Er rief an. Ich konnte seine Stimme nicht erkennen. Er redete mit meinem Vater. Vater legte auf. Er kam auf mich zu, er hatte mich wohl in meinem Versteck unter der Treppe bemerkt. Aber wie kam ich da bitte hin? Ich war doch gar nicht aus meinem Zimmer gegangen. Kurz vor mir blieb er stehen. Ich blickte an ihm hoch, doch sein Gesicht war verschwommen. Ich konnte keine Wut, keine Freude, gar nichts erkennen.
"Komm raus da und belauscht mich nicht mehr. Bis heute Abend hast du Hausarrest, ach quatsch, was sage ich da? Zimmerarrest", brüllte er mich an. Er hatte ekligen Mundgeruch, das spürte ich.
"Aber...", erwiderte ich, doch er fiel mir ins Wort.
"Die Führung kannst du vergessen. Dein Cousin hat gerade angerufen. Er hat sich vertan. Das alles ist nur ein riesen Missverständnis. Also, dein echter Cousin ist letztes Jahr bei einem Autounfall gestorben. Den kannst du dir abschminken. Und nun verschwinde endlich! Ich will dich bis heute Abend nicht mehr sehen. Zum Konzert gehst du. Aber ohne Luisa. Ich habe ihre Karte aufgekauft und zerschreddert. "
Ich ging die Treppe in mein Zimmer hoch und schloss ab. Ich pfefferte den nächst besten Gegenstand gegen das Fenster, ein Buch, doch das Fenster blieb heile. Ich warf immer mehr und immer größere Gegenstände wütend und immer wütender werdend gegen das Fenster, doch das blieb robust. Ich öffnete es und stürzte mich hinunter.
Ich landete weich im meterhohen Gras. Hatte Vater nicht gestern noch den Rasen gemäht? Nein, das konnte nicht sein. Wieso war ich nicht tot? Da kam mein Vater aus der Tür und ich versteckte mich schnell hinter einem Busch. Er ging zielstrebig auf einen Baum im nahegelegenen Wald zu, an dem ich eine weitere Gestalt sehen konnte. Ich schlich mich näher heran und erkannte die Gestalt sofort. Wincent. Sie sprachen etwas ab und Vater übergab ihm all seine Geschenke an mich. Pullover mit dem WW Logo, Armbänder, sämtliche signierte CDs und noch mehr. All mein Stolz war weg. Vater kam wieder zurück, doch auch diesmal blieb er vor meinem Versteck stehen.
"Du hattest Zimmerarrest! Wenn ich dich hier noch einmal sehe, mache ich Kleinholz aus dir.", sagte er mit polternder Stimme.
Er packte mich am Kragen, klemmte mich unter den Arm und trug mich die Treppe hoch in mein Zimmer, trat die Tür ein und warf mich auf mein Bett.
"Bleib, wo du bist!"
Das tat ich. Aus Angst, nicht weil ich ihm gehorchen musste. Er zauberte Klebeband aus seiner linken Hosentasche hervor, schloss das noch offene Fenster und klebte es schnell zu. Dann ging er zur Tür, die eigentlich keine Tür mehr war und riss alles Holz der Tür weg. Wie beim Fenster klebte er nun von der einen Seite des Türrahmens zur anderen Seite den Durchgang zu.
"Da kommst du jetzt nicht mehr raus", lachte er höhnisch.
Dann verschwand er wieder. Ich ging auf die nicht vorhandene Tür zu und versuchte das Klebeband zu zerreißen , doch ich war chancenlos. Ich versuchte es am Fenster doch auch das schaffte ich nicht. Ich war zu schwach und das Klebeband zu fest.
Die Zeit verging nur schleppend, von tempus fugit war nichts zu merken. Später, also so zirka ein Jahr später, brüllte Vater rauf in mein Zimmer:
"Komme gleich wieder. Bin mit Wincent verabredet. Wir wollen deine WW Sachen verbrennen. Du kannst aus dem Fenster zuschauen."
Auch wenn ich es nicht wollte, schleppte ich mich zum Fenster. Alle meine lieben Sachen lagen auf einem Haufen gestapelt und Wincent und Vater hielten eine Packung Streichhölzer in der Hand. Sie lachten beide laut, als sie das erste brennende Streichholz auf den Haufen warfen. Sofort fing mein Lieblingspullover Flammen und steckte auch noch weiter Kleidungsstücke an. Nun waren die beiden nicht mehr zu stoppen. Übermütig warfen sie immer mehr Streichhölzer in die Flammen und lachten dabei sehr laut und lange.
Als der ganze horror vorbei war, war nur noch ein dampfender Aschehügel übrig. Man konnte nichts mehr erkennen. Dieser Anblick machte mich traurig und wütend zugleich. Wütend auf Vater und Wincent und traurig wegen der Sachen. Aber wenn Wincent so war wie eben, war es dann nicht nicht so schlimm? Ich schmiss mich auf mein Bett und stieß mir den Kopf an einer Kante.
Das tat höllisch weh. Ich blickte auf. Ich fühlte mich fit, und als ich aufblickte fand ich eine neue Tür vor und ein ganz normales Fenster. Nein, das war keine neue Tür. Das war die alte! Sie hatte die gleichen kratzer wie vorher und es hatte sich auch sonst nichts verändert.
Dad kam rein.
"Geht es dir gut, Vicky? Du hast so unruhig geschlafen."
Alles war nur ein Traum? Ich konnte es nicht fassen. Natürlich waren das und Wincent kein Problem. Was bildete ich mir ein?
Mir fiel der gestrige Abend ein. Er war so schön gewesen. Kein Vergleich zu dem aus meinem Traum. Geradert stand ich auf und folgte meinem Vater in die Küche um zu frühstücken.
Ich weiß, dieses Kapitel ist nicht so gut geworden. Ich hätte es vor dem ersten Treffen schreiben müssen. Aber dieses ist wie versprochen das zweite Kapitel heute.
Tschaui,
Euer Engel ❤️
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Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)
Fiksi PenggemarDie 14-jährige Victoria führte eigentlich ein ganz normales Leben - bis dieser Brief ankam, der alles schlagartig verändern sollte. Dies ist meine erste Fan Fiction, die ich über Wincent schreibe. Viel Spaß beim Lesen 🥰 [Angefangen 04.03.2018] [Ab...