18. Trip

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Jorge

"Wenn du mich ansiehst, als wäre ich die Einzige auf diesem Planeten", lese ich den kleinen Zettel vor, der sich in meinem Geburtstagsglas befunden hat.

"Ich hab dir gesagt, es kann kitschig werden", antwortet Valentina, als ich mich mit einem schmunzeln zu ihr drehe.

"Du musst dich nicht rechtfertigen, ich liebe es. Und dich liebe ich auch."

Ich beuge mich zu ihr rüber und küsse sanft ihre Lippen.

"Musst du heute wirklich gehen?", fragt sie, legt die Hände um meinen Hals, um mich näher zu sich zu ziehen.

"Das Spiel ist heute, demzufolge ja."

"Und du bist dir sicher, du willst dort mit Agustín hin?"

"Ich habe es Chiara versprochen und vielleicht können wir uns mal aussprechen oder so", zucke ich mit den Schultern.

Chiara wirkt unendlich glücklich, also scheint er nichts falsch zu machen. Vielleicht habe ich anfänglich falsch über ihn geurteilt.

"Na schön, aber morgen Nachmittag bist du wieder da, oder? Du weißt schon, die Feier meiner Eltern", erinnert sie mich an das Event, dem ich gern aus dem Weg gehen würde. Ich passe meiner Meinung nach nicht in diese Familie. So reicht und extravagant bin ich einfach nicht. Deswegen fällt es mir manchmal auch einfach schwer, Valentina zu glauben, dass es ihr egal ist, das ich nicht so reich bin.

"Wenn der Flug pünktlich geht und wir keine Probleme haben, dann werde ich pünktlich sein, aber versprechen kann ich nichts."

Ich hoffe das Boarding zieht sich und wir können wegen schlechtem Wetter nicht sofort landen.

"Okay", murmelt sie, wenig begeistert, also besänftige ich sie mit ein paar Küssen, die ich überall in ihrem Gesicht verteile.

"Bleibst du noch liegen?", frage ich und stehe vom Bett auf um meine Tasche zu packen. Wir übernachten in einem Hotel, da wir für heute Abend keinen Rückflug mehr bekommen haben, das sagt zumindest Chia, die sich darum gekümmert hat. Ich wette, sie will einfach nur, das Agus und ich mehr Zeit miteinander verbringen.

"Ja, vermutlich werde ich auch wieder einschlafen, also bitte weck' mich, bevor du gehst", gähnt sie und ich nicke zur Antwort, gehe ins Bad mich frisch machen. Als ich zurückkomme, schläft meine Freundin schon wieder. Kein Wunder, es ist noch nicht mal 6 Uhr.

Möglichst leise versuche ich meine Sachen zu packen, um sie nicht unnötig zu wecken. Nachdem das geschafft ist, frühstücke ich und checke mein Handy. Agus holt mich mit dem Auto von Zuhause ab.

Ich verweile noch ein bisschen in der Küche, bis es Zeit ist zu gehen. Ich hole meine Tasche aus dem Schlafzimmer und drücke Valentina, die immernoch schläft, einen Kuss auf die Stirn. Sie regt sich kurz, dreht sich dann aber von mir weg. Ich werde sie nicht wecken, das wird sie schon verkraften.

Ich verlasse die Wohnung und vor der Haustür angekommen, steht schon Agus. Ich öffne die Beifahrertür und begrüße ihn mit einem "Morgen."

"Morgen. Pack die Tasche einfach in den Kofferraum", erklärt er und ich folge dieser, lege meine Reisetasche in den Kofferraum. Dann steige ich zu ihm ins Auto. Wir reden kein Wort miteinander. Es ist seltsam. Die Stimmung ist komischer, als sonst. Sonst war ja auch immer Chiara da und hat die Situation irgendwie retten können, aber jetzt sind wir allein und wir beide haben scheinbar keine Ahnung von Smalltalk.

Das wird eine lange Fahrt...

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Das Hotel. Endlich. Fast eine Stunde Schweigen bis zum Flughafen, dann fast zwei Stunde Aufenthalt am Flughafen - ebenfalls schweigend und dann auch noch zweieinhalb Stunden Flug, den wir auch schweigend verbracht haben.

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