2. Strange idea

170 16 2
                                    

"Ich sitze jeden Abend auf meinem Bett und weiß nicht, ob ich mich darüber freuen kann. Ich bin allein damit, weil ich Angst habe, überhaupt jemandem davon zu erzählen."

Endlich kann ich meine Zweifel jemandem anvertrauen. 

Da es mir Zuhause zu unsicher ist und ich Angst habe, das meine Mutter doch was vom Gespräch mitbekommt, sind wir zu Jorge ins Hotel, in dem er das Wochenende über wohnt.

"Du hättest mich doch sofort informieren können. Du weißt, ich bin immer da und unterstütze dich bei allem. Immerhin hast du auch immer hinter mir gestanden und das vergesse ich niemals."

"Würdest du dabei sein, wenn ich es dann meinen Eltern sage? Bitte?"

Alleine schaffe ich das nicht. Ich kann ja nicht mal mit jemandem darüber reden, außer jetzt mit Jorge. 

"Ich bin immer da, du musst nur was sagen."

"Weißt du, ich will jetzt erstmal nicht darüber nachdenken. Erzähl mir lieber wie dein Leben in New York läuft", möchte ich endlich was von Jorge erfahren.

Wir reden nicht viel darüber, weil Jorge das nie so will. Er wechselt dann immer das Thema, da er seiner Meinung nach, immer genug mit dem Thema zutun hat und mich nicht noch damit nerven will.

"Nicht allzu spannend. Es ist ziemlich laut und viel los und die meiste Zeit verbringe ich mit lesen und lernen", hält er seine Antwort kurz und ich verdrehe die Augen.

Jorge studiert Medizin und hat sogar ein Stipendium erhalten, sodass ihm alles finanziert wird, da er sich das Leben in den USA sonst nicht leisten könnte. 

Darüber spricht er auch nicht gern. Ihm ist das unangenehm. Ich hingegen prahle gern damit, das mein bester Freund so eine Intelligenzbestie ist und sich ein Leben in New York aufbaut. 

"Wow, so wie du das erzählst, will ich das auch unbedingt", antworte ich mit monotoner Stimme, was meinen Freund zum schmunzeln bringt. 

"Na schön", seufzt er und setzt sich zu mir, "Das Studium ist schwer, keine Frage. Die meiste Zeit verbringe ich wirklich mit lernen, damit ich mein Stipendium behalten kann. Du weißt, es ist leistungsabhängig. Ich will meine Chance eben nutzen."

"Läuft es denn gut?" 

"Ziemlich. Die Prüfungsergebnisse sind zwar noch nicht draußen, aber ich habe ein gutes Gefühl."

"Und mit Valentina? Wie läuft es mit ihr?"

Jorge wird richtig rot und schaut verlegen zur Seite. Es ist schön, das er glücklich ist. Das hat er mehr als verdient.

Er hat Valentina relativ am Anfang seines Studiums kennengelernt und soweit ich weiß, hat es aber Monate gedauert, bis Jorge überhaupt mal einen Versuch bei ihr gestartet hat. Ich kenne sie nicht persönlich, nur von Bildern. Allerdings wirkt sie nett und sie scheint Jorge gut zu tun, das ist die Hauptsache.

"Wir überlegen zusammenzuziehen", bekommt Jorge dann endlich ein Wort raus und überrascht hebe ich eine Augenbraue. 

"Aber du kannst doch kostenlos auf dem Campus wohnen."

Durch sein Stipendium, steht ihm kostenlos ein Zimmer zu. 

"Ja, aber so sehen wir uns öfters. Wir haben andere Nebenfächer und sie wohnt ja in ihrer eigenen Wohnung, weg vom Campus."

"Wie willst du das finanzieren?"

Jorge konzentriert sich voll auf sein Studium und arbeitet nicht nebenbei. Er besitzt ein Vollstipendium, was ihm so gut wie alle kosten abnimmt.

What About Us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt