"Lin!" "Lin, komm zu dir!" Was war das? Warum ließen die mich nicht einfach in Ruhe? Wer war das überhaupt? Warum war ich nicht tot? Jemand drückte wie ein Beklopter auf meinem Brustkorb herum. Wasser lief mir aus dem Mund und ich musste husten. Eisengeschmack machte sich in meinem Mund breit und Luft strömte wieder in meine Lungen. Immer wieder sog ich sie ein und stieß sie wieder aus. Fast so als wäre sie eine Droge. Konnte Luft eine Droge sein? Langsam öffnete ich meine Augen und musste blinzeln, da mich das grelle Sonnenlicht blendete. "Warum bin ich nicht tot?", murmelte ich. "Weil ich es nicht zu lassen konnte!", flüsterte jemand neben mir. Ich zuckte zusammen und starrte in diese eiskalten blauen Augen. "Warum?", hauchte ich und sah ihn verwirrt an, "Warum hast du mich gerettet?" Das ergab überhaupt keinen Sinn. Er hatte sich doch sonst auch nicht für mich interessiert! Ich starrte ihn einfach weiter hin an. "Weil..." Er verstummte und schaute weg. "Weil du..." Marvin brach erneut ab. "Sorry", meinte er schließlich und stand auf. Ich hörte seine Schritte, wie er sich von mir immer weiter entfernte. "Wohin gehst du?", wollte ich wissen. Ich hatte Angst alleine zu sein. Ich hatte Angst, dass John plötzlich auftauchen könnte und mich wieder verletzen könnte. Ich hatte so eine riesige Angst. Ich zitterte leicht und Tränen ließen meine Sicht verschwimmen. "Bitte lass mich nicht allein!", flehte ich. Jeder würde mich für verrückt erklären, aber irgendwie fühlte ich mich in seiner Anwesenheit sicherer als ohne ihn. Er kam zurück und setzte sich neben mich. "Brauchst du etwas?", fragte er mich. Irgendetwas komisches tauchte in seinen Augen auf. Ich konnte es einfach nicht zu ordnen. Abwesend schüttelte ich den Kopf und bereute es sofort wieder. Mein Kopf schmerzte. Meine Schläfen pochten unangenehm. "Warum machst du das alles?", wollte ich wissen und schaute ihn an. Marvin wich jedoch meinem Blick aus. Etwas zu tief trauriges lag in seinem Blick. Eine Träne lief über seine Wange. "Es tut mir so leid!", hauchte er, "Ich bring dich hier weg, sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Und dann werde ich mich der Polizei stellen." Erstaunt sah ich ihn an. Damit hatte ich am wenigsten gerechnet. "Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht! Ich wusste nicht, dass du... dass du meine Schwester bist..." Er wurde immer leiser. Bis er schließlich komplett verstummte. Erstarrt sah ich ihn an. "Du bist mein...?" "Unmöglich!" "Es tut mir so schrecklich leid, Lin!", hauchte Marvin und schaute mich unendlich traurig an. "Deswegen konnte ich dich auch nicht sterben lassen", fügte er nach einer kurzen Stille hinzu. "Ich weiß, dass das unverzeihlich ist, aber bitte vergiss mich nicht. Ich wollte das nie!" Ich wusste nicht, ob ich es später bereuen würde und ich wusste, dass es mehr als gewagt war. Doch mein Herz konnte nicht anders. Ich richtete mich vorsichtig auf und ignorierte dabei den Schwindel und nahm meinen Bruder in den Arm. Er zuckte erst zusammen, bevor zögerlich ebenfalls seine Arme um mich legte. Ich spürte seine Tränen, die mein T-Shirt durchnässten. "Ich bring dich hier raus. Das ist das mindeste, was ich für dich tun kann!", meinte er und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte leicht trotz der großen Schmerzen, die durch meinen Körper jagten. "Komm ich mach uns etwas zu essen! Ich bin gleich wieder da!", sagte Marvin schließlich und löste sich von mir. Vorsichtig drückte er mich zurück auf das Bett und stand auf. "Ich bin gleich wieder da", flüsterte er und huschte aus der Tür. Ich schloss meine Augen und wartete. Plötzlich wirde die Tür aufgerissen und ich wusste sofort, dass es nicht Marvin war, der im Zimmer stand. Die Tür fiel wieder ins Schloss und der Schlüssel wurde herumgedreht. Panisch sah ich mich um. Da stand er wieder. Ich wollte ihn eigentlich nie wieder sehen. Da war er. Der, vor dem ich am meisten Angst hatte. Immer näher trat er an mein Bett. Mir wurde brutalst die Decke weggerissen. Verzweifelt wich ich zurück, doch die Wand wich nicht mit zurück. Tränen traten mir in die Augen. "Geh weg!", hauchte ich karftlos. Er packte mich am Ausschnitt und zog mich vom Bett. Ich schrie erschrocken und gleichzeitig vor Schmerz auf, als ich auf den Boden krachte. Da lag ich nun flach auf dem Baum. "Denkst du wirklich du kannst dich vor mir verstecken?", zischte John und lachte grausam auf. Ich zuckte zusammen. Ich hörte deutlich, wie er seinen Gürtel öffnete und aus den Schlaufen zog. Schon traf mich die Schnalle mit voller Wucht auf den Rücken und presste mir die Luft aus den Lungen. Ich schrie auf vor Schmerz. Marvin hämmerte gegen die Tür. "John! Mach sofort auf!", brüllte er, doch John juckte es nicht. Er schlug nur noch härter zu. Irgendwann riss er mir mein T-Shirt vom Leib und schlug weiter auf meinen Rücken ein, während Marvin weiter an die Tür hämmerte. Ich spürte das Blut, dass aus den aufgeplatzten Wunden floss, auf meinem Rücken. Schließlich ließ er seinen Gürtel fallen und stieß mich auf den Rücken. Ich brüllte wie am Spieß. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Es fühlte sich so an, als würde mein Rücken brennen. John riss mir meine Hose vom Leib. Meine Augen weiteten sich und ich fing an, mich zu wehren. Verzweifelt wand ich mich in Johns Griff, doch er ließ nicht los. Er griff mit der einen Hand in meine Haare und zog an diesen. Die andere presste er gegen meine Mitte. Meine Brust zog sich schmerzthaft zusammen. Ich wollte das nicht nochmal erleben! Ich hatte genug! Ich wollte hier weg! "Lass mich in Ruhe!", kreischte ich und schlug hemmunglos um mich. Er beugte sich zu mir runter. "Halt die Klappe und hör auf dich so wehren!", zischte er mir ins Ohr, "Ich kann auch zu härteren Mitteln greifen!" Ich erstarrte. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich schloss meine Augen und versuchte verzweifelt meine Tränen zurückzudrängen. Etwas zerbarst und schließlich wurde John von mir runtergezerrt. Ich atmete immer noch stoßweise und zitterte am ganzen Körper. Jemand nahm mich vorsichtig in den Arm und ich wurde hochgehoben. "Alles wird gut! Ich bring dich hier weg!", flüsterte mir Marvin ins Ohr, dann verlor ich mich wieder in der Dunkelheit...
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Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr in Lins Lage wärt? Würdet ihr es einfach zu lassen oder bis zum Ende kämpfen?

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not the best life
Teen FictionJaqueline ist 16 und lebt in der USA. Ihr Vater ist alkoholabhängig und wird häufig deswegen gewalttätig. Irgendwann beschließt sie für die Baumhaus-WG nahe zwei Internate zu sparen. Doch was sie dort erlebt, hätte sie nie gedacht. Liebe, Freunde u...