Lin' s Sicht
Mein Kopf schmerzte höllisch. Was war bloß passiert? Ich konnte mich an nichts mehr wirklich erinnern. Nur noch an irgendwelche Burchstücke und an den Schlag. Oh man. Wo war ich überhaupt? Ich versuchte mühsam meine Augen zu öffnen. Nach 'zig Versuchen schaffte ich es auch endlich und bereute im nächsten Moment wieder. Die blendende Sonne verstärkte die Kopfschmerzen. "Ach, auch mal wach?", gröllte jemand und ich zuckt zusammen, einerseits aus Schmerz, andererseits aus Angst. Wer war das? Warum kannte ich diese Stimme? Ich wollte mir an die Stirn fassen, da diese unmenschlich schmerzte, doch es ging nicht. Erst jetzt hatte ich bemerkt, dass sowohl meine Arme als auch meine Beine gefesselt waren. Ich zerrte an den Fesseln und scheuerte mir dadurch mein rechtes Handgelenk auf. Zumindest glaubte ich das, weil es ziemlich schmerzte. Ein raues kehliges Lachen verstärkte das unangenehme Pochen an meinen Schläfen. "Was willst du?", krächzte ich. Meine Stimme hörte sich nicht nach mir an. Mein Hals fühlte sich trocken an und meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Mühsam schnappte ich nach Luft. "Vieles!", antwortete der Typ vor mir. Meine Augen weiteten sich und ein eiskalter Schauer schüttelte mich. "Nein!", hauchte ich kraftlos. Verdammt, was sollte ich nur machen? Ich hatte so eine Angst. Mein Herz raste. Verzweifelt schnappte ich nach Luft. Tränen traten in meine Augen. Warum musste mir immer so etwas passieren? Warum war ich jemals hier hingekommen? Das hätte nie passieren dürfen! Ich gehörte hier nicht hin! Ich verletzte doch eh nur und war zu unfähig für alles. Warum war ich noch hier? Warum brachte mich der Typ nicht einfach um? Dann gäbe es mich nicht mehr und die Welt wäre wieder etwas besser. Ich war doch nichts besonderes. Ich war einfach nur ein Mädchen, dass immer wieder aufs Neue nur Probleme machte. Wäre ich damals nicht weggelaufen, wäre das alles nicht passiert. Mich hätte es einfach nie geben sollen. Ich war sowieso unerwünscht. Keiner brauchte mich hier. Was sollte ich also noch hier auf dieser Welt? Ich wollte nicht mehr. Ich wollte nie wieder diesen Schmerz, diese Enttäuschung in den Augen eines Menschen sehen. Ich wollte nie wieder diese Leere, diesen Schmerz spüren. Das war einfach nur grausam. Es tat weh! "Heulst du jetzt? Oder was wird das?", lachte der Typ. "Halt die Fresse!", knurrte ich. Ich heulte nicht! Ich dachte nur nach, wie sinnlos mein Leben doch war. Warum hatte ich solange gekämpft und mich vor der Wahrheit versteckt? Das war doch einfach nur idiotisch dumm. Ich war ein Idiot, ein Nichtsnutze. Mein Vater hatte recht. Ich war nichts. Ich konnte nichts. Ich war Zeitverschwendung. Ich war kaum existent. Man sollte mich lieber einfach ignorieren. Der Typ kam auf mich zu. Wie aus Reflex weiteten sich meine Augen und dann reagierten nur noch meine Stimmbänder. Ich schrie. Ich schrie, wie ich noch nie zuvor geschrien hatte. Alle Angst, Wut und Verzweiflung lagen in diesem einem Schrei. Eine Hand erstickte meinen Schrei. Ich spürte einen ungeheuren Schmerz an der rechten Schläfe und dann wurde alles schwarz...
