10.) Das Treffen

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Nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren, wurden wir auch schon sofort begrüßt, allerdings nicht von Wincent, sondern von zwei Securitys.

"Ihr müsstet dann wohl Vicky, Luisa und Vickys Vater sein."

(Ich brauche noch einen Namen für den Vater. Hat jemand eine Idee?)

Wir antworteten gar nicht erst, denn der Mann sprach schon weiter.

"Bitte unauffällig folgen. Ab hier bitte nichts mehr anfassen, die Technik ist sehr empfindlich. Gleich sind wir da."

Der Mann ging zu einer Tür, klopfte und sprach zu mir:
"Willst du öffnen?"

Natürlich wollte ich das, was war das denn bitte für eine Frage?

Also, ich öffnete die Tür, ganz vorsichtig und langsam, sie glitt auf und ich sah...

... einen Tisch, Stühle, aber kein Anzeichen von Leben. Auf dem Tisch stand noch eine dampfende Tasse, mit Kaffee, glaube ich.

Plötzlich kam jemand durch die Tür und hielt mir vorsichtig beide Augen zu.

Ich hörte auf zu atmen für einen Moment. Das war nicht wirklich wahr. Ich nahm seine Hände von meinen Augen und sah zunächst noch Luisa, die stocksteif da stand und wie eingefroren wirkte. Ihre Augen waren weit geöffnet.

Dann drehte ich mich um.
"Hallo", brachte ich flüsternd hervor, so leise, dass es nur Wincent verstehen konnte.

"Und du sollst meine Cousine sein? Cool. Äh, ich bin Wincent. Weißt du schon. Willst du sonst noch etwas wissen? Ach Quatsch, setzt euch erstmal hin."

Wincent wirkte etwas ratlos, fing sich dann aber wieder.

(Nein, liebe Autokorrektur, nein. Nicht: ein Cent, sondern Wincent!)

" Wollt ihr etwas trinken? Essen? "

" Äh, ne danke, wir haben gerade gegessen. "

Das war zwar eine Lüge, aber was sollte ich auch sagen? Vor mir stand Wincent Weiss! Mein Cousin!

Danach starteten wir in den Technikraum und schafften es sogar noch, den Tourbus zu besuchen. Es war so unglaublich, dass ich Luisa öfters mal auffordern musste, mir in den Arm zu kneifen. Und immer tat es weh.

Natürlich war mein Vater wieder nach Hause gefahren und auch nicht beim Konzert später dabei, wie er es schon angekündigt hatte.

Als das Konzert startete, standen Luisa und ich in der ersten Reihe, weil Wincent darauf bestanden hatte, das wir eher reinkamen. Die Band spielte gerade die erste Melodie an und Wincent sang so wundervoll den Text dazu. Es hörte sich besser an als erwartet, aber was ist auch eine CD wenn man es in Realität erleben kann?

Nach einigen Liedern und einer kurzen Begrüßung "Hallo Hamburg" holte Wincent das Mikro aus der Halterung und lief auf dem kleinen Steg nach vorne. Er zwinkerte mir zu, als er an uns vorbeikam und einige Fans hinter uns fingen an zu kreischen, weil sie dachten, dass das Zwinkern für sie bestimmt war.

Wincent fing an zu sprechen: "Für das nächste Lied habe ich mir ein bisschen Unterstützung geholt. Ich denke, sie lebt dieses Lied ganauso wie ich. Bitte begrüßt meine zauberhafte Cousine Victoria!" Mit der Hand zeigte er in meine Richtung und fing auf mich zu.

Unter lautem Applaus kletterte ich über die Absperrung und auf die Bühne. Das war nicht echt! Das konnte nicht echt sein. Aber doch, es war echt.

Ein Mann kam hinter der Bühne hervor und drückte mir ein Mikro in die Hand.

Dann begann Wincent wieder zu reden und der Applaus hörte langsam auf, manchmal pfiff jemand aber sonst war es ziemlich still.

"Das ist meine Cousine Victoria, wir haben uns heute das erste Mal gesehen, aber ich bin mir sicher, dass sie den Text auswendig kann. Wollt ihr sie hören?"

Das Publikum, die Fans, jubelten, pfiffen und applaudierten.

Ich wollte Wincent fragen, welches Lied wir denn singen und ich schaute ihn fragend an. Er bemerkte es und sprach wieder ins Mikro.

"Das lustige ist, dass sie nicht weiß, was wir singen. Was wollt ihr hören?"

Viele riefen einen Songtitel und man konnte nicht wissen, welchen die meisten hören wollten. Deshalb sagte Wincent:

"Wie wäre es mit Feuerwerk? Wollt ihr Feuerwerk hören?"

Die Fans kreischen und jubelten.

"Gut. Feuerwerk mit meiner fabelhaften Cousine Victoria."

Was tat er da? Er wusste doch gar nicht, ob ich singen konnte. Er wusste zwar, dass ich gerne sang, aber das hieß doch nicht direkt, dass ich es auch konnte. Doch ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weil die Band jetzt die ersten Takte anstimmte.

Wir sagen die meiste Zeit zusammen, doch irgendwann sollte ich den Refrain alleine singen. Es fühlte sich komisch an, vor so vielen Menschen zu singen. Mit Wincent ging das ja noch, aber so ganz allein?

Dann stieg Wincent wieder mit ein und ich war erleichtert, als das Lied vorbei war. Die ganze Halle applaudierte und es kam mir vor, als ob der Applaus diesmal noch tosender war als bei den restlichen Liedern.

Dann ging ich wieder von der Bühne zu Luisa, die mich umarmte und murmelte:

"Ich bin so stolz auf dich. Du warst großartig."

"Meinst du?"

"Meine ich."

Wir hörten das Konzert noch zu Ende und beim letzten Lied kam ein Security Mitarbeiter auf uns zu und sagte, wir sollten noch bleiben. Doch das war gar nicht nötig, denn Wincent rief mich am Ende nochmal auf die Bühne um mich zu verbeugen. Dabei raunte er mit noch die Worte "Gleich Backstage" zu.

Als das Konzert nach der Zugabe zu Ende war gingen die großen Lichter an und die Menschen strömten freudig nach draußen. Der Security begleitete uns beide hinter die Bühne, wo Wincent aber nicht zu sehen war.

"Hey, wollt ihr mit anstoßen auf ein erfolgreiches Konzert?", fragten ein paar der versammelten Leute. Es war nicht nur die Band sondern auch noch ein paar weitere.

Dann kam Wincent um die Ecke und ging auf uns zu. Er umarmte mich vorsichtig und murmelte genau wie Luisa ein "Du warst toll".

Dann drückte uns jemand ein alkoholfreies Bier in die Hand und wir stießen an.

"Auf eine erfolgreiche Tournee", riefen alle.

Da bin ich wieder. Es tut mir leid, dass ich so lange nicht mehr weitergeschrieben habe. Dafür gibt es heute zwei Kapitel.

Tschaui,
Euer Engel ❤️

Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt