Kapitel 11

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Da saß ich nun und war halb am wegpennen. Man war das laaangweiilig. Was war daran bitte dramatisch? Josie war schon die ganze Zeit am heulen, seit dieser bescheuerte Kapitän es geschafft hatte, einen Eisberg zu übersehen und das Schiff zu sinken begann. Irgendwann fielen mir dann endlich die Augen zu. Ich bekam gerade noch mit, dass Jack irgendetwas tat und dann war ich wirklich endlich weg. Doch die drei Titanicfans ließen mir keine Zeit für einen ausführlichen Schönheitsschlaf.

"Lin", kreischte mir Josie total aufgebracht ins Ohr.

Ok, ich hoffe mein Trommelfell hatte keinen Riss bekommen. Augenverdrehend sah ich sie total verständnislos an.

"Wie kannst du bei Titanic einfach einpennen?", herrschte sie mich an und fuchtelte wild mit ihren Armen herum.

Ha, man könnte fast denken, Josie hätte sich so eben erfolgreich in einen ertrinkenden Oktopus verwandelt. Bei dem Gedanken konnte ich einfach nicht anders, als zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd, vorausgesetzt die gab es. Josie sah mich einfach nur geschockt an, während Rick nur noch mit Müh und Not seinen Lachflash des Tages unter Kontrolle brachte.

"Dein scheiß Ernst?", brüllte sie und wurde rot wie eine Tomate, "Hallo? Fehlt dir da oben in deinem Elektronikkasten, auch bekannt als Schädel, nen Anschlusskabel oder was?"

Ok, jetzt war es um uns drei geschehen. Alle außer Josie, die nun damit beschäftigt war mich mit ihren Blicken zu killen, prusteten los. Wir kugelten von der Couch und konnten einfach nicht mehr.

"Pff", meinte Josie und ging zum Fernseher.

Beleidigt nahm sie die Fernbedienung und stellte die größtmögliche Lautstärke ein. Sofort presste ich meine Hände auf die Ohren. Während Liam und Rick sich auf das braunhaarige Monster stürzten und sich die Fernbedienung krallten. Augenblicklich wurde der Fernseher schwarz.

"Ihr seid doof", beschwerte sich Josie und stampfte aus dem Zimmer.

"Morgen gucken wir nen guten Horrorfilm. Dann schläft die Kleine auch nicht mehr", lachte Rick.

"Ich bin nicht klein", maulte ich.

Und dem anderem Teil kann ich leider, glaube ich zumindest, auch nicht zu stimmen. Ich hab nämlich vor etlicher Zeit ein Horrorbuch ab 18 gelesen und bin mitten drin eingeschlafen und das sollte angeblich eines der schlimmsten Horrorbücher sein, bei denen selbst Erwachsene nachher nicht mehr schlafen konnten. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Schließlich machten wir uns bettfertig. Müde warf ich mich auf mein Bett und schlief sofort ein.


Am nächsten Tag schmiss mich mein jetzt schon bester Freund Herr Krachmacher aus meinem Schönheitsschlaf. Wie eine wildgewordene Furie sprang ich aus meinem Bett und brüllte: "Dieser verdammte Wecker!"

Und nein, es war nicht mein Wecker sondern Josies. Dreimal dürft ihr raten, wie sie reagierte. Richtig! Sie reagierte gar nicht, sondern schlief einfach weiter. Da riss bei mir der Geduldsfaden und ich schnappte mir Herrn Krachmacher, um ihn mit voller Wucht gegen die Tür zu schmettern. Leider wurde sein so heiß erwartete Kuss mit der Tür durch eine Hand verhindert, die ihn geschickt auffing. Diese Hand gehörte niemand anderes aaals... Liam.

"Was ist den hier los? Ist das deine neue Morgenbegrüßung?", lachte Liam und musterte mich amüsiert.

Grimmig funkelte ich ihn an.

"Wasn hier los?", brummte eine verschlafene Josie neben mir.

"Dein verdammter Wecker ist los!", knurrte ich immer noch sauer auf diesen Störrenfried.

Neben Liam war mittlerweile auch Rick aufgetaucht und brummte ein: "Guten Morgen!"

Wir anderen antworteten kurz, bevor Mister Krachmacher wieder meine volle Aufmerksamkeit erhielt.

"Warum stellst du nen Wecker, wenn du ihn sowieso überhörst?", murrte ich und wandte mich zu meinem nächsten Opfer um.

Dieses zuckte ratlos die Schultern.

"Dein Ernst?", stöhnte ich und ließ geknickt den Kopf hängen.

Wo war ich hier bloß gelandet? Langsam trottete ich ins Bad und spritzte mir erstmal etwas Wasser ins Gesicht. Danach machte ich mich fertig und tapste in die Küche, in der ein... Nee oder? Das war jetzt nicht sein Ernst?

"Riiiick!", brüllte ich mein drittes Opfer des heutigen Morgens an, "Hier leben auch noch Mädchen. Zieh dir verdammt nochmal ein T-Shirt an!"

"Wieso?", meinte er und tat dabei ganz unschuldig, "Sieht es so schlimm aus?"

Ich blickte ihn starr an. Für eine Millisekunde verschwamm er mit meinem Erzeuger. Verängstigt zuckte ich zusammen und rannte aus der Küche. Tränen ließen meine Sicht verschwimmen, sodass ich volle Kanne gegen die Wand rannte und mit einem ziemlichen Knall auf dem Boden liegen blieb. Kurz wurde alles schwarz. Dann rappelte ich mich auch schon wieder auf und rannte in das Mädchenzimmer.

"Alles gut?", fragte Josie besorgt und sah mir tief in die Augen.

"Rick soll sich nen T-Shirt anziehen", murmelte ich.

"Dieser Idiot", knurrte Josie und stampfte durch den Flur Richtung Küche.

"Riiiick", schrie sie, "Du ziehst dir jetzt auf der Stelle ein T-Shirt an oder du schläfst den Rest der Woche draußen und wirst zu unserem persönlichen Sklaven!"

Ein kleines Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Josie war echt total nett. Nach einer Weile tauchte sie wieder in der Tür auf.

"Es gibt Essen!", lächelte sie.

Ich nickte und folgte ihr schnell ins Wohnzimmer. Rick sah ziemlich beleidigt aus und wich die ganze Zeit über meinem Blick aus. Zum Frühstück gab es Rührei auf Schinkenbrötchen. Das war echt lecker. Danach schnappten wir uns unsere Schulsachen und eilten zur Luke. "Ich nimm deinen Rucksack. Dann kannst du dich besser auf deinen Arm konzentrieren", meinte Liam und stieg als erster hinunter.

Danach kam Josie und danach quälte ich mich runter. Man war das anstrengend! Ich werde mir nie wieder den Arm brechen! Als auch Rick unten angekommen war, liefen wir zur Bushaltestelle, wo wir ein paar Minuten warten mussten, ehe der Bus kam.

"Hey Lin", begann Rick zögernd, "Tut mir leid wegen eben. Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist."

"Schon gut", sagte ich und lächelte ihn aufrichtig an.

"Du bist die Beste", lachte er und drückte mich kurz vorsichtig an sich.

Als der Bus kam, drängten wir uns schnell hinein und belegten erneut einen Vierer. Die ganze Fahrt sagte niemand wirklich etwas. Ich beobachtete die ganze Zeit Liam aus dem Augenwinkeln. Ich wollte unbedingt wissen, was er für ein Typ war. Er erinnerte mich an jemanden, aber mir fiel einfach nicht mehr ein an wen! Diese strahlend grünen Augen, diese braunen dichten Locken und generell seine Gesichtsform, seine Haltung. Oh man ich geh hier echt noch zum Schwärmer über.

"Lin!"

Ein Finger schnipste vor meinem Gesicht herum.

"Wir sind da, du Träumerle", lachte Rick.

Missmutig stand ich auf und kramte, als ich endlich draußen war, meinen Stundenplan hervor. Doppelstunde Physik, Doppelstunde Informatik und Doppelstunde Japanisch/Italienisch vor der Pause. Ich atmete tief durch und lief auf das große Schulgebäude zu.

"Hey, Lin, Warte!", riefen mir noch die anderen hinterher und folgten mir schnell...

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Heyo,
Da bin ich wieder mit nem neuem Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ratet doch einfach mal, was Liam für ein Typ ist.
Eure
P.L

not the best lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt