4. Secrets and fears

135 12 9
                                    

Den ganzen Abend verbringen wir mit essen, trinken und tanzen. Es war die richtige Entscheidung hier mit Jorge hinzugehen. 

Er bringt mich auf ganz andere Gedanken. Es ist doch ein versöhnlicher Abschied von meinen Klassenkameraden, die ich zum Glück nicht mehr wiedersehen muss.

Natürlich werden mir ein paar fehlen, aber die meisten hat man auch nur Freunde genannt, weil man sie fünfmal die Woche gesehen hat.

"Ich weiß, du würdest am liebsten die ganze Nacht so weitermachen, aber ich bin dafür, dass wir jetzt langsam ins Hotel gehen. Du musst dich ausruhen, immerhin bist du nicht mehr allein."

Ich glaube Jorge redet öfters über meine Schwangerschaft als ich. Ich versuch sie auch so gut wie möglich zu verdrängen, jedenfalls heute.

"Ich hoffe für Valentina, sie wird nicht allzu schnell schwanger, du bist ja schon vor der Geburt wie ein Helikopter- Vater."

"Ich sorge mich, sei doch froh, dass ich das tue", erwidert Jorge eingeschnappt und geht voraus.

"Ach komm schon, jetzt sei nicht sauer. Immerhin braucht mein Kind so einen tollen Patenonkel."

Ich weiß genau, dass das Wort Patenonkel schon ausreicht, damit er sich wie ein Honigkuchenpferd umdreht und auf mich wartet, sodass wir zusammen gehen können.

Draußen wartet schon wieder unser Fahrer, der uns die Tür aufhält, sodass wir einsteigen können.

"Hat der Abend dir wenigstens gefallen? War es eine gute Entscheidung, dich hierher zu bringen?", fragt Jorge nach, während wir zum Hotel kutschiert werden. 

"Ja, es war ein wunderschöner Abend. Danke das du mich begleitet hast."

Das meine Eltern nicht hier waren hat mich natürlich verletzt. Allerdings habe ich nichts anderes erwartet und so hat sich mein Entschluss, nach New York zu gehen nur verstärkt. 

"Du meinst das ich dich dazu gezwungen habe, da du ja nicht gehen wolltest?"

"Du musst immer alles auf die Goldwaage legen, oder?"

Fragend blicke ich Jorge an, der nur lachend mit den Schultern zuckt.

"Ich weiß nicht, was du meinst. Hast du noch Lust auf was kleines zu essen?", wechselt er das Thema und ich schaue auf mein Handy. 

"Es ist fast 1 Uhr, was willst du denn jetzt noch essen?"

"Also ein Burger wäre jetzt nicht schlecht"

Jorge ist ein absoluter Vielfraß. Was eine ganzen Familie isst, schafft er auch allein. Und er kann zu jeder Uhrzeit essen.

"Du wirst ja sowieso kein nein akzeptieren, also warum nicht. Ein Eis oder so könnte ich auch noch vertragen", stimme ich zu und seine Mundwinkel ziehen sich nach oben.

"Ich wusste das du ja sagst, wir sind fast da", erklärt er sich und kurz darauf sind wir schon im Fast- Food- Restaurant und geben unsere Bestellung auf. 

"Kann man sowas auch in New York machen, oder sitzen da so viele Millionen Menschen, das man gar keinen Platz findet?", frage ich, während wir essen. 

"Ich kam noch nicht allzu oft dazu, mich in der Nacht irgendwo dort reinzusetzen. Valentina kocht meistens und das sehr gut. Da ist mein Nahrungsbedarf gedeckt. Zumal ich meistens wirklich Zuhause am lernen oder entspannen bin."

"Du kannst mir doch aber nicht erzählen, dass du dir New York noch nicht wirklich angesehen hast."

"Ich hab schon das volle Touri- Programm durch, aber hauptsächlich halte ich mich in der Uni, der Bibliothek oder Zuhause auf. Mein Leben hängt an diesem Stipendium, ich muss Leistung zeigen."

What About Us?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt