Kapitel 28

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Als ich aufwachte, saß ich auf der Rückbank eines Autos. Vor mir erkannte ich deutlich Marvin. "Wohin bringst du mich?", fragte ich. Meine Stimme war kaum zu hören. "Endlich bist du wach", meinte Marvin, statt auf meine Frage einzugehen. Er atmete hörbar aus und drehte sich kurz zu mir um. Ich hingegen sah nur noch diesen LKW, der auf uns zu bretterte und das dreckige Grinsen von... "MARVIN!", schrie ich. Er drehte sich wieder nach vorne und krallte sich am Lenkrad fest. Hektisch riss er es herum. Ich wurde gegen den Sitz vor mir geschleudert. Der Airbag löste aus. Ich spürte nur noch einen höllischen Schmerz in meiner Seite. Wir drehten uns und dann wurde alles schwarz.
Plötzlich sah ich das Auto, in dem ich vorher noch gesessen hatte. Es war mit der Seite in einen Baum gerast. Der LKW fuhr einfach weiter. "LIN!", brüllte Marvin und zerrte meinen schlappen Körper aus dem Auto. Das Auto begann zu rauchen. Ein weiteres Auto hielt in einem Sicherheitsabstand und ein Mann stürzte zu meinem Bruder und zerrte meinen Körper weg vom Unfallort. "Lin, wach wieder auf!", schluchzte Marvin und Tränen liefen über seine Wangen. Ich hatte bisher nur selten einen Jungen, weinen gesehen. Und eines hatte ich mir dadurch gemerkt: Wenn ein Junge weinte, dann weil es ihn zu tiefst traf! Ich starrte auf die Personen. Der Mann rief einen Krankenwagen, während Marvin verzweifelt mich rüttelte und meinen Namen schrie. Schließlich kniete sich der Mann neben Marvin, zog ihn etwas zurück und entfernte mein T-Shirt, ehe er zu einer Herzdurckmassage ansetzte. Ich wollte das ganze nicht mehr mitansehen und wendete mich ab. Ein strahlendes Licht tauchte hinter mir auf. Neugierig lief ich darauf zu. Es wirde immer strahlender. Ich hatte noch nie so etwas gesehen. Plötzlich war ein Fluss vor mir. Auf der anderen Seite stand meine Mutter. "Lin", hauchte sie. Tränen traten in meine Augen und ich wollte sie nur noch in den Arm nehmen. "Lin, geh zurück!", forderte meine Mutter. "Aber...", protestierte ich. "Lin, geh! Deine Zeit ist noch nicht gekommen! Leb dein Leben zu ende und lass dir helfen! Vertrau dich jemandem an und schenke anderen wieder dein Vertrauen. Du hast es nicht verdient für immer traurig zu sein." Plötzlich wurde ich zurückgezogen. Ich schrie und versuchte mich zu wehren, doch es half nichts. Und dann war a nur noch dieser unendliche Schmerz. "Es tut mir leid!", hörte ich die Stimme des Mannes, "Ich kann nichts mehr für sie tun! Es tut mir so leid!" Marvin schrie und ich hörte dumpfe Schläge neben mir. "Marvin", hauchte ich. An meiner linken Hand spürte ich Stoff. Unter größten Anstrengungen zog ich kurz an dem Stoff. "Lin?" Das war Marvin. Ich spürte seinen Blick auf mir. Aus der Ferne hörte ich die Sirene und Rauch verdickte die Luft. Ich musste hussten. Mir wurde ein Stoffstück auf den Mund und die Nase gedrückt. "Alles wird gut, Lin! Halt durch! Die Hilfe ist gleich da!" Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich hatte eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gelächelt. Dann umhüllte mich Dunkelheit...

Liams Sicht

Wir saßen niedergeschlagen auf dem Sofa. Keiner von uns dreien hatte viel geschlafen in den letzten Tagen. Von Lin fehlte immer noch jede Spur. Josie weinte fast nur noch. Auch Rick und ich waren am Ende. Immer wieder stellte ich mir vor, wie man sie irgendwann zerstückelt im Wald fand. Ein Klingeln ließ uns alle zusammenzucken. Zögernd stand ich auf und öffnete die Lucke. Unten stand ein Junge mit strahlend blauen Augen. Er war vielleicht eins zwei Jahre älter als ich. Fragend sah ich ihn an. "Lin lebt!", rief er und lächelte er. Für ein kurzen Augenblick starrte ich ihn einfach nur an, bevor ich in Tränen ausbrach und die Leiter runterließ. Ich konnte es einfach nich fassen. Sie lebte. Ich würde sie wieder in den Arm nehmen können und dann könnte ich es ihr endlich sagen. "Josie, Rick! Sie lebt!", schrie ich Richtung Wohnzimmer. Ein ungläubig schauender Rick sah mich an und drückte mich dann überglücklich an sich. Josie konnte nicht aufhören zu weinen, so glücklich war sie. "Soll ich euch zu ihr bringen?", bot der Junge uns an. Ich nickte. "Ich bin Marvin", stellte er sich schließlich vor. "Du bist der Marvin?", harkte ich nach und sah ihn überrascht an, "Ihr Bruder?" Er nickte zögerlich. "Ich bin Liam. Lins Kindheitsfreund und das ist unser Traumpärchen Josie und Rick!", stellte ich uns vor und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Marvin grinste. "Na dann wollen wir sie mal über rennen", meinte er und führte uns zu einem Auto. Geschickt steuerteer as Auto durch enge Gassen und den dichten Straßenverkehr. Irgendwann standen wir endlich auf dem Krankenhausparkplatz. Wir stürmten schon fast zum Krankenhaus. Keiner von uns konnte es erwarten, sie endlich wieder zusehen. An der Rezeption fragten wir höfflich nach ihrer Zimmernummer. Schnell machten wir uns auf die Suche. Und schließlich war es so weit. Wir standen vor ihrer Tür Marvin klopfte vorsichtig an und steckte seinen Kopf durch die Tür. "Ich hab dir Besuch mitgebracht!", erzählte er fröhlich. "Wen denn?" Das war sie. Endlich war sie wieder da! Marvin machte die Tür ganz auf und da standen wir nun. Sofort liefen wir zu ihrem Bett. "Lin!", weinte Josie, "Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Bitte lauf nie wieder weg! Rick wollte gar nichts mehr essen und Liam hat gar keine Scherze mehr gemacht. Es war echt grausam!" "Tut mir leid!", hauchte sie. Sie trug einen Verband um ihren Kopf. Kleine Schnittwunden zierten ihr Gesicht genauso wie ihre Arme und Hände. Ihr rechtes Bein war eingegipst und eine Infusionsnadel steckte in ihrer rechten Hand. "Boah, wenn ich den erwische, der dich weggeschleppt hat, kastriere ich den Dreckssack persönlich!", fauchte Josie. Lin zuckte zusammen und schmunzelte leicht. Oh man, wie ich das vermisst hatte. "Wie lange musst du noch hier bleiben?", erkundigte sich Rick. "Noch diese Woche!", murmelte Lin. Irgendwie wirkte sie abwesend. "Wir kommen dich jeden Tag besuchen! Versprochen!", sagte Josie und umarmte sie. Lin zischte auf und verzog kurz das Gesicht. "Tschuldigung! Das wollte ich nicht", rief Josie und sah sie entschuldigend an. "Schon ok! Konntest du ja nicht wissen!", murmelte sie und schloss ihre Augen. Da waren eindeutig Tränen in ihren Augen gewesen. "Kann ich einmal kurz mit Lin alleine sprechen?", fragte ich die anderen. Diese nickten zögerlich und verließen den Raum. Nun waren nur noch wir hier. Wie sollte ich bloß anfangen?

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Heyo,
Was denkt ihr, warum Liam alleine mit Lin reden will? Wie fandet ihr Lins Nahtoderlebnis?

Eure
P.L

not the best lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt