Lins Sicht
Da stand er nun. Ich hatte Angst. Mühsam schluckte ich die Tränen herunter. "Was hat er gemacht?", brach Liam schließlich das Schweigen. Ich schaute weg. "Er hat dich geschlagen. Stimmt's?", harkte er nach. Ich zuckte zusammen. Wieder traten mir Tränen in die Augen. Er kam langsam auf mich zu. Meine Augen weiteten sich ängstlich. Sein Gesicht verschwamm mit dem von John. Er hob eine Hand. "Bitte nicht!", flehte ich ihn an und schlug meine Hände vors Gesicht. Leise begann ich zu schluchtzen. "Alles ist gut!", drang seine Stimme leise zu mir durch. "Nichts ist gut!", weinte ich und sah ihn verzweifelt an. Ich zitterte am ganzen Körper und immer mehr Tränen drängten sich aus meinen Augen. Vorsichtig ergriff er meine Hand. "Ich lasse nicht zu, dass das nochmal passiert. Ich werde dich mit meinem Leben verteidigen!", sagte er leise und sah mir dabei tief in die Augen. "Du bedeutest mir einfach unglaublich viel. Müsste ich mich zwischen meinem und deinem Leben entscheiden, würde ich mich für dich entscheiden!" Ich starrte ihn einfach nur an. Er schaute kurz zu Boden. "Weißt du? Ich wollte es dir eigentlich sagen, als du weggelaufen bist, aber ich..." Er stoppte und holte tief Luft. "Ich liebe dich!", hauchte er schließlich. Er ließ meine Hand los und drehte sich zum Fenster. Langsam lief er darauf zu und blickte hinaus. "Das war mir schon damals klar, als wir noch Kinder waren! Verrückt, ich weiß", murmelte Liam. Er lächelte leicht und wandte sich schließlich wieder zu mir. "Wir sehen uns morgen! Ruh dich gut aus. Wir wollen schließlich alle, dass du schnell wieder fit wirst!" Ein letztes Mal sah ich sein warmes Lächeln. Dann ging er zur Tür. Die Tür fiel leise ins Schloss und ich war wieder allein. Tränen kullerten über meine Wangen und ich begann, hemmunglos zu schluchzen. "Verdammt!", flüsterte ich und wischte mir die Tränen weg, doch sie kamen immer wieder. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. "Lass mich nicht allein! Bitte!", flehte ich und weinte weiter. Ich weinte und weinte. Irgendwann versiegten meine Tränen. Ich fühlte mich unglaublich leer. Starr sah ich an die Decke. Vielleicht wäre es besser, wenn es mich nicht mehr gäbe. Vielleicht sollte ich springen. Vielleicht sollte ich das zu Ende bringen, was ich begonnen hatte. Eine Krankenschwester brachte mir etwas zu Essen, doch ich hatte keinen Hunger. Mühsam würgte ich ein halbes Brot runter, bevor ich das Tablett zur Seite schob und zum Fenster schaute. Draußen regnete es. Leise prasselte der Regen gegen die Fensterscheibe. Ich schaute auf meine Hände, die mit Verbänden verbunden wurden. Ich spürte nichts. Es war so, als wäre ich gefühlstaub. Da war nur noch diese gähnende Leere. Gegen 19 Uhr kam noch einmal der Oberarzt vorbei und befragte mich. Ich war kaum geistlich anwesend. Häufiger musste er mir die Fragen doppelt und dreifach stellen. Schließlich gab er es auf und ging. Und wieder war ich allein. Ich starrte an die Decke und dachte über die Sinnlosigkeit meines Lebens nach. Irgendwann schlief ich endlich ein.
Mitten in der Nacht fuhr ich schreiend aus dem Schlaf. Ich hatte von den letzten Tagen geträumt. Tränen rannen über meine Wangen. Eine Schwester stand in der Tür. "Was ist los?", fragte sie zögerlich. "Ich, ich hab schlecht geträumt!", schluchzte ich und wischte mir immer wieder die Tränen weg. "Möchtest du mir erzählen, was darin passiert ist?", wollte sie wissen und sah mich verstehend an. Ich schüttelte den Kopf. "Nicht schlimm!" Sie kam an mein Bett und setzte sich auf die Bettkante. Vorsichtig gruff sie nach meiner rechten Hand und drückte diese leicht. Ich lächelte leicht. "Danke!", hauchte ich schließlich und tauchte wieder ab in einen diesmal traumlosen Schlaf.Als ich aufwachte, war es draußen schon hell und mein Frühstück stand auf meinem Schränkchen. Ich richtete etwas auf. Mein Rücken zog schmerzhaft, weshalb ich kurz aufzischte. Ich nahm mich ein Brot und aß es. Hunger verspürte ich immer noch nicht wirklich. Nach dem Frühstück lag ich stundenlang in meinem Bett und langweilte mich zu Tode. Nach gefühlten Tagen brachte mir eine Krankenschwester das Mittagessen. Dieses Bestand auf Reis und Bohnen. Irgendwie schaffte ich es das ganze herunter zu würgen. Es war null gewürzt. Krankenhausessen schmeckt echt nicht. Also nichts gegen die Köche aber ist irgendwie generell immer so. Vielleicht sind ja die Geschmacksnerven im Krankenhaus nicht so empfindlich und schmecken deshalb schlechter. Wer weiß das schon. Obwohl es dafür bestimmt auch schon eine Studie gibt und wenn nicht haben die wohl endlich eingesehen, dass es auch Dinge gibt, für die man eindeutig keine Studien braucht. Das wäre doch mal was positives. Schließlich ist es langweilig beim Diskutieren, wenn nur noch mit irgendwelchen Studien um sich geworfen wird. Dann kann man sich gar nicht mehr über Argumente lustig machen, die absolut unrealistisch oder unpassend sind. Außerdem wäre man aufgeschmissen, wenn man sich dann nicht für Studien interessiert. Ok, genug philosophiert. Nennt man das ünerhaupt so? Ach, auch egal! Manchmal fragte ich mich, ob die einem im Krankenhaus einfach komische Medikamente gaben oder irgendwelche Mittel ins Essen mischten, dass man immer üner solche unnötigen Sachen nachdachte. Ich checkte das einfach nicht.
Ein Klopfen riss mich aus meiner Gedankenwelt. "Herein!", rief ich und schon strahlten mich eine Josie und ein Frick an. Liam konnte ich nicht bei ihnen sehen. Wo er wohl gerade war? Ob er sauer war, dass ich bisher meine Liebe ihm noch nicht gestanden hatte? Oder hatte er einfach noch Schule? "Hallo", meinte ich und winkte sie herein. "Du wirst es nicht glauben. Aber ich hab die beste Arbeit in Englisch geschrieben!", kreischte Josie und rannte auf mich zu mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Ich lachte. "Ganz ruhig, Esel!", lachte Rick. "Esel?", harkte ich leicht verwirrt nach. Was hatte ich denn da verpasst? "Jap, und du bist Allien!", grinste Rick frech. Ich verdrehte die Augen und versuchte ihn böse anzustarren, was aber so was von nach hinten losging, sodass wir alle einen Lachflash bekamen. "The floor is lava!", brüllte Liam, der plötzlich in der Tür auftauchte und nun wie eine Spinne zwischen den Türpfosten klemmte. Rick setzte sich schnell auf das Fensterbrett, während Josie sich auf den Stuhl neben meinem Bett warf und damit selbstverständlich umkippte. Wir brachen in lautes Gelächter aus. "Na? Habt ihr mich schon vermisst?", wollte er wissen und grinste wie ein Weltmeister. Er sprang wieder auf den Boden und schloss die Tür. Josie rappelte sich mit hoch rotem Kopf auf. "Die Röte steht dir, Esel!", bemerkte Rick und lachte weiter. "Halt die Klappe, Frick!", knurrte Josie leicht beleidigt. "Und wie heißt Liam?", erkundigte ich mich. "Ich bin der legendäre Gandalf aus Herr der Ringe!", behauptete dieser. "Ernsthaft?", beschwerte ich mich, "Ich will auch wie ein Charakter aus Herr der Ringe heißen!" Liam lachte. "Legolas!", bestimmte er. "Dann will ich aber Gimli sein!", rief Rick und sah uns mit einem Schmollmund. Wir lachten und stimmten schließlich zu. "Und ich?", fragte Josie. "Du bleibst Esel!", meinte Rick und lachte schadenfroh. "Ey, das ist unfair!", murrte Josie. "Dann bist du halt Baumgart!", legte Liam fest. Ich schmunzelte. Man war ich froh, die drei zu haben...☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Heyo,
Na wie findet ihr's? Das Kapitel war ja jetzt endlich mal wieder etwas aufgelockerter...Eure
P.L
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not the best life
Teen FictionJaqueline ist 16 und lebt in der USA. Ihr Vater ist alkoholabhängig und wird häufig deswegen gewalttätig. Irgendwann beschließt sie für die Baumhaus-WG nahe zwei Internate zu sparen. Doch was sie dort erlebt, hätte sie nie gedacht. Liebe, Freunde u...