Einerseits konnte ich den nächsten Tag kaum erwarten, aber andererseits hatte ich auch mega schiss vor diesem Tag. Ich würde Liam den Brief geben. Am besten ich würde ihm den Brief erst geben, wenn sie wieder gingen. Den ganzen Morgen spielte ich nervös mit meinen Fingern herum. Die Schmerzen waren weniger geworden und somit einigermaßen erträglich. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ein Arzt erschien in der Tür. Mit großen Augen sah ich ihn an. "Wir müssen eine kurze Untersuchung durchführen. Ein junger Arzt meinte, dass es sein könnte, dass du Magenkrebs hast. Wir würden das gerne überprüfen, um möglichst schnell handeln zu können im Notfall", erklärte er seine Anwesenheit. Ich erstarrte und starrte wie versteinert vor mich hin. Krebs? Ich? Ängstlich sah ich den Arzt an. Bitte nicht! Ich wollte nicht sterben! Tränen traten mir in die Augen. Warum musste das ausgerechnet mir passieren? Warum konnte ich nicht einmal glücklich sein? Das war nicht fair. Das war verdammt nochmal nicht fair! Ich zwang mich stark zu bleiben und nickte leicht. "Würdst du mich dann bitte begleiten?", fragte er und musterte mich skeptisch. Mühsam hob ich meine Beine unter der Decke hervor und stellte sie auf den Boden. Unsicher hielt ich kurz inne und richtete mich schließlich langsam Schritt für Schritt auf. Langsam lief ich zur Tür. Der Arzt ging relativ zügig durch die Gänge. Ich musste mich immer wieder an den Wänden kurz festhalten, da ich noch sehr unsicher auf den Beinen war. Der Arzt fürhte mich in ein Behandlungszimmer. Dort stand ein junger Arzt. Dieser begann direkt mit der Untersuchung. Irgendwann saß ich endlich wieder in meinem Zimmer. Ich hoffte einfach, dass es nicht stimmte und der junge Arzt sich getäuscht hatte. Ich wollte keinen Krebs haben. Ich hatte doch schon genug Probleme. Lange saß grübelnd da und wartete. Meine Nervösität stieg mit jeder Minute. In der Zwischenzeit hatte ich schon etwas zu Essen herunter gewürgt. Endlich kam der junge Arzt herein. Er rückte sich einen Stuhl an mein Bett und setzte sich mit einem leisen Seufzer. Langsam schlug er die Akte auf. "Jaqueline. Richtig, oder?", versicherte er sich. Ich nickte und starrte wieder zu Boden. Ich wollte einfach nicht sterben? Ich wollte doch noch so viel machen und erleben. "Es tut mir leid. Wir müssen dich morgen operieren. Der Krebs hat glücklicherweise bisher nur in deinem Magen gestreut. Jedoch müssen wir leider deinen Magen herausoperieren. Es tut mir leid", sagte der Arzt und senkte den Blick. Tränen bilden sich in meinen Augen. "Ich will moch nicht sterben", hauchte ich. Meine Stimme zitterte merklich und auch mein restlicher Körper schien zu frieren bei dem Gedanken. "Das wirst du auch sehr wahrscheinlich nicht. Das sind sehr erfahrene Ärzte. Die wissen, was sie tun", versuchte der junge Arzt mich zu überzeugen. Ich nickte langsam und verbarg mein Gssucht hinter meinen leichten Locken. "Ich hole dich morgen ab. Du darfst leider bis morgen nichts essen, da du nüchtern in die OP gehen musst." Ich nickte und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Meine Hände zitterten wie verrückt. Ich hatte Angst vor der OP. Der Arzt verließ mit einem letzten skeptischen Blick zu mir den Raum und es kehrte eine eisige Stille ein. Eine Träne lief über meine Wange. Verstohlen wischte ich sie mir weg und schaute aus dem Fenster. In meinem Kopf herrschte Chaos. Eine Hälfte meines grandiosen Hirns wollte nur noch an Liam denken und in einer rosaroten Welt aus Watte verschwinden und die anderer irrte im dunklen Wald umher und fragte sich, was schon wieder bei mir falsch war. Ich seufzte und schloss meine Augen. Ich wollte nicht so viel nachdenken. Immer machte ich allen Arbeit. Es wäre so viel einfacher, wenn es mich nie gegeben hätte. Ich war ein Nichtsnutze. Ich war einfach unfähig. Tränen brannten in meinen Augen, doch ich blinzelte sie erbarmungslos weg. Schmerz breitete sich in mir aus. Warum immer ich? Das Brennen in meinen Augen wurde stärker. Ich knief meine Augen zusammen und versuchte mich zu beruhigen, doch ich konnte diesen Schmerz einfach nicht ignorieren. Es war so als würde jemand mir das Herz aus der Brust reißen und darauf rumtrampeln. Aus dem Flur drangen fröhliche Stimmen leise herein. Ich schloss meine Augen und setzte das Lächeln auf, was ich früh eigentlich jeden Tag getragen habe, damit niemand bemerkte, dass mein Leben alles andere als ok war. Es klopfte kurz an der Tür, ehe die drei reinkamen und sich an mein Bett setzten. "Na du?", fragte Rick und grinste mich an. Ich zog lächelnd eine Augenbraue hoch. "Wie geht's?", kam er meiner stillen Aufforderung nach. "Den Umständen entsprechend", brummte ich und wich seinem Blick gezielt aus. Diesmal war er es der seine Brauen hob und mich skeptisch dabei musterte. "Legolas, du musst ganz schnell hier raus kommen. Die beiden sprechen nur noch über die neue Schule. Das hält man kaum noch aus", rief sie. Ich musste sofort schmunzeln bei meinem Spitznamen. Sollte ich es ihnen sagen? Oder einfach schweigen? Ich senkte den Blick. Tränen traten in meine Augen, sodass ich diese schnell schloss. "Was hast du?", fragte Liam. Man hörte deutlich, dass er besorgt war. Irgendwie süß von ihm. "Bin etwas müde", brummte ich, schaute jedoch nicht wieder auf, sondern drehte meinen Kopf leicht weg. Ich spürte ihre Blicke auf mir, dennoch konnte ich meinen Blick nicht heben. Ich hatte Angst davor, ihnen in die Augen blicken zu müssen. Ich wollte nicht, dass andere sahen, wie verletztlich ich doch war. "Was ist los?", erkundigte sich Rick sanft und griff nach meiner Hand, die ich jedoch sofort zurückzog. Mein Körper begann leicht zu zittern. "Was hast du denn? Ich tu dir doch nichts", versuchte Rick mich zu beruhigen. Obwohl ich mich dazu zwang, mich wieder zu ihnen zu drehen und sie anzuschauen, konnte ich es einfach nicht. "Lin", sagte Liam. Seine Stimme war unsicher. Er kniete sich vor mein Bett. Zumindest glaubte ich es, da ich aus meinem Augenwinkel nicht alles erkennen konnte. "Haben wir irgendetwas falsch gemacht?", wollte er wissen. "Ist es wegen gestern?", fügte er flüsternd hinzu. Ich schüttelte den Kopf. "Was ist es dann?"
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not the best life
Teen FictionJaqueline ist 16 und lebt in der USA. Ihr Vater ist alkoholabhängig und wird häufig deswegen gewalttätig. Irgendwann beschließt sie für die Baumhaus-WG nahe zwei Internate zu sparen. Doch was sie dort erlebt, hätte sie nie gedacht. Liebe, Freunde u...