24.) Beängstigender Anruf

518 23 4
                                    

Und schon wieder verging ein schönes Wochenende, das mein Leben wieder zum Leben erwachen ließ, um das Leben so richtig zu genießen. Manchmal frage ich mich, warum die schönen Momente immer so schnell vorbeigehen müssen. So wie dieser. Der Abschied von Wincent, der mir immer so schwer fiel. Bald würde ich wieder mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren werden, um dann in den Zug zurück nach Hamburg zu steigen.

Eine letzte Umarmung, ein letztes Mal seine Wärme spüren, bis zum nächsten Mal. Normalerweise würden die meisten jetzt an dieser Stelle ihre Tränen nicht zurückhalten können, aber ich war nicht so. Tränen sind keine Option. Deshalb blieb es bei einem kurzen drücken und einer kleinen, normalen Verabschiedung, bis ich ins Taxi stieg. Meine Sachen waren bereits eingepackt und der Taxifahrer fuhr los. Ich winkte Wincent nochmal, der dann aber auch schon seine Sachen wieder packen musste.

Ich nahm mir mein Handy, steckte die Kopfhörer in mein Handy und spielte meine Lieblingsplaylist ab - welche, brauche ich an dieser Stelle natürlich nicht mehr nennen. Nach zehn Minuten empfing ich einen Anruf. Unterdrückte Nummer, dennoch ging ich ran:

"Tag, ist da Vicky?"
Eine dunkle Männerstimme drang drohend aus dem Gerät. Sie war mir unbekannt, niemand, den ich kannte, hatte solch eine tiefe Stimme.

"Äh, ja, hier ist Vicky. Wer ist denn da?"

"Bist du allein?"

"Kann man so sagen."

"Wie, kann man so sagen? Bist du es oder nicht?", schrie die Stimme schon fast, sodass mir erschrocken das Handy aus der Hand fiel. Diesen Jemand kannte ich hundertprozentig nicht.

Nachdem ich mein Handy aufgehoben hatte, sprach ich dann:
"Ja, ja bin ich."
Schon ein bisschen ängstlicher.

"Gut, pass auf. Wir halten deinen Vater hier gefangen. Bring uns bis Mittwoch Abend 10 000 Euro in bar, mit deinem Cousin wird das nicht so schwer werden. Dein Vater war so dumm, sein ganzes Geld gestern im Casino zu verspielen, da mussten wir Maßnahmen ergreifen. Und nun musst du wohl die schulden begleichen. Viel Erfolg! Was sonst passiert, wirst du dann schon sehen. "

Der unbekannte legte auf, nur um ein paar Sekunden später nochmal anzurufen:

"Ach ja, und keine Polizei. Wir kommen dahinter."

Er legte wieder auf. Ich war geschockt, ich konnte kaum mehr atmen, ich brachte einfach kein Wort mehr raus.

Der Taxifahrer schaute auch schon komisch, ließ sich aber dennoch nichts weiter anmerken.

"Bringen Sie mich sofort zum Hotel zurück!", brachte ich plötzlich hervor und der Fahrer nickte. Am Kreisverkehr drehte er um und fuhr wieder zurück. Die ganze Fahrt sprach keiner, erst am hotel sagte ich dem Fahrer noch:
"Bleiben Sie hier, sagen Sie nichts über das, was Sie gerade gehört haben. Ich komme gleich wieder."

Ich rannte ins Foyer, vorbei an der Dame am Empfang, die auch schon komisch guckte und hoch zu Wincent. Die Treppe war nicht schnell genug zu erreichen und ich stolperte schon fast über die erste Stufe. Ich rannte oben den Gang entlang, vorbei an meinem Zimmer und zu Wincents. Ich blieb kurz stehen, schnaufte durch und hämmerte wie wild gegen die Tür. Von innen hörte ich, wie genervt Wincent war. Er kam an die Tür und ließ mich rein

"Was machst du denn noch... Oh, alles okay?"

Er unterbrach den Satz, als er merkte, wie aufgeregt ich war.

"Gar nichts ist okay!"

"Setz dich erstmal"

Ich ließ mich auf sein Bett fallen. Offensichtlich war er gerade dabei gewesen, seinen Koffer zu packen.

"Er wurde entführt!"

"Wer?"

"Na mein Vater. Du musst mir helfen."

"Ich ruf die Polizei, jetzt sofort."

"Nein, keine Polizei!"

Ruhe. Ich weiß, es war kein angenehmes Gespräch. Ich atmete ein paar Mal tief durch und Wincent gab mir ein Glas Wasser. Noch während ich trank, fing ich an zu reden. Natürlich schmiert ich meine ganze Jacke voll, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich wollte einfach nur, dass mir jemand zuhört. Ich erzählte von dem Anruf im Taxi und dem Taxifahrer, der dunklen, tiefen Stimme.

"Hm, naja. Da... Was sollen wir tun? Was hat der Mann denn noch gesagt? Ich hoffe, du verarscht mich nicht. Ich war noch nie in solch einer Situation."

Ich sah ihn streng an. Er musste doch irgendwie merken, dass das ernst war. Sehr ernst.

"Spielt dein Vater denn wirklich?"

"Bestimmt nicht. So einer ist er nicht, er weiß schon mit Geld umzugehen."

Wincent ging langsam vor mir im Zimmer auf und ab und dachte nach, wie ich merkte. Ich wagte kaum zu atmen, aber irgendwas musste ich doch tun!

Ich war verzweifelt, komplett am Boden zerstört.

"Auch wenn die Leute denken, ich hätte viel Geld, habe ich nicht so viel. Vor allem nicht während ich reise. Wir müssen das anders regeln. Und mit der Polizei bist du dir wirklich sicher?"

"Ich weiß ja nicht, wie groß die Bände ist. Es sind sicher mehr als zwei Personen."

"Und ich glaube, du hast einfach zu viele Krimis geschaut. So schlimm wird es wohl nicht sein."

Ich blickte ihn wieder mit einem dieser Blicke an, die Töten könnten.

"Und wenn es doch so ist? Beweis mir, dass es nicht so ist!"

Vielleicht sollte man so nicht mit seinem Cousin reden, aber er musste das doch verstehen.

Wincent schob einige Shirts von einem Stuhl, der in der Ecke stand, und schob ihn vor mich. Er setzte sich und schob mein Kinn mit der Hand hoch. Ich wollte nicht darüber nachdenken...

"Vicky, schau mich an. Deinem Vater geht es gut"

"Noch", rief ich dazwischen.

"Ihm wird nichts passieren. Beruhigt dich, bitte."

Die Art, wie er mit mir redete, beruhigte mich tatsächlich ein wenig, aber eben nur ein wenig.

Ich kontrollierte noch mal meinen Körper, der sich schwach anfühlte, um richtig zu atmen. Dann ging Wincent zum Telefon und rief an der Rezeption an.

Als er aufgelegt hatte, kam er wieder.

"Wir bleiben noch eine Nacht. Diesmal schläfst du hier. Ich gebe eben der Crew Bescheid und du kannst ja noch mal versuchen, deinen Vater zu erreichen, oder?"

"Ich hole lieber mal meine Sachen von unten"

"Nein, das brauchst du nicht. Das übernehmen wohl die Jungs, ich rufe sie ja eh gleich an"

Ich versuchte dann noch, meinen Vater zu erreichen, aber offensichtlich war sein Handy ausgeschaltet worden und zuhause ging auch keiner ran.

Neues Kapitel! Ich finde es eigentlich gar nicht so schlecht, aber ist es vielleicht ein bisschen überzogen?

Ich habe mir gedacht, es soll mal was passieren. Naja, hier ist das Drama.

Tschaui,
Euer Engel ❤️

Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt