Kapitel 24.

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Sofort hörte James auf und stand mit einem verwirrten Blick auf. Oder besser gesagt, eher so ein Blick, als ob eine Katze ihre Maus jagte. Er ging in die Ecke, schob den Teppich auf die Seite und holte seine Pistole, die unter dem Holzboden versteckt war, heraus. Emma zog wieder schnell ihr T-Shirt über und sah James ängstlich an, während er die Pistole neu lud. „Du bleibst hier.", befahl er streng und sie fragte sich, wo sie jetzt denn hingehen würde. Aber bevor sie was sagen konnte, war er schon weg. Für ein paar Minuten geschah nichts, was Emma mehr Angst einjagte, doch plötzlich entdeckte sie einen Schatten auf dem Boden, der immer näher kam. Die Schritte wurden lauter und sie rief immer wieder leiser nach James. Sie legte ihre Hand auf ihren Mund, um nicht gleich loszuschreien und die Tränen liefen ihre Wangen schon herunter. Sie schloss fest die Augen, sodass es schon weh tat und wollte es nicht mehr öffnen, denn sie hörte, wie jemand nun das Zimmer betritt. „Schau mal.", sagte James, wobei sie erleichterte und langsam die Augen öffnete.

James hielt eine große, fette, weiße und verdammt süße Katze in der Hand. Sie hatte viele schöne und anscheinend weiche weiße Haare. „Wie süß." Emma lief quasi zu der Katze und nahm sie schnell in die Hand. „Können wir sie behalten? Bitte, James, Bitte!", fragte sie und sah ihn flehend an, wobei James es sich kurz überlegte, denn anscheinend mag sie Katzen sehr, sowie sie gerade ausgeflippt ist. Aber dann kam wieder der Gedanke. Wozu bräuchte sie eine? Sie sollte mit ihm glücklich sein. Keine verdammte Katze, oder irgendetwas anderes, sollte sein Schatz glücklicher machen! Anscheinend wird sie die Katze lieben und das machte James etwas eifersüchtig. Doch er versuchte, nicht nein zu sagen und streichelte langsam die Katze am Kopf, wobei sie zum Miauen begann. „Wenn sie mir nicht alles auskrat-", sagte er, aber schon wurde er von Emma schnell unterbrochen. „Nein, keine Sorge. Ich werde dafür sorgen!", rief sie fröhlich laut. Denn sie hat sich schon seit Jahren eine Katze gewünscht, das waren definitiv ihre Lieblingstiere! Zum ersten Mal glaubte James, dass er was Gutes gemacht hat und es fühlte sich, um ehrlich zu sein, auch gut an. Emma sprang vor Freude und bevor er nur blinzel konnte, lief sie schon in Richtung Badezimmer. Und schon begann es wegen der Katze kein Sex gehabt zu haben. Wegen der scheiß Katze!

„Weißt du, ich glaube, du bist-", sagte Emma und sah kurz, ob die Katze vielleicht ein Kater war. „Du bist die Einzige, die mich bis jetzt wirklich glücklich gemacht hat. Ich glaube, ich nenne dich Aila.", sagte sie grinsend und es tat irgendwie gut, endlich mit jemand anderem zu reden. Auch, wenn es sogar ein Tier war. Kichernd wusch Emma Aila weiter und Gott sei Dank war sie einer dieser Katzen, die keine Angst vor Wasser hatten. Die arme Katze war sehr dreckig und hatte ein wenig Haarausfall. Anscheinend ist sie seit Stunden draußen gewesen und hat gekämpft. Als Emma endlich damit fertig war, trocknete sie Aila ab und plötzlich bemerkte sie ihren Halsband, der unter ihre flauschigen Haare versteckt war. Sie sah genauer hin und darauf stand eine Nummer, die man anscheinend anrufen muss, wenn man sie findet. Doch Emma konnte nicht anders und schmiss das Halsband weg. Das ist jetzt ihre Katze! Langsam ging sie zur Küche und gab ihr Tunfisch auf einem kleinen Teller. Und während Aila gemütlich am Boden aß, setzte sich Emma auf die Couch hin und begann wieder ins Buch zu schreiben.