Special Ricks Sicht
Wir liefen durch den Wald und suchten das Baumhaus 34. "Dreizig, einsunddreizig, zweiundreizig...", zählte Liam leise neben mir mit. Die ganze Zeit schon lag ein gewisser Schmerz und undefinierbarer Ausdruck in seinen Augen. Sein ganzer Körper war angespannt, jeder einzelne Muskel. Ich war genauso angespannt. Hoffentlich war Lin nichts zugestoßen. Ich hatte es doch versprochen, auf sie aufzupassen. Fingernägel bohrten sich in meine Hand. Josie hatte Tränen in den Augen, die sie immer wieder tapfer wegblinzelte. Ein spitzer Schrei zerschnitt die stille fast schon unheimliche Waldatmosphäe. Erschrocken fuhren wir alle zusammen. "Lin!", brüllte Liam und rannte los. Wir folgten ihm sofort. Schließlich erreichten wir das Baumhaus. Das Baumhaus war etwas anders als unseres. Es hatte eine feste Treppe und hing deutlich niedriger. Liam stürmte als erster die Treppe hinauf und hämmerte gegen die Tür. Ich rannte ebenfalls die Treppe rauf und rannte gegen die Tür. Liam tat es mir nach und schon brach das Holz. Ich schwankte ein paar Schritte, fing mich aber schnell wieder. "Scheiße, wo ist sie?", schrie Liam, der schon ins Baumhaus gelaufen war. Josie stand kreidebleich an der Tür. Ich folgte ihrem Blick wieder nach draußen. Da war sie. Ihr Haare zerzaust. Eine blutige Spur zog sich hinter ihr her. Der Kerl, der sie brutal hinter sich herzog, war stark gebaut und ich hatte das Gefühl ihn zu kennen. "LIIIN!", brüllte ich und stürzte auf den Typen zu. Liam folgte mir dicht auf den Fersen. Doch schon heulte der Motor eines Autos auf und ich sah nur noch die Rücklichter. Erstarrt sah ich dem Auto hinterher. Ich war unfähig mich zu bewegen. Liam schien es genauso zu ergehen. Und dann sah ich etwas, was ich noch nie bei ihm gesehen habe. Er weinte. Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. "Das ist alles meine Schuld!", hauchte er. Ich schüttelte den Kopf und nahm ihn in den Arm. Josie stand mittlerweile neben uns. Ihr Blick war leer und immer wieder verließen Tränen ihre Augen. Auch meine Augen begannen zu brennen und schon spürte ich etwas warmes nasses meine Wange hinunterlaufen. Wir nahmen uns gegenseitig in den Arm und versuchten uns zu beruhigen. Schließlich nahm ich mein Handy raus und rief die Polizei an. Zu blöd, dass wir nicht auf das Nummernschild geachtet hatten. Die Polizei wollte zwei Polizisten zu uns schicken und eine Einsatztruppe, die Lin suchen sollte. Wir machten uns also auf den Weg zu unserem Baumhaus. Keiner sagte ein Wort. Es war eine unangenehme Stille. Ich musste die ganze Zeit an die Blutspur denken und an den Schrei. Er ertönte immer noch in meinen Ohren. Josie fing wieder an zuweinen. "Alles wird gut. Wir werden sie schon irgendwie finden", versuchte ich sie verzweifelt zu beruhigen. "Und was ist, wenn sie dann schon tot ist?", schniefte sie und sprach damit unsere gemeinsame Angst an. Sie durfte einfach nicht sterben. Ich hatte sie jetzt schon nach weniger Zeit ins Herz geschlossen. Sie war wie eine kleine Schwester für mich.
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Heyo,
Tit mir echt unglaublich leid, dass so lange nichts kam. Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse...Eure
P.L
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not the best life
Teen FictionJaqueline ist 16 und lebt in der USA. Ihr Vater ist alkoholabhängig und wird häufig deswegen gewalttätig. Irgendwann beschließt sie für die Baumhaus-WG nahe zwei Internate zu sparen. Doch was sie dort erlebt, hätte sie nie gedacht. Liebe, Freunde u...