Chiara
Morgen ist mein Abschlussball. Der vermutlich schönste Tag im Leben eines Teenagers. Nur nicht für mich. Für mich wird er die Hölle. Denn ich darf meinen Eltern beichten, das sie Großeltern werden.
Keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Wie erzählt man das seiner Familie am besten? In meiner Situation vermutlich gar nicht. Immerhin wollte ich studieren und ausziehen, mir mein eigenes Leben aufbauen. Mit einem Kind wird das nichts. Ich kann nicht studieren, nicht ausziehen und mir nicht mein eigenes Leben aufbauen.
Vielleicht sollte ich es auch jetzt einfach sagen. Sie werden dann wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen, aber dann ist es endlich raus.
Ein Klopfen an meiner Tür lässt mich aufschrecken.
"Ja?", rufe ich und ziehe schnell mein Shirt wieder über meinen Bauch.
"Ihr Tanzpartner für den Ball ist soeben eingetroffen", erwidert die Person von draußen und sofort hellt sich meine Miene auf. Ich springe vom Bett auf und öffne die Tür, hinter der mein bester Freund steht.
"Jorge!", schreie ich und falle dem Lockenkopf in die Arme. Jorge ist mein allerbester Freund.
Wir haben uns damals unter ungewöhnlichen Umständen getroffen, sind seitdem aber ein eingespieltes Team. Das er drei Jahre älter ist, war schon immer irrelevant. Seit seinem Schulabschluss studiert er in den USA, da er dort ein Stipendium erhalten hat.
Deswegen sehen wir uns auch nicht mehr häufig. Wir telefonieren und schreiben viel, aber das ist nicht das gleiche.
"Was machst du hier?", frage ich und löse mich mit einem breiten Grinsen von ihm.
"Ich hab Semesterferien und deinen Abschlussball lasse ich mir doch nicht entgehen", erwidert er mit einem zwinkern und erneut schließe ich die Arme um ihn.
Jorge ist sowas wie mein Fels in der Brandung. Auf ihn kann ich mich immer verlassen. Hoffentlich wird das auch noch so sein, wenn ich ihm von meiner Schwangerschaft erzähle.
"Und? Schon aufgeregt?", möchte er wissen und lässt sich wie selbstverständlich auf meinem Bett nieder.
"Ach naja, es gibt spektakuläreres", gebe ich mich gelassen, weswegen mein Freund verwirrt die Augenbrauen hebt.
"Wirklich jetzt? Warst du nicht diejenige, die extra mit mir facetimen wollte, damit ich ein Kleid mit raussuche?"
Es wäre möglich das ich etwas übertrieben habe, was den Abschlussball betrifft. Jetzt ist er mir sowieso egal. Ich werde bestimmt nicht hingehen.
"Jetzt bin ich abgeklärter und gehe die Sache ruhiger an", lüge ich, womit Jorge aber noch nicht ganz so zufrieden ist. Er klopft neben sich aufs Bett und ich setze mich zu ihm.
"Was ist los? Und jetzt sei bitte ehrlich zu mir. Du kannst mir doch alles erzählen", erwidert er und legt fürsorglich seinen Arm um meine Schulter.
"Ich zeig dir jetzt was, aber bitte bleib ruhig."
Ich löse mich aus seinem Arm und gehe an meinen Kleiderschrank. Dort habe ich sicher versteckt, das Ultraschallbild, welches ich erst Vorgestern bekommen habe.
Ich gebe es Jorge in die Hand, der verwundert zwischen mir und dem Bild in seiner Hand, hin und her schaut.
"Ist das...deins?"
Ich nicke und sofort kommen mir die Tränen. Jorge reagiert schnell, steht auf und umarmt mich.
"Hey...es ist alles gut. Nicht weinen, ich hab doch noch ein paar Fragen", murmelt er und ein kleines Lachen entweicht mir.
"Das klingt schon besser", grinst er und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Er streicht mir die Tränen weg und ich atme ein paar mal durch, als plötzlich meine Mutter im Zimmer steht.
Das Ultraschallbild ist immer noch auffällig in Jorges Hand und ich habe geweint, das sieht man mir an. Wie erklärt man das ganze denn jetzt?
"Oh was ist denn hier los?", fragt sie und ich setze schon an mit einer Erklärung, als Jorge das Wort ergreift.
"Ich habe Chiara gerade mitgeteilt das ich Vater werde und ich hoffe sie wird Patentante. Sie hat sich so gefreut, das sie angefangen hat zu weinen", lügt Jorge meiner Mutter ohne mit der Wimper zu zucken, ins Gesicht.
"Ach das freut mich aber, herzlichen Glückwunsch!"
Im Gegensatz zu meinem Vater, liebt meine Mutter Jorge. Mein Papá hat immer noch Vorurteile gegenüber Jorge bezüglich seiner Kindheit und wie er groß geworden ist.
"Dankeschön, ich freue mich auch."
"Dann will ich mal nicht weiter stören, ihr habt euch sicherlich viel zu erzählen", verabschiedet sie sich und legt meine frische Wäsche auf dem Bett ab, ehe sie geht.
"Danke", seufze ich und packe die Sachen weg.
"In welcher Woche bist du?", fragt Jorge, kann seinen Blick dabei nicht vom Bild nehmen.
"Siebte Woche."
"Und seit wann weißt du es?"
"Ich hab letzte Woche den Test gemacht, weil ich drüber war. Und vor zwei Tagen war ich bei meiner Frauenärztin und sie hat mir das bestätigt mit einem Ultraschall."
"Und der Vater des Kindes?"
"Lio."
Mit Lio war das immer so ein hin und her. Wir waren mal zusammen, dann wieder nicht. Irgendwann haben wir uns darauf geeinigt, das nicht alles Rang und Namen haben muss.
"Was sagt er zur Schwangerschaft?"
"Er will das ich abtreibe. Für ihn kommt es nicht in Frage, das er jetzt schon Vater wird."
Und wenn ich es behalte, dann wird er die Vaterschaft nicht anerkennen, das hat er mir schon deutlich gemacht.
"Ich hab den Typ schon immer gehasst...soll ich ihn verprügeln? Jetzt wo ich mal da bin?"
"Lass gut sein, er ist es nicht wert", stöhne ich und setze mich wieder zu Jorge aufs Bett.
"Hast du denn schon mal nachgedacht über Abtreibung?"
"Nein, das könnte ich einfach nicht."
Da wächst ein Lebewesen in mir heran, das kann ich nicht töten.
Kurzerhand hockt Jorge sich vor mich und schiebt mein Oberteil ein Stück nach oben, sodass mein Bauch frei liegt.
"Hey, na..ich bins, dein Patenonkel und somit auch dein bester Freund auf Lebenszeit. Egal ob du ein Junge oder ein Mädchen wirst, ich bin immer für dich und deine Mama da. Und wenn du mal Mist baust, dann sag es lieber mir und nicht ihr, ja?"
Erneut kommen mir die Tränen. Diesmal allerdings vor Rührung. Es kann so viel schief gehen auf der Welt, ich habe immernoch Jorge, der immer zu mir steht und mich immer unterstützt.
Ein kurzes Einführungskapitel in die Story und damit sage ich einfach mal Herzlich Willkommen. ^^
Ich liebe Jorgiara, dementsprechend musste es einfach eine Story über die beiden sein. Wer mich verfolgt, der weiß, dass normalerweise immer Ámbar schwanger ist oder ein Kind hat, dieses mal ist es Chiara. :D
Lob an sobrelibros für das Cover (wurde gezwungen das anzugeben)😂❤
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What About Us?
FanfictionChiara führt ein sorgenfreies Leben in Argentinien, bis sie schwanger wird. Der Vater des Ungeborenen macht sich aus dem Staub und auch ihre Eltern stehen der Schwangerschaft kritisch gegenüber. Nur ihr bester Freund Jorge steht voll und ganz hinter...