Eigentlich wollte ich gar nicht mehr aufwachen. Doch irgendwer hatte es sich anscheinend zum Hobby gemacht mich so lange zu rütteln, bis ich darauf reagierte. Stöhnend öffnete ich meine Augen und starrte wieder in dieses Blau, dass mich an jemanden erinnert. Mir fiel aber einfach nicht mehr ein, an wenn es mich erinnerte! Vielleicht war es irgendwer aus meiner Vergangenheit "Du solltest etwas essen!", bestimmte Marvin und reichte mir einen Teller mit einer Suppe. Langsam richtete ich mich auf. Ich bemerkte erst jetzt, dass meinen Magen sich lautstark zu Wort meldete. Ein kleines Lächeln huschte über Marvins Gesicht, bevor er wieder seine Mauer hochzog und seine Augen mich nur noch kalt musterten. Ich nahm den Teller und sah mich kurz etwas um. Erst jetzt merkte ich, dass ich nicht mehr in Marvins Zimmer war sondern in einem Wohnzimmer. Ich hatte auf einer Couch gelegen. Langsam führte ich den Löffel an meinem Mund und schluckte schließlich die Brühe hinunter. Es schmeckte nicht schlecht. Dennoch brannte es ziemlich, als die Suppe in meinem Magen ankam. Und beinahe hätte ich sie wieder rausgelassen, doc ich zwang sie drinnen zu bleiben. Ich fragte mich, ob er die Suppe wohl selber gekocht hatte oder irgendwo geholt hatte. Wo war überhaupt John? Ich hatte ihn noch gar nicht gesehen. Und wie lange war ich jetzt eigentlich schon weg? Marvin reichte mir ein Glas Wasser, das ich gierig austrank. Er grinste kurz. Langsam aß ich weiter und genoss trotz der Schmerzen jeden Löffel. Als ich fertig war, nahm er mir den Teller und den Löffel ab und ging in die angrenzende Küche. Zumindest vermutete ich es. Ich hörte das Klappern von Besteck. Langsam lehnte ich mich zurück und winkelte meine Beine an. Schützend schlang ich meine Arme um meine Beine. Tränen traten in meine Wangen. Ich wollte hier weg. "Wie geht es dir?", fragte Marvin mich. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er wieder in das Wohnzimmer gekommen war und zuckte deswegen merklich zusammen. "Sieht man das nicht?", fuhr ich ihn an. Ernsthaft?! Hatte er mich gerade wirklich gefragt, wie es mir ging? Was dachte der sich eigentlich? Ist ja nicht so, dass mir alles weh tat und ich am liebsten einfach nur noch sterben würde. "Hey, ganz ruhig. Das war doch gar nicht so böse gemeint!", meinte Marvin. "Und das soll ich dir glauben?", zischte ich ungläubig, "Du hast das ganze doch, ohne mit der Wimper zu zucken, zu gelassen. Du warst es doch, der einfach zu gelassen hat, dass John mich vergewaltigt hat und geschlagen hat. Dir war es doch egal, wie es mir ging. Und jetzt plötzlich denkst du, du könntest dich dich mal interessieren? Meinst du ich bin blöd? Lass mich doch einfach in Ruhe!" Marvin schwieg. "Du solltest dich ausruhen!", ordnete er schließlich an. "Es juckt dich doch sowieso einen Scheißdreck, wie es mir geht", presste ich hervor und bemühte mich, nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen. Ich fühlte mich so verarscht von dieser Welt. Diese ganze Welt hatte mich im Stich gelassen. War es mir denn überhaupt nicht vergönnt einmal glücklich zu sein? Ich wolkte doch nur auch einmal leben. Ich wolkte doch auch nur einmal glücklich sein. Ich wollte neu anfangen und endlich ein vernünftiges Leben führen. Aber nein! Niemand gönnte es mir. Schon wieder musste ich leiden. Ich wollte langsam echt nicht mehr. Wie schön wäre es einfach tot zu sein. Es würde soweiso niemand jucken. Keiner würde sich dafür interessieren. Wahrscheinlich stände es nicht einmal in der Zeitung. Keinem würde ich jemals fehlen. Schließlich war da niemand, der mich vermissen würde. "Wieso denkst du das?", wollte er wissen. "Das fragst du noch? Du hast doch alles schweigend hingenommen. Wieso sollte es dich plötzlich interessieren, wie es mir geht? Es war dir doch davor auch egal", schrie ich schon fast. Ich griff nach der Vase auf dem kleinem Glastisch vor mir. Doch Marvin reagierte zu schnell und nahm sie mir aus der Hand, ehe ich sie ihm entgegen schmettern konnte. Ich begann zu heulen und vergrub mein Gesicht in meinen Knien. "Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe?", schluchzte ich verzweifelt. Marvin schwieg mal wieder. "Sag es mir!", schrie ich ihn an, doch er antwortete mir immer noch nicht. War es zu viel verlangt mir zu antworten? War ich echt so wenig wert, dass man mir nicht einmal mehr antwortete? "Warum?" Leise weinte ich weiter vor mich hin. Ich hörte, wie er aufstand. Es hatte geklingelt. Als ich aufsah stand John in der Tür und grinste mich mal wieder dreckig an. Bitte nicht! Ich konnte langsam echt nicht mehr. "Lass mich in Ruhe!", kreischte ich und erhob mich schwankend. Ich griff nach dem nächst besten Gegenstand und schleuderte ihn in seine Richtung. Er zerbarst knapp neben ihm an der Wand. Das Grinsen verschwande. Hecktisch schaute ich mich kurz um, als mir die Terassentür in die Augen sprang. Wenn ich diese erreichen würde, hatte ich vielleicht eine Chance. Ich schnappte mir den nächsten Gegenstand und schmieß ihn erneut nach John. Das Klirren hinter mir ignorierend nahm ich all meine Kraft zusammen und sprintete los. Einen letzten Gegenstand schleuderte ich nach hinten, bevor ich aus dem Wohnzimmer lief und die Terrasse überquerte. Alles schmerzte und wollte keinen Centimeter weiter, doch mein Wille war stärker als alles andere. Ich rannte immer weiter. Vor mir tauchte ein See auf. Hinter mir hörte ich schon ein Schnaufen. Erschrocken nahm ich meine letzte Kraft zusammen. Ich bekam keine Luft mehr, aber das war mir egal. Hauptsache weg hier. Alles fing an zu flimmern. Ich rannte auf den Steg und ließ mich fallen. Eiskaltes Wasser umgab mich. Ich sank immer weiter. Meine Kleidung sog sich voll mit Wasser. Jetzt war alles vorbei. Ich würde nie wieder in die strahlenden Augen von Liam schauen können. Ich würde ihm niemals sagen können, dass ich ihn liebte. Es war alles vorbei. Mein Leben lief wie ein kleiner Film an mir vorbei. Ich sah Josie und Rick, die wie Geschwister für mich waren. Ob sie mich wohl vermissen würden? Ich hätte es gerne gewusst. Meine Sicht verschwamm. Ein paar Sekunden kämpfte ich noch gegen die Dunkelheit an. Doch schließlich entwich mir auch die letzte Luft aus meiner Lunge. Ich hatte keine Kraft mehr neue Luft zu holen und schon umhüllte mich die Dunkelheit. Mein Gefühl verließ mich. Meine Lungen füllten sich mit Wasser. Dann verließ mich das Bewusstsein. Tschüss Welt!
...☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Tut mir echt leid, dass das Kapitel so traurig endet. Aber es geht weiter...
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not the best life
Teen FictionJaqueline ist 16 und lebt in der USA. Ihr Vater ist alkoholabhängig und wird häufig deswegen gewalttätig. Irgendwann beschließt sie für die Baumhaus-WG nahe zwei Internate zu sparen. Doch was sie dort erlebt, hätte sie nie gedacht. Liebe, Freunde u...