»Würde mein Tagebuch antworten können, dann hätte er mir sicher gesagt, dass ich dumm und naiv wäre. Zum ersten Mal hat mich James angefasst, während ich mir dabei einen anderen vorgestellt habe. Ich fühlte mich fremd, als ich mich nicht gewehrt habe. Denn vielleicht glaubt er jetzt, dass ich ihn mag und dabei habe ich nur an Logan gedacht. James ist ein Unmensch und ich darf mich nicht in einen Mensch verlieben, der meine beste Freundin umgebracht hat. Das einzige, was ich James dankbar bin, ist das er mir wenigstens dieses Buch und die Katze erlaubt hat...«

Als Emma mit dem Schreiben genug bekam, schloss sie für einen kurzen Moment die Augen und legte erschöpft ihren Kopf nach hinten. Sie bemerkte nicht, wie müde sie wirklich war, denn bevor sie im Land der Träume verschwinden konnte, spürte sie Hände, die sie hochtrugen und auf etwas Weiches legten. Leiser verließ James das Zimmer, setzte sich im Wohnzimmer hin und holte sein Handy heraus. Plötzlich sprang Aila auf seinem Schoß und machte es sich gemütlich. Leicht grinsend wählte er die Nummer von Henry und schrieb ihm eine Nachricht. Auch wenn das etwas schwierig, wegen der Katze war. Er würde sie gern wegschieben können, aber die kommt immer wieder zurück und das fand er irgendwie süß. Wieso konnte Emma nicht einfach auch immer wieder zu ihm zurückkommen?

Ein paar Minuten später vibrierte schon sein Handy. Eine Nachricht von Henry. »Ich hoffe, du hältst auch dein Versprechen und behandelst sie gut.« James verdrehte die Augen, als er das las und steckte sein Handy wieder ein. Er hatte das Gefühl, dass er jetzt dringend Alkohol braucht. Und zwar etwas Starkes, als das bei ihm Zuhause. Also verließ er das Haus und fuhr zum ersten Club, den er fand. Er ging zur Bar und bestellte sich nun zum zehnten Mal etwas. Als er spürte, wie er etwas betrunken wurde, nahm er seine Jacke und stand schwindlig auf. Auf seinem Weg nach draußen stieß er plötzlich und aus versehen gegen ein Mann. Der glatzeder Mann, der viel zu groß und zu stark für James gebaut war, sah ihn wütend an. Konnte er denn nicht einfach die Augen öffnen? „Hey, du! hast du vielleicht keine Augen!", rief er laut und schlug James leicht auf den Kopf.

James sah ihn warnenden an und das bedeute für den Mann den Tod. Er wollte kein Ärger, also entschuldige er sich. „Tschuldige.", sagte James und wollte weiter gehen, aber der Mann hielt ihn am Arm fest und drehte ihn um. Doch bevor der Mann irgendetwas machen konnte, schlug ihn plötzlich James ins Gesicht, wobei er zu Boden fiel. Wütend, weil er nicht genug bekam, schlug ihn James mehrere Male weiter ins Gesicht, bis er nun mit geschlossen Augen und Blut verschmiert am Boden lag. Als James bemerkte, dass sich nun viele Leute sammelten und zu sahen, verließ er schnell die Bar und fuhr mit seiner blutigen Hand wieder nach Haus.

Schlagartig öffnete Emma die Augen, als sie hörte, wie die Haustür laut zugeknallt wurde. Verwirrt ging sie nachschauen und sah, wie James herumfluchend vor der Tür stand und seine Hand festhielt. „Was ist denn passiert?", fragte sie besorgt und ging mit schnellen Schritten zu ihm rüber. „Das ist nichts. Ich-" „Nichts?! Sieh doch, wie es blutet. Komm, ich helfe dir. Das sieht schlimm aus.", sagte sie und bevor er irgendetwas realisieren konnte, zog ihn dieses kleine Ding ins Badezimmer. Sie verarztete seine Hand und machte ihm dann einen Verband über. James saß auf den Deckel der Klomuschel und musste dabei die ganze Zeit dumm grinsen. Denn Emma ging nervös hin und her und das bedeutete für ihn, dass sie sich Sorgen machte. Er ist ihr also nicht egal.

Als Emma endlich damit fertig war, bemerkte sie nun auch sein blödes Grinsen. „Was ist?", fragte sie zickig. Was gab es jetzt denn verdammt nochmal zu grinsen? Emma stand auf und schmiss die blutigen Tücher in den Mistkübel. Langsam stand dann James ebenfalls auf, kam ihrem Gesicht näher und hielt lächelnd ihr Kinn fest. „Du hast dir Sorgen gemacht. Das ist los.", sagte er noch immer breit grinsend und verließ danach pfeifend das Bad. Ja und? Er hat geblutet, was hätte sie denn anders tun sollen? Sie verdrehte die Augen und wünschte sich, nicht aufgestanden zu sein.

Ungewollte LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt