13. Stalker

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Jorge

"Ich traue diesem Typ nicht. Wieso ist sie so blind, sie läuft geradewegs in ihr Verderben", beschwere ich mich bei Michael, als wir uns auf ein Bier in unserem Stammlokal treffen.

Chiara möchte ausziehen. Zu Agustín. Sie kennt den Typ keine paar Wochen und will schon zu ihm ziehen, das kann sie doch nicht ernst meinen.

"Warum gönnst du ihr das Glück nicht einfach?", zuckt der Mexikaner mit den Schultern.

"Weil ich weiß wie das endet. Am Ende lässt er sie fallen und dann steht sie heulend vor meiner Tür."

Jetzt geht es nicht mehr nur um sie, immerhin ist sie schwanger. Das er das einfach so hinnimmt glaube ich ihr ebenfalls nicht.

"Sie kann auch gern heulend vor meiner Tür stehen, falls es dich stört."

Super, das Michael sich darüber noch lustig machen kann.

"Sie ist wie eine kleine Schwester für mich, ich will sie beschützen."

"Na gut, wenn du denkst, der Typ ist nicht gut für sie, dann beschatten wir ihn ein wenig", schlägt Mike vor und ich bin nicht mal abgeneigt von seiner Idee.

"Was weißt du über den Typ?"

"Nicht viel. Er heißt Agustín und leitet eine IT- Firma."

"Ach auf solche Typen steht sie also."

Michael ist immernoch ein wenig gekränkt, weil Chiara ihm einen Korb gegeben hat.

"Na schön, Google spuckt doch bestimmt was aus, wenn man das eingibt", murmelt Michael eher zu sich selbst und beginnt auf seinem Handy herumzutippen.

Ich trinke derweil noch etwas von meinem Bier, als er mir sein Smartphone kurze Zeit später unter die Nase hält.

"Adresse und Telefonnummer der Firma und ein halber Steckbrief über ihn und die Gründung der Firma", erzählt Mike und dreht das Handy wieder weg von mir, ehe er zu lesen beginnt.

"Er hat die Firma von seinem Vater übernommen und arbeitet seit fünf Jahren als Geschäftsführer dort...hunderte Mitarbeiter...blah blah blah...Master in Informatik...kurz gesagt ein Idiot", zieht Michael ein Fazit und ich beginne zu schmunzeln.

"Dich wurmt das wirklich, oder?"

"Was will sie mit so einem, wenn sie mich haben könnte?", zuckt er fassungslos mit den Schultern und ich schüttel amüsiert den Kopf.

"Du wirst drüber hinwegkommen, Kumpel. Konzentrieren wir uns lieber auf unsere Aufgabe."

"Du hast Recht. Willst du dort mal anrufen? Dann wissen wir, ob er unterwegs ist."

Ich nicke und Michael zeigt mir die Nummer auf seinem Handy, während ich sie in meines eintippe und dann anrufe.

Erst dauert es gefühlt drei Jahre und dann habe ich auch nur seine blöde Empfangsdame an der Leitung, die mir erklärt, Agustín habe sein Büro vor ein paar Minuten verlassen und wird erst morgen wieder erreichbar sein.

"Ich dachte solche Typen arbeiten immer bis in die Nacht hinein", runzle ich die Stirn und schaue auf die Uhr.

Es ist erst kurz nach 18 Uhr. Kaum zu glauben, das wir schon seit einer Stunde in der Kneipe sitzen und trinken. Naja nach dieser Nachricht von Chiara, kann man mir das aber nicht verübeln.

"Schau mal, das muss hier in der Nähe sein", zeigt Michael mir die Adresse der Firma und kurz überlege ich, ehe mir einfällt um welches Gebäude es sich handelt.

"Wenn er gerade erst sein Büro verlassen hat, wer weiß, vielleicht finden wir ihn noch und können ihm hinterher?"

Schnell zücke ich meine Geldbörse und bezahle unsere Getränke, ehe wir schon zur Tür rausstürmen. Zu unserer Überraschung läuft Agustín den Weg entlang. Mit einer Frau. Beide scheinen nicht gerade glücklich auszusehen.

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