34.) Damit hätten sie nicht gerechnet...

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Die Vögel zwitscherten, ein frischer Wind blies mir ins Gesicht. Ich beobachtete Enten, die auf dem kleinen See ihre Runden drehten und ein kleines Kind, das sie mit altem Brot fütterte. Heute war es noch einmal etwas wärmer geworden, aber nicht so warm, dass man hatte im T-Shirt rausgehen können.

Hier wartete ich nun, um kurz vor halb vier im Park auf Johannes oder Jakob. Ich setzte mich auf eine leere Bank, stellte meine Gitarre neben mir ab und schaute auf mein Handy. Vielleicht konnte ich meine geliebte Gitarre ja heute gebrauchen. Inzwischen war ich schon sicherer auf der Gitarre und ich hatte auch gut geübt.

Plötzlich legte sich ein Schatten auf mein Handy und ich sah auf. Vor mir stand nicht Johannes und auch nicht Jakob, sondern Niels. Er fragte mich, ob ich Vicky sei und ich nickte.

„Dann komm mal mit, ich zeige dir unseren kleinen Probenraum. Die anderen warten schon", sagte er. Ich stand auf, steckte mein Handy in die Hosentasche und schulterte meinen Gitarrenkasten, dann folgte ich ihm.

Er fing direkt an zu reden und mir Fragen zu stellen:

„Wir haben uns ja noch gar nicht gesehen. Aber Johannes und Jakob haben von dir erzählt. Du sollst eine ganz tolle Stimme haben. Wieso macht es dir eigentlich nichts aus, mit uns zusammen zu sein? Ich meine, die meisten Fans wären spätestens an dieser Stelle ausgerastet. Und du kennst uns doch, oder nicht? Immerhin hast du uns erkannt."

Er gab mir gar keine Zeit zum antworten, wahrscheinlich war er selber etwas aufgeregt. Er lief mit mir aus dem Park, in eine kleine Straße. Ziemlich am Ende blieb er stehen und ging auf ein kleines Häuschen zu. Er klingelte an der Tür und kurze Zeit später wurde sie von Jakob geöffnet. Er hielt sie mir noch auf und Niels übernahm die Führung. Er ging die Treppe nach unten, in den Keller.

Dort öffnete er eine weitere Tür und ich betrat den Raum, der sich dahinter verbarg. Er war hell und überall lagen Kabel herum. Dicke, schwarze Kabel, die mit irgendwelchen Boxen und Instrumenten verbunden waren.

Der Raum war etwas länglich nach hinten. In der hinteren linken Ecke stand ein Schlagzeug und direkt daneben hingen einige Gitarren an der Wand. In der rechten Ecke standen diverse andere Instrumente, die ich teilweise gar nicht kannte. Etwas weiter davor stand ein Mikro.

Etwa mittig in dem Raum stand ein großer Tisch mit Stühlen daran, an der linken Wand war ein großes Regal. Dort war ganz unterschiedlicher Kleinkram drin. Auch eine kleine Küche mit Kühlschrank sah ich, als ich ein paar Schritte in den Raum gemacht habe. Sie war direkt neben der Tür.

An der rechten Wand hingen nur Bilder von Auftritten oder Auszeichnungen. Ich fühlte mich hier direkt pudelwohl.

Kris streckte mir seine Hand hin und sagte: „Hi, ich bin Kris. Wir haben uns ja noch gar nicht gesehen. Freut mich, dich kennenzulernen."

„Und gefällt es dir?", begrüßte mich auch Johannes, der plötzlich neben mir stand. Ich nickte und sagte nur: „Oh ja!"

Die Jungs schmunzelten und Kris fragte mich dann: „Möchtest du auch etwas trinken? Vielleicht eine Cola?"

Ich antwortete mit Ja und er holte mir eine frische Cola aus dem Kühlschrank. Dann nahm er noch vier weitere Flaschen raus und stellte sie auf den Tisch. Die Jungs setzten sich und Johannes bedeutete mir, mich gegenüber von ihm zu setzen. Ich stellte meine Gitarre neben die Tür und setzte mich. Es war echt komisch, mit diesen vier erwachsenen Musikern an einem Tisch zu sitzen. Und alle schauten mich an.

Niels reichte einen Flaschenöffner rum und trank einen großen Schluck Cola, ehe er fragte:

„Seit wann spielst du Gitarre?"

„Noch gar nicht so lange. Erst seit dem Sommer, aber es macht mir so viel Spaß, dass ich in letzter Zeit sehr viel geübt habe. Mein Cousin hat mir gesagt, dass ich ich ein Naturtalent sei. Er hat mir das Spielen beigebracht."

„Cool. Ist er auch so musikalisch wie du? Singt er auch?", fragte Niels weiter.

„Ja, er singt richtig gut. Und schöne Texte schreibt er auch. Bestimmt kennt ihr ihn sogar."

„Wie heißt denn dein Cousin?", fing Johannes an mich auszufragen.

„Wincent. Wincent mit W."

„Wincent Weiss ist dein Cousin?", fragte mich Johannes erstaunt.

Ich nickte und sah, wie sich die Jungs anguckten. Na damit hätten sie wohl nicht gerechnet.

„Darf ich euch ein Video zeigen?", meldete ich mich wieder zu Wort.

„Was möchtest du uns denn zeigen? Auf YouTube? Warte, ich gebe dir mein Handy. Ich habe hier WLAN", sagte Johannes und schob mir sein Handy hin. Ich gab den Titel der neuesten Single von Wincent Weiss ein. Dabei sagte ich:

„Das Lied kennt ihr vielleicht, es lief schon ein paar Mal im Radio."

Ich schob das Handy wieder in die Mitte und ließ das Video laufen. Als meine Stelle kam, sagte ich „Jetzt" und wippte leise mit dem Kopf mit.

Am Ende schaltete ich das Handy aus und es herrschte Stille.

„Und das warst du?", ergriff Jakob ungläubig das Wort.

„Ja, Wincent hat mich eingeladen und dann durfte ich ganz überraschenderweise einen Teil mitsingen."

Die Jungs wussten nicht, was sie sagen sollten und waren einfach still. Irgendwann wurde mir die Stille unangenehm und ich fragte:

„Wieso habt ihr mich eigentlich mit hierher genommen?"

„Weil wir gemerkt haben, dass du mehr bist als das, was wir auf der Bühne im Park gesehen haben. Du kannst anspruchsvollere Lieder singen als die, die ihr in der Schule gesungen habt. Ich habe einfach gespürt, dass du die Musik fühlst. Und ich wollte dir helfen, deine Stimme weiterzuentwickeln. Das mit deinem Cousin kam... Unerwartet. Wobei ich glaube, dass auch er ziemlich viel um die Ohren hat, wozu er ja auch gar nicht aus Hamburg kommt. Du kommst doch aus Hamburg, oder?", erklärte Johannes.

Ich nickte und dachte über seine Worte nach. Wincent hatte wirklich nicht viel Zeit, und wenn ich hier in Hamburg Leute fand, die mir helfen konnten, sicherer zu werden, dann war das doch ein großer Vorteil. Sie sind vier musikalisch begabte, nette Typen, die sich ihre Arbeit besser aufteilen könnten als Wincent allein. Sie verstanden sich sehr gut und wussten, worauf es ankommt.

Also warum nicht?

So, die Weiterführung des Revolverheld Kapitels. Muss ich noch ein bisschen was zur Band erzählen? Sonst zähle ich einfach die wichtigsten Leute für die Geschichte auf:

Johannes Strate - Gesang & Text
Kristoffer Hünecke (Kris) - Gitarre & Text
Niels Kristian Hansen - Gitarre
Jakob Sinn - Schlagzeug

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Es hat echt Spaß gemacht, das zu schreiben und ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist, dass Revolverheld nun auch in der Geschichte vorkommt.

Okay, das war ein langer Satz...

Tschaui,
Euer Engel ❤

Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt