Kapitel 13

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In Informatik nahm mich Liam mit an einen PC und erklärte mir alles ausführlich. Zum Glück kannte ich schon die ganzen Grundlagen des Programmierens, sodass wir schon bald mit dem Projekt, an dem der Kurs zurzeit arbeitete, weitermachen konnten. Wir sollten TicTacToe programmieren mit Grafikfläche. Haha keiner weiß, was ich meine, gefühlt. Ich war so vertieft, dass ich gar nicht merkte, wie es zur zweiten großen Pause klingelte. Ich schreckte total zusammen und Liam bekam ernsthaft erstmal nen Lachflash. Dafür bekam er von mir ne Faust gegen die Schulter und ein entrüstetes "Ey!", was zur Folge hatte, dass er immer noch lachend vor mir wegrannte und ich ihn wie eine wildgewordene Furie durch die Schule jagte. Zum Glück hatte ich ne gute Ausdauer. Aber wie das Schicksal es so will, sollte ich mich doch noch ordentlich blamieren. Irgendein Vollidiot kam auf die hirnrissige Idee mir ein Beinchen zu stellen. Da das ganze so unerwartet kam, flog ich einfach der Länge nach hin. Ich konnte mich nicht mal abfangen oder abrollen, da ich irgendwo mit meinem verletzten Arm hängen geblieben war. Mit einem dumpfem Knall schlug ich mit dem Kopf auf. Für ein paar Sekunden hörte und sah ich nichts mehr. Und dann war da nur noch ein Pochen an meinen Schläfen, ein unbändiger Schmerz in meinem Arm und ein ziehen in den Knien. Ehe ich mich versah, hatte sich mein Körper dazu entschieden aufzustehen. Ich schwankte gefährlich und wurde in letzter Sekunde noch von jemandem aufgefangen.

"Lin?", fragte Liam erschrocken.

Vorsichtig richtete er mich auf, entschied sich dann aber um und hob mich einfach hoch. Ich war noch viel zu benommen, um mich zu wehren. Er trug mich einfach nach draußen und setzte mich dort auf einer Bank ab. Er stellte unsere beiden Rucksäcke ab und kramte in seinem rum.

"Wenn ich diesen Mistkerl erwische, kann der sich auf ne Kastration einstellen", knurrte er und beförderte schließlich eine kleine Erste-Hilfe-Box zum Vorschein.

Ich schaute an mir herunter. Meine linke Hand war leicht aufgeschürft genauso wie mein linkes Knie, während mein rechtes Knie erstmal das dringende Verlangen hatte wie ein Weltmeister zu bluten. Liam fischte eine Wundauflage und einen Verband aus der Box und verarztete mein Knie. Danach schaute er mir besorgt in die Augen.

"Tut es sehr weh?", erkundigte er sich.

Ich zuckte mit den Schultern. Man war dieser Kopf nervtötend. Entweder er wollte nichts mehr aufnehmen und versagte kläglich in Klausuren oder er dachte sich: Heyo, ich hab kein Bock mehr auf dich. Ich tu jetzt einfach mal weh. Oh man. Warum eigentlich immer ich.

Liam setzte sich nun neben mich und legte mir einen Arm auf die Schultern ich lehnte mich leicht an ihn an und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab.

"Was ist denn mit dir passiert?", kreischte eine hysterische Stimme.

Ich stöhnte und hielt mir eine Hand an den Kopf. Verdammter Schädel!

"Sie ist gestürzt! Und jetzt Klappe! Lin hat Kopfschmerzen!", erklärte Liam kurz und angebunden.

Bestürzt sahen mich die beiden Turteltäubchen an.

"Willst du dann nicht lieber nach Hause und dich hinlegen?", wollte Rick wissen und musterte mich skeptisch.

Ich senkte meinen Blick und schüttelte kaum merklich den Kopf. Liam zog mich wieder sanft zu sich und legte meinen Kopf wieder auf seiner Schulter ab. Ich schloss meine Augen und versuchte den Lärm und das schmerzliche Pochen an meinen Schläfen zu ignorieren.

"Was hast du gleich?", flüsterte Liam und dafür war ich ihm enorm dankbar.

Jeder weitere Lärm verstärkte das Pochen an meinen Schläfen.

"Japanisch", antwortete ich leise.

"Ich auch", lächelte er und schwieg dann bis zum Rest der Pause.

Die anderen hatten sich auch nicht mehr gemeldet, sondern schweigend ihr Essen aufgemampft. Nach dem Schellen schulterte ich meine Tasche und schwankte leicht neben Liam die Gänge entlang. Wieder einmal hatte ich Glück und neben Liam war noch ein Platz frei.

"Na du?"

Ein Mädchen setzte sich auf Liams Tisch und er stöhnte genervt auf.

"Wenn hast du denn da? Du bist doch nicht mit so einem Hässlon befreundet oder?", fragte sie und warf mir ein bösen Blick zu.

Ok, das hatte mich jetzt dezent verletzt. Ich unterdrückte die Feuchtigkeit, die in meinen Augen um Einlass bettelte, um dann meinen Wangen einen Besuch abzustatten. Demonstrativ drehte ich mich weg.

"Alter, verpiss Chantal", knurrte Liam, "Es kann dir ja wohl scheiß egal sein, mit wem ich befreundet bin. Außerdem sitzt die einzige hässliche Person von uns dreien hier auf meinem Tisch. Und wenn du jetzt nicht ganz schnell verschwindest, sorge ich persönlich dafür, dass du nie wieder schlecht über Lin reden kannst."

Mit diesen Worten schupste er sie von seinem Tisch, holte ein Taschentuch raus, "reinigte" seinen Platz und warf es dann angeekelt in den Mülleimer.

"Warum hast du mich verteidigt?", hauchte ich verwirrt in seine Richtung.

"Weil du mich auch verteidigt hast und außerdem mag ich dich."

Liam lächelte mich an, bevor der Lehrer uns daran hinderte weiterzureden und wir uns nach vorne drehten. Mr. Sato fragte mich zwar auf Englisch, wie ich heiße, dennoch antwortete ich einfach fließend auf japanisch und verbeugte mich kurz vor ihm. Er war eindeutig Japaner. Liam lächelte mich anerkennend an und ich lächelte zurück. Zum Glück war heute viel Stillarbeit angesagt, sodass mein Kopf nicht all zu sehr schmerzte.

"Hast du hier nach auch Schluss?", fragte Liam und ich nickte.

Das Pochen bekam ich kaum noch mit. Wird wohl ne kleine Beule werden. Zusammen liefen wir zur Bushaltestelle und warteten auf den Bus. Liam erklärte mir, dass Rick sieben Stunden hatte und Josie nur fünf, was ich echt unfair fand. Als wir endlich im Wald waren lief ich einfach drauf los und hüpfte herum. Ich musste aussehen, wie irgendeine Jugendliche, die im Kindergartenalter stecken geblieben war. Aber ich mochte einfach die Natur so sehr, dass ich dann immer alles vergas.

"Du bist echt verrückt!", lachte Liam.

Ich liebte sein Lachen. Oh man, ich glaub ich war grad ernsthaft auf dem besten Weg mich zu verlieben, zumindest glaubte ich es. Ich war noch nie verliebt gewesen. Zumindest erinnerte ich mich nicht daran. Schon ein komisches Gefühl. Ich konnte mich nur an weiße Wände erinnern. Ich war da dreizehn gewesen. An mehr erinnerte ich mich nicht. Irgendwann standen wir schließlich an unserem Baumhaus. Ich hatte es tatsächlich geschafft, diese drei Geisteskranken innerhalb von nicht einmal drei Tagen ins Herz zu schließen. Ich musste lächeln. Das war echt verrückt!

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Hi ihr,
Ich hab jetzt endlich Ferirn, hießt auch, dass ich nicht mehr so häufig updaten kann. Aber ich gebe mein Bestes. Ist es bei euch auch so warm? Ich sterbe hier fast vor Hitze und laufen schon die ganze Zeit mit Sonnenbrille rum. Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel.
Eure
P.L

not the best lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt