuhr. „Ahm Henry fahr langsamer.", sagte sie und sah ihn dabei verwirrt an. Oder eher ängstlich. Doch Henry ignorierte sie. Anscheinend bemerkte er überhaupt nicht, dass sie redete und fuhr plötzlich mit einer schnellen Geschwindigkeit als sonst. Emma schnallte sich schnell fest und versuchte sich irgendwo festzuhalten. „VERDAMMT, FAHR LANGSAMER!", schrie Abigail von hinten und das brachte Henry zurück in der Realität. Doch bevor er bremsen konnte, stand plötzlich ein Auto mitten auf der Straße stehen. Schnell bog er ab und prallte stark gegen einen Baum.

Für ein paar Sekunden, wurde es still und das Auto begann zu rauchen. „Ist alles okay mit euch? Es tut mir so leid, Emma.", sagte Henry besorgt und bemerkte erst nun, dass Emma seinetwegen eine kleine Verletzung auf der Stirn hatte. „Was ist nur in dich gefa-", fragte Abigail, doch wurde unterbrochen, indem plötzlich drei Männer die Autotüren öffneten und jeden von ihnen aus dem Auto herauszogen. „Hey, was soll das, lasst los!", rief Abigail wütend, während die Männer jeden zwangen vor einem Auto, das mitten auf der Straße stand, hinzuknien. „Was wollt ihr von uns?!" Henry bekam seine Antwort, indem jemand die hintere Autotür öffnete und ausstieg. Und natürlich war es niemand außer James, der heute alles in schwarz anhatte und trotz die Farbe, konnte man seine Pistole, die zwischen sein Bauch und Hose steckte, sehen. Ohne ein Wort zu sagen, schoss er plötzlich auf Abigail, worauf sie blutend zu Boden fiel.

„NEIN! NEIN! ABIGAIL, NEIN!", schrie Emma weinend und wollte zu ihr gehen, doch Henry umarmte sie fest und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust, um diesen Anblick nich zu sehen. „Ich habe es verdammt NOCHMAL SATT, DASS DU IMMER WEGLÄUFST.", schrie James und zog sie an den Haaren ein wenig nach vorn, worauf sie mehr und lauter zum Schreien begann, als sie den Anblick von Abigail sah. „Lass sie los!", rief Henry wütend und wollte aufstehen, doch zwei Männer hielten ihn fest und zogen ihn zurück. James drehte sich um und sah Henry schief an. „Noch ein Wort von dir und du bekommst die nächste Kugel.", sagte James leiser, jedoch konnte man hören, dass er es verdammt ernst meinte.

„Fick dich doch.", sagte Henry und wollte wieder aufstehen, doch die scheiß Männer schubsten ihn immer wieder herunter, wobei er deren Hände gerne abschneiden würde. „Ich habe dich gewarnt.", sagte James ruhig und richtete die Pistole auf Henrys Kopf, worauf Emma schockiert hinsah und sofort vor James stehen bleib, sodass die Pistole nur ein paar Millimeter von ihrer Stirn entfernt war. „NEIN! Bring ihn nicht um!", rief sie und legte zitternd ihre Hand auf seinen Arm. „Und wieso nicht?", fragte James mit zusammengepressten Zähnen und kam ihrem Gesicht bei jedes Wort näher, wobei er die Pistole nun fester gegen Emmas Kopf drückte. Sie hatte Angst etwas Falsches zu sagen, aber sie musste es sagen, sonst würde er Henry umbringen. „Weil er dein Bruder ist.", sagte sie und es herrschte für einen kurzen Moment stille. Als ob die erste für ein paar Sekunden stehen geblieben ist.

Ungewollte LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt