40.) Wie Wincent in einen Baum lief

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Nachmittags sind wir mit dem Auto und einem Anhänger zu einem Feld gefahren, auf dem man sich seinen Baum selber aussuchen und absägen konnte.

Der Hof gehörte Freunden von Wincents Familie. Der Baum war schnell ausgesucht: Anja und Tom haben sich einen wunderschönen, mittelgroßen Baum ausgesucht.

Doch Hilfe haben sie nicht bekommen: Wincent, Shayenne und ich haben zwischen all den Tannen Fangen gespielt. Gerade lief Wincent direkt in einen Baum und Shayenne bekam einen Lachanfall. Auch ich rannte lachend hinter Wincent her und umarmte ihn von hinten. Da er immer noch im Baum fest hing, meckerte er: "Ey! Du bist so fies! Wie kannst du nur..."

"Kann ich ja nichts dafür, wenn du dich umdrehst und den Baum nicht siehst", grinste ich.

"Könnt ihr uns mal mit dem Baum helfen?", rief mein Vater zu uns rüber. Er hatte eine Säge geholt und wartete nun auf Hilfe.

Noch immer lachend gingen wir zu ihm rüber.

"Gibt es nicht eine Kettensäge oder so?", meckerte Wincent, als er die einfache Handsäge in die Hand gedrückt bekam.

"Die ist gerade kaputt gegangen, und jetzt jammer nicht rum, sonst suchen wir uns doch noch einen größeren Baum aus", lachte auch mein Vater.

Zusammen fällten Wincent und mein Vater den Baum, während wir anderen nur um sie herum standen und Shayenne und ich sie anfeuerten. Es sah schon lustig aus, wie Wincent sich damit abmühte.

"Ihr könnt auch wohl mal mithelfen", meckerte Wincent.

"Kannst du nicht mehr?", fragte Shayenne, während sie noch immer lachte.

Wincent verdrehte nur die Augen und sägte einfach weiter.

Als auch das geschafft war, wir den Baum zusammen vom Feld geschleppt und eingepackt hatten, setzten wir uns noch in die Scheune. Auch Gerd und Tanja, die Freunde von Wincents Familie, setzten sich kurz zu uns, denn dort waren einige Tische mit Bänken aufgebaut. Überall standen Weihnachtsplätzchen und es gab heißen Kakao und Glühwein.

Als Wincent sah, dass es Spekulatius gab, rief er: "Es gibt Spekulatius? Ich liebe diese Dinger!"

Shayenne schnappte sich eine ganze Tüte und hielt sie Wincent grinsend vor die Nase. "Reichen die?"

"Hm, weiß nicht", meinte Wincent mit einem Hauch von Ironie.

"60 Spekulatius nur für dich", lachte ich.

"Hast du das geraten?"

"Nein, eher spekuliert. Guten Appetit."

"Danke", grinste Wincent und riss die noch verschlossene Tüte auf.

"Noch jemand?", fragte er mit vollem Mund.

"Ne, danke, lass die dir schmecken, Bruderherz. Aber beschwer dich später nicht, dass du viele Kekse gegessen hast"

Ich nahm mir trotzdem einen Keks und tunkte ihn in meinen heißen Kakao. Die Scheune war schön weihnachtlich geschmückt und hier stand ein riesiger Weihnachtsbaum, an dem rote Kugeln hingen. Es war generell sehr heimelig und gemütlich hier, sodass wir noch eine ganze Weile hier zusammen saßen und redeten. Wincent suchte sich dabei die ganzen Windmühlenspekulatius aus der Tüte. Irgendwann mussten Gerd und Tanja wieder an die Arbeit und wir fuhren nach Hause.

Zunächst schleppten wir den Baum in den Garten, damit wir ihn direkt ins Wohnzimmer stellen konnten und nicht erst durch das ganze Haus tragen mussten.

Nachdem der Baum stand, holten Wincent, Shayenne und ich uns einen großen Karton mit Weihnachtsdeko aus dem Keller. Wir packten die ganzen Kugeln und den restlichen Schmuck aus und fingen an, den Baum zu schmücken. Damit es so richtig weihnachtlich wurde, hörten wir dabei Weihnachtslieder und sangen fröhlich mit. Jetzt fehlte wohl nur noch der Schnee, aber kalt genug war es ja schon. Vielleicht fing es ja doch noch passend zu Weihnachten an zu schneien...

Zum Schluss durfte Wincent noch den Stern auf die Spitze des Baumes setzen, da er der größte war. Danach betrachteten wir den Baum feierlich. Auch Tanja und Dad kamen dazu und brachten eine heiße Schokolade für jeden mit. Wir saßen dann noch bis abends zusammen, redeten und genossen einfach diese schöne, weihnachtliche Stimmung.

Leider hatte ich es heute auch wieder nicht geschafft, zum Strand zu gehen. Das musste ich morgen auf jeden Fall nachholen, deshalb fragte ich Wincent später, ob er mich begleiten würde.

"Wenn du möchtest, können wir auch heute noch hin."

"Jetzt noch?", fragte ich verwirrt, immerhin war es schon 21 Uhr und längst schon stockfinster.

"Na klar, warum nicht? Was meinst du, wie oft ich dort schon war, wenn ich nicht schlafen konnte?"

Dann war es wohl beschlossen. Noch heute werde ich das Meer sehen, oder eher hören, sehen konnte man ja nicht viel. Ich zog mich warm an, denn es war sehr kalt, vor allem am Strand. Als ich meine dicke Jacke, Schal, Handschuhe und eine weihnachtliche Mütze aus Wincents Shop anhatte, konnte es endlich losgehen. Wincent meldete uns noch eben ab und sagte, wo wir hin wollten. Sie wunderten sich nicht einmal darüber, anscheinend war Wincent wirklich früher abends immer später zum Strand gegangen.

Der Weg war nicht weit und ich roch schon jetzt das Salzwasser. Es war richtig dunkel, nur ein paar kleine Straßenlaternen leuchteten uns den Weg. Wincent nahm meine Hand und wir liefen gemeinsam zum Strand. Als ich den Sand endlich unter meinen Schuhen spüren konnte, hörte ich auch das Meer und es war wunderschön. Wir gingen noch ein bisschen weiter und Wincent flüsterte mir leise zu: "Tut mir leid, das Meer kannst du leider nicht sehen"

"Das ist doch egal, es ist wunderschön hier"

Wincent musste lächeln. Wir setzten uns in den Sand und hörten den Wellen zu, ohne ein einziges Wort zu wechseln. Ich rutschte ganz nah zu ihm und er legte einen Arm um mich, damit wir beide nicht so froren.

Nach einer Weile standen wir wieder auf und gingen schwiegend zurück nach Hause, jeder in seiner eigenen Welt. Ich merkte auch erst, als wir die Auffahrt hochliefen, dass ich furchtbar am zittern war. Meine Nase war eiskalt und auch meine Handschuhe waren nicht dick genug gewesen, sodass sie mir ziemlich weh taten.

Nach dem Ausflug zog ich mir direkt meinen Schlafanzug an, schlüpfte in mein warmes Bett und träumte vom Meer.

Ist schonmal jemandem aufgefallen, dass man mit Wincents Liedern super Wortwitze machen kann, selbst wenn es Kein Lied ist?
(Bin ich lustig... Nicht.)

Da sich das Buch dem Ende zuneigt, werde ich jetzt schreiben, wann die letzten Kapitel kommen. Dieses Kapitel war wahrscheinlich das letzte vor Weihnachten, an Heiligabend wird es noch eins geben, vielleicht noch eins zwischen Neujahr und Weihnachten. An Silvester werde ich dieses Buch beenden, aber das neue wird schon an Wincents Geburtstag folgen☺️

Die Spekulatiusidee ist übrigens in einem Gespräch mit Akantoko entstanden...

Tschaui,
Euer Engel ❤️

Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt