Mein Unterleib brannte immer noch höllisch. Ich wusste nicht, wie lange ich jetzt hier schon lag. Immer wieder liefen Tränen über meine Wangen. Bedeutete ich hier überhaupt jemandem etwas? Irgendwann richtete ich mich langsam auf. Ich spürte die Augenringe deutlich. Mein Kopf fühlte dich taub an genauso wie der Rest meines Körpers. Der Eisengeschmack in meinem Mund hatte nicht nachgelassen. Als kleines Kind hatte ich es immer geliebt, meine Wunden aufzukratzen und die Kruste zu essen. Auch das Blut fand ich immer total faszinierend. Erst nach dem Unfall hatte ich angefangen meine Wunden zu verstecken und sofort zu verbinden. Dennoch blieben die Narben und erinnerten mich immer schmerzhaft an die Schläge meines Vaters. Ich war froh, dass mich bisher niemand darauf angesprochen hatte. Aber wahrscheinlich hatten die es nicht einmal bemerkt. Würde mich nicht wundern! Die Tür ging auf und riss mich aus meinen Gedanken. "Na, hast du mich schon vermisst, Süße?" Da stand er wieder. John. Ängstlich weiteten sich meine Augen und ich rückte weg. Irgendwann spürte ich mal wieder die Wand in meinem Rücken. "Lass mich in Ruhe!", schrie ich ihn verzweifelt an. Ich wollte nicht noch mal das selbe spüren müssen. Er hatte mir so viel genommen. Ich weinte los und schluchzte unkontrolliert. Ich wollte nicht weinen, doch ich konnte einfach nicht mehr. Ich war zerstört. Da war nichts mehr. "Hau ab, du Arsch!", schrie ich weiter. "Ich soll ein Arsch sein!", fuhr er mich an. Sein dreckiges Grinsen wurde von einem zornigem Gesichtsausdruck abgelöst. Erschrocken starrte ich ihn an. Mein Körper fing an zu zittern. "Bitte nicht!", hauchte ich. "Du nennst mich Arsch!", brüllte er mich an und trat mir gegen meine angewinkelten Beine. Leise wimmerte ich auf und sah weg. "Guck mich an, wenn ich mit dir spreche!", rastete er vollkommen aus und schlug wie ein wilder auf mich ein. Er trat mich. Irgendwann spürte ich nichts mehr. Ich sah nur noch zu, wie er mich verprügelte. Es war so, als würde mir dieser Körper überhaupt nicht gehören. Alles in mir schrie um Erbarmen, doch ich konnte mich nicht wehren. Ich war komplett antriebslos. Da war nichts mehr. Nichts, was mich hätte dazu bewegen können zu kämpfen. Schließlich verlor ich mein Bewusstsein. Dunkelheit legte sich um mich. Das letzte, was ich spürte, war etwas warmes an meiner Schläfe.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich immer noch in diesem Raum. Meine Blase drückte unangenehm. Langsam zog ich mich neben die Tür. Alles tat mir weh. Ich konnte mich kaum bewegen. Meine Beine fühlten sich taub an. Vorsichtig klopfte ich an die Tür. Würde mich überhaupt jemand hören? Oder würden sie mein Klopfen mit Absicht ignorierend. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Marvin stand dort und schaute desinteressiert auf mich herab. "Was?", knurrte er sichtlich genervt. "Ich muss mal", flüsterte ich und schaute beschämt zu Boden. Er stöhnte auf. Da spürte ich vollkommen unerwartet zwei starke Arme unter mir, die mich vorsichtig hochhoben. "Laufen kannst du wahrscheinlich nicht mehr", brummte er und trug mich zum Badezimmer. Drinnen ab. "Wenn du etwas brauchst, ich stehe draußen vor der Tür. Ich würde dir raten keinen Unfug anzustellen, wenn du nicht noch mehr leiden möchtest!", sagte er noch, bevor er aus der Tür verschwand. Mühsam zog ich mich zur Toilette und schaffte es schließlich mich darauf zu setzen. Das Brennen in meinem Unterleib war kaum auszuhalten. Tränen liefen wieder einmal über meine Wangen. Das ganze war einfach so aussichtslos. Schwankend zog ich mich zum Waschbecken und hustete Blut. Ich starrte in den Spiegel. Dort schauten mich zwei leere Augen an. Sie waren gerötet und wurden von dunklen Augenringen geziert. Meine Schläfen waren beide verkrustet. Auch meine Lippe und Nase hatten ordentlich etwas abbekommen. Ich spürte wie mich die Kraft verließ. Meine Beine gaben nach. Mit einem dumpfen Geräusch landete ich auf dem Boden. Die Tür flog auf und Marvin kam auf mich zu. Er hob mich auf und brachte mich irgendwohin. Meine Sicht verschwamm immer wieder. Meine Augen konnten nichts mehr wirklich fixieren. "Warum lasst ihr mich nicht einfach verrecken?", hauchte ich und schloss meine schweren Lider. Ich bekam keine Antwort. Ich hatte auch nicht wirklich eine erwartet. Nach einiger Zeit wurde ich auf etwas weichem abgelegt. "Wehe du machst es dreckig", warnte mich Marvin, bevor er mich wieder alleine ließ. Schon wieder war ich alleine. Immer war ich alleine. Wo war ich bloß schon wieder? Mühsam öffnete ich meine Augen und sah mich um. Es war ein gemütlich eingerichtetes Zimmer. Ich lag auf einem Bett. Gegenüber von mir stand ein Schrank und direkt daneben ein Bücherregal. Vor dem Fenster an meinem Kopfende stand ein Schreibtisch, auf dem ein Collegeblock lag. Neben diesem stand eine Gitarre und ein Notenständer. Auf der anderen Seite war die Tür. "Marvin, wo ist die Schlampe?", brüllte unverkennbar John durch das Gebäude. "Alter, reg dich ab!", knurrte Marvin. Die Stimmen kamen immer näher. "Du hast sie in dein Zimmer gebracht?" Das war wieder John. Er klang etwas überrascht. "Du lässt doch sonst kein Mädchen in dein Zimmer, seit das mit deiner Schwester passiert ist", meinte John und schon flog die Tür auf und meine Ruhe war vorbei. Ängstlich klammerte ich mich an die Bettdecke. Ich fing schon wieder an zu weinen, auch wenn ich das gar nicht wollte. Ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren. Es war fast schon wie ein Reflex. "Lass mich", schluchzte ich und kauerte mich immer mehr zusammen. Die Schmerzen brachten mich zum Stöhnen. Ein schauriges Lachen füllte den Raum. Mein Trommelfell wollte reißen. Ich wollte das nicht mehr hören. Ich presste meine Hände auf meine Ohren und kniff die Augen zusammen. "Was willst du?", fragte ich schließlich mit er staunlich fester Stimme. "Ach komm, du willst es doch auch!", meinte John und zwinkerte mir zu. Ein Brechreiz keimte in mir auf. Ich richtete mich blitzschnell auf und sprang eine Spur zu schnell aus dem Bett, sodass ich schneller, als mir lieb gewesen wäre, Bekanntschaft mit dem Boden machte. Ich stöhnte auf vor Schmerz. "Lass sie, John!", ergriff Marvin Partei für mich. In diesem Moment war ich ihm unglaublich dankbar dafür. "Wie sollte ich?", knurrte John. Verschwommen nahm ich wahr, dass er auf mich zu kam und dann zurückgerissen wurde. Die Tür fiel ins Schloss und ich versank mal wieder in meiner geliebten Dunkelheit. Liener Gruß von meiner geliebten Ironie...
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25 Kapitel. Oh man. Das hab ich nur euch zu verdanken. Ohne euch hätte ich das nie geschafft. Ein ganz großes Dankeschön. Ihr seid echt die besten!
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not the best life
Teen FictionJaqueline ist 16 und lebt in der USA. Ihr Vater ist alkoholabhängig und wird häufig deswegen gewalttätig. Irgendwann beschließt sie für die Baumhaus-WG nahe zwei Internate zu sparen. Doch was sie dort erlebt, hätte sie nie gedacht. Liebe, Freunde u...