Kapitel 1

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Ich kam wie immer nach meinem Job nach Hause und schloss die Haustür auf. Auf dem Fußboden der kleinen Holzhütte, in der ich mit meinem alkoholabhängigen und gewalttätigen Vater wohnte, lag ein großer, brauner Briefumaschlag. Auf der Vorderseite stand mein Name. Erstaunt musterte ich den Briefumschlag. Ich bekam doch sonst nie Post. Das war doch mal mega faul!

Irgendwann öffnete ich vorsichtig den Umschlag. In dem Umschlag befand sich ein weiterer und ein kleiner, sorgsam zusammengefalteter Zettel. Langsam faltete ich den Zettel aus einander. Auf dem Zettel stand:

Hey Caitlin,
Ich weiß, du erinnerst dich nicht mehr an mich, aber ich vermisse dich ziemlich. Du wolltest ja unbedingt mal in einer der Baumhaus-WGs wohnen und hast ja schon fleißig zu sparen begonnen. In dem Umschlag ist ein Anteil meines Geldes drin und ein paar Formulare wegen dem Ganzen.
Wir sehen uns in zwei Wochen.
Ich freu mich auf dich
R.S

Ich las den Brief noch ein zweites und ein drittes Mal. Das war unmöglich. Ich hatte doch niemanden von meinem großen Traum erzählt. Zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern, es getan zu haben. Und wer war dieser R.S? Verwirrt öffnete ich den zweiten Unschlag und zog ein Bündel Dollarscheine heraus, sowie etliche Formulare.

Als erstes nahm ich mir die Formulare vor und arbeitete mich durch das Chaos. Schnell hatte ich alles sortiert und teilweise schon ausgefüllt.

Plötzlich fing mein Magen an zu knurren. Ich stand auf und briet mir ein Spiegelei. Dieses legte ich auf ein leicht getoastetes Toast und biss herzhaft hinein. Das schmeckte gut. Ich liebte einfach Spiegelei mit Toast. Nachdem ich mich gestärkt hatte, las ich mir weiter den Schriftkram durch. Ich war so happy und grinste wie ein Weltmeister. Gut, dass mich gerade keiner sehen konnte. Das wäre mega peinlich gewesen und sehr wahrscheinlich hätte mich diese Person für geistig behindert erklärt.

Nach einer Stunde hatte ich alle Formulare ausgefüllt und ging in den kleinen Holzraum, welcher mein Zimmer war, neben dem das Wohnzimmer und die Toilette sich befanden. Die Formulare versteckte ich unter meinem Bett, was eigentlich nur eine Matraze war. Ich schaute auf mein Handy: 22:36. Stöhnend ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte die Decke an. Morgen war für mich wieder Schule angesagt. Ich hoffte, dass ich morgen einigermaßen fit war. So lag ich da und wartete.

Ich musste eingeschlafen sein, denn eine laute Männerstimme riss mich aus meiner Traumwelt. Ich fuhr hoch und starrte ängstlich zur Tür. Er war da! Und mit ihm meine Angst! Meine Tür flog auf und er schwankte auf mich zu.

"Woo iisst meeiin Aaabendbroot?", brüllte er.

Oh nein. Das hatte ich total vergessen. Ok, Goodbye World! Mit vor Zorn funkelnden Augen kam er immer weiter auf mich zu.

"Bitte nicht!", hauchte ich.

"Wiie waar das?", schrie er und musterte mich.

Ich hatte die Knie eng an mich gezogen und zitterte am ganzen Körper.

"Bitte lass mich in Ruhe!", wiederholte ich etwas lauter.

"Ich soll dich verschonen?", schnaupte er und lachte grausam auf, "Du hast es nicht anders verdient, du Miststück!"

Er kam immer näher. Eine Weile herrschte Stille. Die Ruhe vor dem Sturm.

"Aufstehen!", knurrte er bedrohlich.

Schnell erhob ich mich und starrte den Boden an. Ich hatte Angst, furchtbare Angst vor ihm, gerade, wenn er betrunken war. Schon flog mein Kopf zur Seite und meine Wange begann, schmerzhaft zu brennen.

"Schau mich an, wenn ich mit dir rede!", brüllte er.

Mit Tränen in den Augen hob ich ängstlich den Kopf.

not the best lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt