Kapitel 19

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Nach einer Weile fuhren wir schweigend weiter. Irgendwann wurde mir das schweigen zu unangenehm. "Du, Liam?", fragte ich zögerlich, "Hattest du mal jemanden, denn du auf keinen Fall verlieren wolltest oder willst?" "Ich hab dir ja heute morgen von dem Mädchen erzählt", fing Liam an, "Sie hieß Jaqueline, aber ich hab sie immer nur Jace genannt, obwohl sie mit 'qu' geschrieben wurde. Ich wollte sie nie verlieren. Sie war für mich einfach die wichtigste Person. Sie war immer da und hat mir immer aufmunternd zu gelächelt. Selbst als ich richtig scheiße gebaut hab und sie zusammen geschrien hab, ist sie nicht gegangen, sondern hat mich einfach in den Arm genommen. Immer hat sie sich schützend vor mich gestellt. Und dann war sie nun einmal in Schwierigkeit und ihr ging es schlecht und ich war nicht da für sie. Ich nach mir enorme Vorwürfe deswegen." Zum Schluss wurde er immer leiser. Eine kleine Träne lief über seine Wange, doch er wischte sie schnell wieder weg. "Sei nicht traurig! Sie lebt bestimmt und irgendwann wird sie dich wieder in den Arm nehmen", versuchte ich ihn aufzumuntern. "Du erinnerst mich immer so an sie", meinte Liam. Sein Blick wurde traurig. "Ich vermisse sie! Vor allem ihren Gesang. Sie hat eine wunderschöne Stimme." Ich schaute wieder nach vorne. Ich wünschte, ich könnte ihn aufmuntern. Aber was soll man da sagen. Deshalb schwieg ich. Was war damals bloß passiert? Wieso erinnerte ich mich an nichts mehr? Lange fuhren wir schwiegend neben einander her. Keiner sagte etwas. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher.
Plötzlich zerrieß ein lauter schmerzerfüllter Schrei die Luft. Ein raues Lachen folgte. Meine Beine sprangen vom Rad und rannten ins Dickicht. Dort stand ein Mann vor einem Mädchen und hatte ihr ein Messer in die Schulter gerammt. Er zog es heraus und wollte erneut zu stechen. Aus Reflex grief ich nach einem kleinem Stein, der auf dem Boden lag und schleuderte ihn gegen die Hand des Mannes. Er starrte kurz in meine Richtung. Meine Augen weiteten sich. Diese Augen! Ich hatte sie schon mal gesehen. Er drehte sich um und verschwand. "Halt!", schrie Liam und rannte ihm hinterher. Meine Beine gaben nach und ich sank auf meine Knie. Die Szene verschwamm. Stechend grüne Augen brannten sich in meine Augen. Vor mir eine zerfetzte, zerstückelte Person. Braune Locken, grüne leere Augen. Meine Mutter! "Nein", hauchte ich. Tränen liefen über meine Wangen. "Jaqueline, renn!", brüllte jemand. Eine Pistole richtete sich auf mich! Erstarrt sah ich sie an. Die Pistole flog weg. Der Typ brüllte. Seine Augen waren stechend grün. Der Rest war verhüllt. Eine Faust landete in meinem Gesicht. "Du Mörder!", brüllte ich. Ein Messer bohrte sich in meine Seite. Danach rannte ich nur noch weg genauso wie der Typ. "Nein!", brüllte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht. Ich schaute nach vorne und da lag jemand. Es war ein reines Blutbad. Mein Herz drohte zu zerreißen. Es schmerzte. Ich beugte mich nach vorne und hielt krampfhaft meine linke Brust. Wieso? Wieso tat das so weh? Ich schrie. Tränen verschleierten meine Sicht. "Mama", kreischte ich und stürzte nach vorne. Mühsam fing ich mich mit einer Hand ab. Ein Hustenanfall schüttelte mich. "Komm zurück!", hauchte ich. Ich brauch entgültig zusammen. Mit beiden Händen hielt ich meinen Kopf, der zu zerspringen drohte. Es sollte aufhören! Es tat so weh! Ich wollte das nicht. "Das ist deine Schuld! Du hast sie nicht gerettet!" Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Da stabd ich nun und weinte am Abhang. Ich drehte mich um und starrte ich in ein Gesicht. Stechend grüne Augen! Ein blutverschmiertes Messer! Ein Schrei verlies meine heisere Kehle. Ein Stoß und ich hatte nichts mehr unter mir. Ich fiel. "LIAM!" Tränen! Und dann war da nichts mehr außer ein ungeheurer Schmerz! Meine Sicht verdunkelte sich mehr und mehr. Und dann war da nur noch Dunkelheit. "Lin!", schrie jemand noch, dann war ich endgültig weg...

"Lin?", flüsterte mir jemand ins Ohr. Die stimme war tief und leicht heiser. Panik und Angst, aber auch Sorge und Verzweiflung schwangen bei ihr mit. "Bitte wach wieder auf! Ich will dich nicht auch noch verlieren!" Es war Liam. Etwas Nasses tropfte auf mein Gesicht. Vorsichtig versuchte ich meine Augen zu öffnen und knief sie schnell wieder zusammen. Die Sonne blendete mich. Eine Hand nahm die meind und drückte sie leicht. Erneut öffnete ich die Augen und konnte sie diesmal offen lassen. "Wo bin ich?", meine Stimme war heiser und nur ein leises Hauchen. "Im Baumhaus!", murmelte Liam und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, "Du bist zusammengebrochen!" Blut! Stechend grüne Augen! Angst! Tod! Schmerz! Eine Welle erfasste mich und wieder begann mein Herz zu schmerzen. Ich verzog mein Gesicht. "Mama", hauchte ich und fing an zu weinen. Sie war tot. Zerfetzt und zerstückelt von einem Jugendlichen. Sie war tot und würde niemals wieder zurückkommen und ich allein war Schuld daran. Zwei Arme zogen mich sanft in eine Umarmung! "Es ist alles meine Schuld", schniefte ich leise. "Nein", meinte Liam und strich mir über meinen Rücken. "Ich habe zu gelassen, dass er meine Mutter zerstückelt hat", murmelte ich und weinte weiter. "Du warst noch ein Kind", versuchte es Liam weiter, doch ich schüttelte den Kopf. "Ich hätte sie retten müssen!" Immer mehr Tränen drängten sich aus meinen Augen. "Lin, dieser Typ ist unaufhaltsam. Sei froh, dass du noch lebst. Ich glaube nicht, dass deine Mutter will, dass du dir die Schuld gibst!" "Sie war doch auch immer für mich da!", hauchte ich. Liam drückte mich sanft etwas weg und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Es ist nicht deine Schuld!", sagte er und schaute mir in die Augen. Er wischte mir die Tränen weg. Doch immer wieder kamen neue hinzu. "Er wollte mich erschissen", erzählte ich mit brüchiger Stimme, "Ich bin weggelaufen und hab ihn am Abhang getroffen. Er hat mich geschubst!" Meine Stimme wurde imner leiser. Mein Herz schmerzte noch mehr. "Mein Bruder war auch da! Er hat mir mein Leben gerettet!" Ich zog meine Nase hoch und wischte mir die Tränen weg. Langsam waren da keine Tränen mehr, die ich weinen konnte! Meine Augen wurden trocken. "Warum bin ich nicht gestorben statt meiner Mutter? Mein Vater mochte mich dann sowieso nicht mehr. Er hasst mich!" Ich schaute weg. Ich konnte Liam nicht mehr an sehen. "Deswegen bist du hierher gekommen", murmelte Liam mehr zu sich selber als zu mir. In seiner Stimme lag Verständnis und Mitgefühl. "Erinnerst du dich an noch mehr?", fragte er vorsichtig und drehte meinen Kopf behutsam zu ihm, damit er mir wieder in die Augen sehen konnte. Ich schüttelte langsam den Kopf und senkte wieder meinen Blick. "Du kannst mir alles sagen!", meinte Liam und strich mir über die Wange. "Danke!", hauchte ich leise. Er lächelte. "Wenn was ist, dann sag bescheid. Ich bin noch etwas bei den anderen beiden und komme dann später. Die Beiden wollen wieder zusammen pennen...", erklärte mir Liam. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. "Bis nachher!" Dann verlies Liam das Zimmer und ich war allein. Eine kleine Träne verlies meine Wange. Ich fühlte mich einsam. "Bitte komm schnell wieder!", hauchte ich und schloss kurz meine Augen, "Ich brauche dich, Liam!"

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Heyo,
Jetzt kommt Lins Vergangenheit. Was haltet ihr davon? Das ist eine der schlimmsten Teile ihrer Vergangenheit. Einer kommt noch. Der Rest ist eigentlich für sie schön gewesen...(ok, ok, ich höre ja schkn auf zu spoilern ;-) )
Eure
P.L

not the best lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt