47. Happy end

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Genüsslich beiße ich in mein belegtes Brötchen, als die Tür zu meinem Sprechzimmer aufgerissen wird. Normalerweise habe ich gerade nochmal fünfzehn Minuten Pause, bevor die letzten Patienten in meine Praxis kommen. Jedoch macht mir mein Sohn einen Strich durch die Rechnung.

"Müsstest du nicht beim Football sein?", blicke ich verwundert zu Agustín, der sich auf den Stuhl gegenüber von mir niederlässt. Sein Training läuft eigentlich schon seit einer halben Stunde, weswegen sein Aufenthalt hier, Fragen aufwirft.

"Hat Mamá nicht gesagt, du sollst gesünder essen?", fragt er mit Blick auf mein Brötchen und wir beginnen zu grinsen. Chiara ist aktuell auf einem Fitnesstrip und da muss die ganze Familie mitziehen.

"Touché , also was gibts?", beiße ich in meine Kalorienbombe, warte auf das Anliegen, welches mein Sohn hat.

"Ich habe heute wieder ein Date mit Vivi", beginnen seine Augen zu leuchten, als er ihren Namen erwähnt. Vivian geht in Agus' Klasse, ist genau wie er fünfzehn und sie scheinen sich öfters zu treffen. Bisher hat er nur oberflächlich mit mir darüber geredet, weswegen ich mich freue, dass er gerade hier ist und scheinbar mehr erzählen will.

"Das ist großartig, was macht ihr?"

"Deswegen bin ich hier. Ich würde gern für sie kochen und dann eventuell noch einen Film mit ihr schauen."

"Und?", verstehe ich noch nicht so ganz das Problem.

"Ich hätte gern sturmfrei."

"Ich bin ja jetzt auch nicht unbedingt der Experte, was das andere Geschlecht angeht, aber ich glaube nicht, dass du heute zum Abschluss kommst."

"Was? Nein, das hatte ich auch nicht vor", ruft er empört, "Also ich meine, wenn ich wollte, dann würde das schon funktionieren, ich mein, ich bin unwiderstehlich, aber-"

"Atme, Agus. Ganz ruhig", unterbreche ich ihn schmunzelnd, damit er sich nicht noch um Kopf und Kragen reden muss.

"Ich will nicht das Mom mir die ganze Zeit im Nacken sitzt. Du weißt wie gern sie sich in alles einmischt, was ich mache. Deswegen erzähle ich ja auch dir davon und nicht ihr."

Da trifft er einen Punkt. Chiara liebt es die Kontrolle über alles und jeden zu haben. Und das ihr kleines Baby langsam aber sicher zu einem Mann wird, ist für sie nicht leicht zu verarbeiten.

"Na schön, ich schweige und schaffe deine Mutter aus dem Haus", gebe ich ihm mein Wort.

"Danke Dad, du bist der beste. Ich mach jetzt los", verabschiedet er sich lächelnd von mir, jedoch halte ich ihn noch kurz zurück, gehe an eine meiner Schreibtischschubladen und werfe ihm eine Packung Kondome zu. Wer weiß wie die Jugend von heute drauf ist.

"Falls du doch zum Abschluss kommst."

"Wieso bewahrst du Kondome hier auf?"

"Das willst du nicht wissen", erwidere ich und er verzieht das Gesicht.

"Zu viel Information, Dad."

"Ich hab gar nichts gesagt und jetzt Abmarsch", rufe ich lachend, da fällt die Tür schon zu.

Dad. Ich kann mich bis heute nicht an diesen Ausdruck gewöhnen. Er hat mich schon immer so genannt, aber anfangs war er verwirrt, immerhin war ich ja 24/7 bei ihm. Irgendwann hat Chiara dann von Agustín erzählt, sie waren sogar gemeinsam am Grab. Trotzdem war ich weiterhin sein Vater. Vor seinem neunten Geburtstag hat er den Wunsch geäußert, dass er gern hätte, dass ich auch rechtlich gesehen sein Vater wäre. Es gab immer mal wieder Probleme, wo ich letztlich nichts machen konnte, sondern nur Chia.

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