28.) Eine Heiße Spur

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Der nächste Tag verlief sehr gut, auch wenn ich immer wieder an meinen Vater dachte. Irgendwie fehlt er mir jetzt. Und dann fiel mir auf, welchen Tag wir hatten. Dienstag. Scheiße.

Hatte der Anrufer nicht gesagt, dass er morgen das Geld sehen möchte? Aber warte - wo soll ich es eigentlich abgeben? Das hat er tatsächlich nicht gesagt. Oder übersehe ich etwas?

Leider, oder auch zum Glück konnte ich mich noch ganz genau an die Worte des Mannes erinnern. Es war einfach zu grausam gewesen.

Er hat nichts von einem Platz gesagt.
Ich bekam es mit der Angst zu tun. Wenn ich nicht wusste, wo das Geld hin muss, kann ich meinem Vater gar nicht helfen.

„Sollen wir mal los, dein Fahrrad holen?", unterbrach Kai mich. Er stand mal wieder plötzlich vor mir. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir es schon so spät hatten.

„Ja, okay."

Im Auto redeten wir nicht miteinander, jeder war in seiner eigenen Welt. Worüber Kai jetzt wohl nachdachte?

Als wir bei meinem Zuhause ankamen, drückte er mir einen Zettel in die Hand. Darauf stand seine Telefonnummer und er sagte:

„Falls dir etwas passiert"

Ich lächelte kurz und holte dann mein Fahrrad aus dem Schuppen. Ich winkte Kai noch und fuhr dann weg, zu Luisa.

Ich klingelte. Sie war ein wenig überrascht, als sie mich sah und fragte:

„Wo warst du gestern und heute? Ich dachte, das mit dem Musikvideo würde nur übers Wochenende gehen. Ist dir was passiert?"

Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. Ich sagte ihr, während ich meine Jacke und Schuhe auszog:

„Deshalb bin ich hier. Egal was du denkst, es ist schlimmer."

„Lass uns in mein Zimmer gehen, da können wir in Ruhe reden. Übrigens hast du gar nicht an unser Ritual gedacht"

Ich sah sie böse an. Als ob ich in so einer Situation an soetwas dachte.

„Ich bringe das nächste Mal zwei Perlen mit, aber bitte hör mir jetzt zu. Es geht um meinen Vater."

Dann erzählte ich ihr sehr detailliert, was die letzten Tage so vorgefallen war. Sie hörte mir dabei sehr aufmerksam zu und unterbrach mich nicht. Manchmal machte sie eine mitfühlende Geste und umarmte mich. Aber es fühlte sich gut an, das ganze jemandem zu erzählen, der in meinem Alter war und mich schon länger kannte.

Später, als ich zu ende geredet hatte, holte sie eine Flasche Wasser mit Gläsern und ein paar Schokokekse. Wir aßen alle Kekse bis auf den letzten Krümel auf. Danach redeten wir hauptsächlich über belangloses Zeugs, aber wir hatten viel Spaß und lachten viel. Ich war Luisa dankbar, dass sie mich ablenkte. Aber ganz aus der Welt schaffen konnte sie mein Problem auch nicht.

Irgendwann knurrte mein Magen und ich hatte auf einmal tierischen Hunger. Deshalb beschlossen wir, uns beim Asiaten um die Ecke etwas zu bestellen.

Ich rief Kai an, damit er mich zum Abendessen nicht mit einplante. Wie gut, dass er mir noch seine Nummer gegeben hat.

Ein paar Minuten später befanden wir uns auf dem Weg zum Asiaten wieder und wir sprachen darüber, was wir bestellen wollten.

Luisa meinte, wir könnten uns ja etwas ganz kurioses zusammenmischen und da erzählte ich, dass mein Vater sowas immer machte. Nicht, weil er es lustig fand, sondern weil er es mochte.

Sofort schwang meine Stimmung wieder auf traurig.

„Dann nehmen wir einfach gebratene Nudeln, ja?", schlug Luisa vor. Ich nickte und dann waren wir auch schon da. Luisa öffnete die Tür zum Laden und gut riechende Luft strömte uns entgegen. Jetzt war ich erst recht hungrig.

Doch dann blieb mein Blick auf einem Jungen hängen. Nein, es war nicht das, was man jetzt meinen könnte. Keine Liebe, eher Hass. Vor mir stand tatsächlich mein Feind Niklas. Genau der hatte mir jetzt noch gefehlt.

Auch er hat mich bemerkt, tat aber so, als würde er auf die Straße draußen gucken. Er wollte mich also nicht ansehen. Damit konnte ich leben.

„Sie wollen was haben? Das hat ja noch nie jemand bestellt. Aber bitte. Wenn es nicht schmeckt, ist es nicht meine Schuld“, sagte der Mann hinter der Theke zu meinem Feind.

Niklas nahm die Tüte und verschwand schnell aus dem Laden, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen.

Der Mann murmelte etwas, und auch wenn ich nur die Hälfte verstand, blickte ich geschockt zu Luisa. Sie sah mich mit fragenden Blick an.

Der Mann fragte uns, was wir haben wollten und wir bestellten unsre Nudeln.

„Zum Mitnehmen, aber wir holen sie später ab“, schob ich hinterher.

Luisa sagte nichts, aber verwirrt war sie schon. Ich zog sie schnell aus dem Laden und flüsterte dann:

„Ich kenne niemanden, der so etwas komisches bestellt - außer meinem Vater. Niklas hat sich echt komisch verhalten und ich traue ihm nicht.“

„Du glaubst doch jetzt nicht ernsthaft...“

„Doch, glaube ich. Wir sollten ihm hinterherlaufen.“

Luisa verstand wohl, dass sie machtlos war und setzte sich in Bewegung. Ich konnte gerade noch sehen, wie Niklas am Ende der Straße nach links abbog. Wir rannten auch dort hin, um ein bisschen weg gut zu machen und ihn nicht zu verlieren.

Irgendwann blieb er vor einem Haus stehen und kramte in seiner Hosentasche nach einem Schlüssel. Luisa und ich versteckten uns hinter einem Baum und eine vorbeilaufende Dame mit Hund sah uns komisch an. Dann betrat Niklas das Haus und ließ die Tür hinter sich zufallen. Ich nickte Luisa zu und wir schlichen näher an das Haus heran. Links neben der Haustür, hinter einem großen Busch, war ein Fenster leicht geöffnet. Wir hockten uns direkt darunter, doch was wir hörten, verschlug uns die Sprache.

Next chap.
Ich lerne gerade Geschichte und da stand Revolution. Ich lese erstmal Revolverheld, ups...

Ich war Samstag auf einem Konzert mit Nico Santos. Es war so cool. Wobei ich gefühlt die einzige war, die auf der Tribüne, auf der ich war, mitgesungen habe.

Tschaui,
Euer Engel ❤️

Der unbekannte Cousin (Wincent Weiss FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt