Kapitel 18

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K.O schleppten wir uns nach Hause. Nur Josie lachte ausgelassen und tanzte vor uns her. Ich verdrehte immer wieder die Augen und verschwendete nur Gedanken an mein weiches Bett. "Du kannst doch kämpfen! Warum tust du dann nichts? Warum verteidigst du sie nicht?" Diese Stimme. Sie schrie verzweifelt in meinem Kopf. Woher kam sie? Wer war das? Erschrocken riss ich die Augen auf und blieb stehen. "Mach was!" Ich schloss kurz die Augen. Ein Pistolenlauf tauchte vor meinem inneren Augen auf. Ich zuckte zusammen. "Was ist los?", fragte Liam mich besorgt und holte mich in die Gegenwart zurück, wofür ich ihm echt dankbar war. "Alles gut", log ich und lief weiter. Ich spürte, wie sich sein kritischer Blick in meinen Rücken bohrte. Endlich waren wir da. Auf schlafen hatte ich jetzt doch keine Lust mehr. Dafür verspürte ich gerade einen Bärenhunger. Quälend langsam öffnete sich die Lucke. "Was ist mit dir denn los?", erkundigte sich Rick amüsiert, "Du siehst aus wie ein Bär, der nicht an sein Essen ran kommt und wartet, dass es runter kommt." Er lachte. "Ich hab Hunger", knurrte ich mit einem wütendem Unterton. "Ruhig Bär", rief Josie und hechtete die Leiter hoch, "Bin schon unterwegs." Ich grinste begeistert und eilte ihr hinterher. "Das ist gut", brüllte ich ihr hinterher und ging ins Wohnzimmer. Liam musterte mich immer noch kritisch und setzte sich schließlich neben mich. Rick war in der Küche verschwunden. "Du Dieb!", schrie ein Küchenmonster und jagte den laut lachenden Frick (danke für den Tipp Felios259) mit einer Bratpfanne ins Wohnzimmer. Liam und ich brachen auch in Gelächter aus, während das Küchenmonster sich wieder in seiner Burg verschanzte und zischend unser Futter vorbereitete. Vorsichtig öffnete ich die Tür weiter, die einen kleinen Spalt offen stand. Eigentlich hätte mir das zu denken geben sollen. So konnte ich gerade noch in letzter Sekunde ausweichen. Das Küchenmonster fuhr sofort herum. "Du", brüllte sie. Ihr schien nichts einzufallen, weshalb sie sich einfach das Glas neben ihr schnappte und verpasste mir eine kleine kalte Dusche. "Ey", protestierte ich und funkelte sie böse an. Das Küchenmonster grinste nur schadenfroh und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Murrend zog ich wieder ab und wollte mich neben Liam fallen lassen. Hehe. Die Couch machte mir einen Strich durch die Rechnung oder eher gesagt mein Einschätzungsvermögen, das anscheinend gar nicht existierte. Mit einem dumpfen Laut knallte ich auf den Boden. Mein Magen machte sich wieder schmerzhaft bemerkbar. Den hatte ich total vergessen. Fluchend setzte ich mich richtig hin, während die Jungs ihren zweiten Lachflash erlitten. "Jaja, sehr witzig!", brummte ich angepisst und wollte gerade aufstehen. Als die Schlingpflanze neben mir die bahnbrechende Idee erhielt mich festzuhalten und durchzukitzeln. "Hey", schrie ich und versuchte verzweifelt mich loszuwinden. Doch da kam auch schon das zweite Kitzelmonster und stürzte sich auf mich. "Aufhören!", quetschte ich mühsam hervor. So langsam ging mir die Lust aus. Mein Blut hatte sich mal wieder in meinem Kopf gesammelt und warteten auf das Eisangebot des Tages. Schlingpflanze ließ endlich von mir ab und auch Kitzelmonster hatte ein neues Opfer gefunden. Gerade hatte das Küchenmonster das Essen auf den Tisch gestellt. Da wurde es von dem Kitzelmonster geschnappt und durch gekitzelt. Schlingpflanze alias Liam lachte sich kaput, während ich die Gelegenheit nutzte und mich zum Tisch schlich. "Lin", brüllte da das Kitzelmonster und ließ augenblicklich von seinem Opfer ab, "Wag es ja nicht ohne mich anzufangen." "Egoist", brummte Küchemonster. "Wie war das?", fragte Rick und fuhr herum. "Nichts", meinte Josie schnell und hob beschwichtigend die Hände. Da hatte sich aber schon Rick wieder in das Kitzelmonster zurück verwandelt und stürzte sich erneut auf Josie. Ich winkte Liam zu mir, der das ganze amüsiert betrachtete und tat uns beiden etwas zu essen auf. Da drehte sich auch schon wieder Rick zu mir um und ehe ichs mich versah hatte er mir meinen Teller gemobst. Dieser Bastard! Ich blitzte ihn kurz an, bevor ich mir einfach seinen Teller schnappte und mir etwas auftat. Josie kam auch an den Tisch und tat sich auch was auf. Danach aßen wir gemütlich. Nach dem Essen entschieden Liam und ich Fahrrad zu fahren. Rick und Josie hatten beschlossen im Baumhaus zu bleiben. Draußen kettete ich mein Fahrrad los. Ich war echt stolz darauf. Es hatte 30 Gänge, Scheibenbremsen, einen bequemen Sattel, vernünftige Pedalen und vor allen vernünftige Federung. Es war zwar ein eher typisches Jungefahrrad, aber dennoch liebte ich diese Mountenbike. "Nicht schlecht", meinte Liam, "Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wem dieses geile Bike gehört!" Ich wurde leicht rot und betrachtete verlegen den Waldboden. Wenig später stand er mit seinem Mountenbike neben mir und grinste mich schräg an. Ich lächelte leicht zurück. "Na komm!", meinte er und fuhr los. Nach wenigen Metern hatte ich ihn eingeholt und so fuhren wir gemütlich neben einander her. "Lass uns ein Spiel spielen", schlug Liam vor, "Ich fange an und stelle dir eine Frage und du musst sie ehrlich beantworten. Danach bist du dran. Halt immer abwechselnd." Das hörte sich echt verlockend an. "Na gut", willigte ich ein. "Ok, erstmal langsam anfangen. Was ist deine Lieblingsfarbe?"
"Grün. Wie viele Geschister hast?"
"Zwei. Eine Schwester und ein Bruder. Und du?
"Keine Ahnung. Erinnere ich mich nicht dran." Betrübt sah ich zu Boden. Da war diese große Lücke. Es tat weh. "Mmh", machte Liam, "Seit wann erinnerst du dich denn nicht mehr?"
"Seit ich dreizehn bin, glaube ich", meinte ich und starrte vor mich hin. Da waren nur diese weißen Wände. Sonst konnte ich mich an nichts erinnern. Ich wusste nicht, wie ich dahin gekommen war. Ich wusste nur, dass ich höllische Schmerzen hatte, da die Schmerzmittel bei mir nicht anschlugen, wie mir ein Arzt später erklärte. Danach waren da nur noch die grausamen Tage mit meinem Vater. Ich spürte die Tränen in meinen Augen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich stehen geblieben war. Erst als sich zwei starke Arme um mich legten, realisierte ich es. Ich war Liam dankbar, dass er jetzt da war und nicht nachfragte, sondern mich einfach in den Arm nahm. "Danke", hauchte ich leise.

☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆

Heyo,
Erneut ein Kapitel. Nah schon gespannt, was vor den weißen Wänden da war und warum Lin im Krankenhaus gelandet ist? Was denkt ihr? Ratet doch einfach mal!
Eure
P.L

not the best lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt