Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 14

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Verdammt. Verdammt nochmal! Damit hatte ich jetzt absolut nicht gerechnet. