3. Prom

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Ich bin absolut unmotiviert. Ich habe gar keine Lust auf meinen Ball zu gehen. Eigentlich will ich am liebsten den ganzen Tag nur hier im Hotelzimmer liegen und fernsehen.

Nur leider mache ich die Rechnung da ohne Jorge, der mich erst aus dem Bett, ins Bad getrieben hat und jetzt schon fertig angezogen vor mir steht, während mein Kleid noch im Schrank hängt.

"Wollen wir nicht hierbleiben, oder was anderes machen? Mein Zeugnis kann ich auch nächste Woche in der Schule noch abholen, das ist kein Problem", versuche ich mich noch aus der Situation zu befreien. 

"Nein, auf gar keinen Fall. Du hast dich wochenlang auf diesen Tag gefreut, mach dir den doch jetzt nicht kaputt", bleibt mein Kumpel stur, geht an den Schrank und drückt mir mein Kleid in die Hand.

"Abmarsch. Wenn du wieder raus aus dem Bad bist, trägst du gefälligst dieses Kleid und ein breites Grinsen im Gesicht."

Mit einem Seufzer drehe ich mich um und verschwinde wieder ins Badezimmer, wo ich mein Kleid anziehe und mir noch eine passende Frisur dazumache. Geschminkt bin ich schon seit heute Morgen, weswegen ich so gut wie fertig bin. 

"Chia, los jetzt, ich will dir endlich die Überraschung zeigen!"

"Hetzt mich nicht, sonst kannst du alleine gehen!", rufe ich zurück und sofort verstummt der Chilene. 

Ich lasse mir noch ein wenig Zeit, komme aber trotzdem pünktlich aus dem Bad.

Jorge nimmt meine Hand und dreht mich einmal um die eigene Achse.

"Du siehst wundervoll aus. Es gibt keinen Grund mürrisch zu sein und sich nicht auf den Tag zu freuen", lächelt er und geht dann in die Hocke.

"Der kleine Krümel hier wird mir sicherlich recht geben, oder?"

"Würdest du bitte aufhören damit? Ich finde das absolut seltsam."

"Entschuldige das ich mit meinem Patenkind rede. Es wird mein bester Freund, wir müssen früh eine Bindung aufbauen."

"Du bist so ein Schwachkopf. Können wir einfach gehen?"

"Nenn mich doch nicht Schwachkopf, sie oder er, kann alles hören", zischt Jorge und zieht sich sein Jackett über.

"Besser, wenn ich sie oder ihn schon vorwarne, dann ist der Schock nicht allzu groß."

"Du kannst manchmal wirklich meine Gefühle verletzen. Allerdings werde ich nicht zulassen, dass du uns den Tag vermiest. Hast du alles? Dann können wir nämlich endlich los."

Ich schaue nochmal in meine Tasche, ob ich auch alles habe, was ich brauche und zusammen verlassen wir das Hotelzimmer.

Unten angekommen traue ich meinen Augen kaum. 

Vor uns steht ein weißes Cabrio. Allerdings sieht es so luxuriös aus, dass ich gar nicht da einsteigen möchte.

Der Fahrer, der tatsächlich gekleidet ist wie ein Chauffeur, steigt aus und öffnet mir die Tür. Jorge hilft mir beim einsteigen und setzt sich dann zu mir nach hinten, während der Fahrer wieder vorn einsteigt und losfährt.

"Wie hast du das geschafft, so kurzfristig?"

"Ich bin ein Improvisationstalent, das weißt du doch", antwortet er nur vage auf meine Frage, während wir durch die Stadt kutschiert werden, ehe wir die Festhalle erreichen. Die Blicke von meinen Mitschülern, die gerade ebenfalls hier ankommen, möchte ich mir am liebsten einrahmen.

Immerhin sieht es aus, als würde ein Promi hier sein, Jorge müsste nur noch einen roten Teppich ausrollen und mich fotografieren.

"Sitzen bleiben", befehlt mir Jorge und steigt aus, ehe er meine Tür auf der anderen Seite öffnet und mir seine Hand reicht.

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