Jorge
Noch immer kommt es mir wie ein Traum vor. Chiara liegt tatsächlich neben mir. Wir schlafen in meinem Zimmer, da es für sie zu früh wäre, in dem Zimmer mit einem neuen Mann zu liegen, indem ihr Mann gestorben ist. Ich kann das nachvollziehen, weswegen ich erleichtert bin, dass sie überhaupt hier bei mir liegt.
Da sie mit dem Rücken zu mir gedreht ist, weiß ich nicht, ob sie schon wach ist. Deswegen rutsche ich an sie heran, lege einen Arm um ihren Körper und hauche ihr ein paar Küsse in den Nacken.
"Guten Morgen", murmelt sie, streckt sich mir entgegen.
"Einen wunderschönen guten Morgen", antworte ich, beuge mich über sie, um ihr einen Kuss auf den Mund zu geben.
"Ich weiß nicht, wie ich es heute schaffen soll, den ganzen Tag die Finger von dir zu lassen", vergrabe ich mein Gesicht in ihren Hals und ich spüre ihr lachen.
"Ich glaube das wird für uns beide eine Bewährungsprobe", streicht sie durch meine Locken.
"Hmmm, müssen wir die Zeit noch nutzen", löse ich mich von ihrem Hals, grinse sie schief an. Jedoch antwortet das Babyfon für Chiara, weswegen ich mich seufzend wieder auf meine Seite fallen lasse.
"Ich geh", springt meine Freundin auf, nur um kurz darauf mit Agus ins Schlafzimmer zu kommen. Als der Kleine mich sieht, beginnt er zu kichern.
"Ich liebe seine Reaktion, wenn er dich sieht", gesellt sie sich mit ihm zu mir aufs Bett. Sie legt ihn auf meiner Brust ab, wo er sich direkt an mich kuschelt. Beschützt lege ich meine Arme um ihn, drücke einen Kuss auf sein Haar.
"Ich glaube er mag mich, ja", grinse ich zu Chia, die ihr Handy in der Hand hat und Fotos von uns macht.
"Zuckersüß, ich sterbe", zeigt sie mir die Ergebnisse und ich kann ihr nur zustimmen. Ihr Sohn ist ein richtiges Model. Die Blondine rutscht zu uns und wir machen noch ein paar Selfies zu dritt.
"Wann kommen deine Eltern eigentlich?"
"Ich hol sie 15 Uhr vom Flughafen ab und gegen 18 Uhr kommt dann die Familie von Agus."
"Okay. Vorschlag, du holst deine Eltern ab und ich gehe währenddessen mit dem Kleinen ein bisschen spazieren?"
"Würdest du das tun?"
"Natürlich, ich liebe es mit ihm spazieren zu gehen."
"Weil du dann einen guten Eindruck bei anderen Frauen machst, ich verstehe schon", neckt sie mich schmunzelnd.
"Wirkt doch bei dir oder nicht?", mache ich einen Schmollmund, drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
"Ein bisschen vielleicht", untertreibt sie total, bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen.
"Dein Sohn ist eben ein Frauenmagnet."
"Du auch. Da habe ich wohl Glück, dass ich beide Männer habe", grinst sie, küsst erst Agus' Stirn und dann mich.
Gemeinsam verbringen wir noch Ewigkeiten im Bett, bis wir irgendwann Mittagessen und ich mich dann schon mit Agus auf den Weg nach draußen mache.
Dick eingemummelt in einer Kutsche, schiebe ich mein Patenkind durch die Straßen. New York im Winter ist toll, auch wenn nicht immer Schnee liegt. Wir sind schon eine Stunde unterwegs, als Agustín langsam einschläft, weswegen ich einen Abstecher auf den Friedhof mache.
Ich fühle mich verpflichtet und schuldig.
"Hey, schau mal wen ich mitgebracht habe", stelle ich die Kutsche in Richtung Grabstein. Es mag für die Menschen lächerlich aussehen, aber es ist eher von symbolischer Bedeutung für mich.
"Ich glaube er freut sich schon auf seine erstes Weihnachten, auch wenn er eigentlich nichts mitbekommt. Im Unterbewusstsein bestimmt schon", grinse ich den Kleinen an, der friedlich schläft.
"Du fehlst ganz schön, besonders heute und die Feiertage über. Chiara lässt sich das nicht anmerken, aber ich glaube es bringt sie innerlich um, dass du nicht da bist um Weihnachten mit eurer Familie zu verbringen. Weißt du, ich will mich nicht aufdrängen oder in die Familie drängeln, aber ich liebe Chiara. Ich liebe sie vermutlich schon seit Jahren und ich bin ehrlich...ich bin froh, dass sie mir eine Chance gegeben hat und ich werde sie nutzen. Ich werde mein Versprechen halten und auf sie aufpassen, du musst dir keine Sorgen machen. Ich komme sicherlich vor dem neuen Jahr nochmal vorbei und dann sprechen wir wieder über Football, das liegt uns mehr, als über Gefühle zu reden. Machs Gut Agus, frohe Weihnachten", klopfe ich auf seinen Grabstein, verlasse dann mit dem Kleinen den Friedhof.
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Die Stimmung ist überraschend entspannt und fröhlich, als wir alle gemeinsam im Wohnzimmer sitzen. Agus Familie hat auch mich warm und freundlich empfangen. Ich merke wieder, woher Agustín das hatte. Trotz seiner Krankheit, war er immer gut gelaunt, hat geholfen wo er nur konnte. Ich habe ihn immer bewundert, wobei ich das eigentlich immernoch mache.
Chiara ist schon etwas länger in der Küche, weswegen ich mich aus den Gesprächen ausklinke, um nach ihr zu sehen.
"Hey", klopfe ich an die offene Tür, um mich anzukündigen und trete hinter sie. Chia steht mit dem Rücken zu mir, ich höre wie sie irgendwas schneidet.
"Alles okay, du bist schon ziemlich lange weg?", stelle ich meine Bierflasche ab, nähere mich ihr, als ich ein Schniefen wahrnehme.
"Ich vermisse ihn", murmelt sie und legt das Messer neben sich, als ich sie von hinten umarme. Sie greift nach einem Arm, sucht Halt bei mir, den ich ihr nur zu gern gebe.
Ich habe den ganzen Tag darauf gewartet, dass ihre Fassade zusammenbricht, es wundert mich nicht, dass sie jetzt so traurig ist.
"Das ist ganz normal, es wäre schlimm, wenn du ihn nicht vermissen würdest", rede ich ihr gut zu, drücke einen Kuss auf ihren Hals.
"Es tut mir leid, dass ich dich damit vollquatsche."
"Hä, was? Ich bin immernoch dein bester Freund, Chiara und ich würde es als Beleidigung empfinden, wenn du damit nicht zu mir kommen würdest", erwidere ich und sie schenkt mir ein kurzes Lachen, ehe sie meine Arme von ihrem Körper löst und sich umdreht, ihre Arme um meinen Hals liegt, während meine erst die Tränen aus ihrem Gesicht wischen und nun links und rechts von ihr auf der Arbeitsplatte ruhen.
"Danke das du hier bist...danke das du immer da bist, egal wann, egal wo, selbst wenn ich dich nicht drum bitte", streckt sie sich mir entgegen und ich beuge mich etwas zu ihr runter, damit wir uns küssen können.
"Chia, wo- oh, ich wollte nicht stören", unterbricht ihre Mutter unseren Kuss und sofort will ich mich von meiner Freundin entfernen, die ihre Arme um meinen Hals hängen lässt. Ich drehe mich mit beschämten Blick leicht zu ihr.
"Schon gut Mamá, was suchst du?", tut Chia so, als sei das mit uns ganz normal und jeder würde es wissen.
"Ich wollte nur wissen, wo ihr Batterien habt, der kleine Roboter von Agus funktioniert nicht mehr, wir glauben die Batterien sind leer."
"Im Wohnzimmer, unterste Schublade vom TV- Schrank", weist sie ihre Mutter an, die nur lächelnd wieder aus unserem Blickfeld verschwindet.
"Es hat sie ja überhaupt nicht interessiert, dass wir uns küssen", runzle ich verwirrt die Stirn, ehe Chiara mich nochmal küsst.
"Sie wissen es."
"Was? Wieso hast du es ihnen doch erzählt?"
"Ich bin endlich wieder glücklich, Jorge. Wegen dir. Und das wollte ich nicht länger für mich behalten", erklärt sie mir mit einem zuckersüßen Lächeln, wofür ich sie nur noch mehr liebe.
"Ihr habt da noch was vergessen", platzt erneut ihre Mutter in die Küche, drückt mir mit einem Grinsen einen Mistelzweig in die Hand.
"Ehm, danke", murmle ich verlegen. Es ist merkwürdig, dass ihre Eltern Bescheid wissen.
"Sie liebt dich Jorge, mach dir darum keine Gedanken", nimmt Chiara mir den Zweig aus der Hand und hält ihn über uns, ehe sie mich küsst.
Chiara nimmt mir alle Zweifel. Ich glaube ihr.
Ja das riecht doch hier nach Happy End, ooooooder? :D
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What About Us?
FanfictionChiara führt ein sorgenfreies Leben in Argentinien, bis sie schwanger wird. Der Vater des Ungeborenen macht sich aus dem Staub und auch ihre Eltern stehen der Schwangerschaft kritisch gegenüber. Nur ihr bester Freund Jorge steht voll und ganz hinter...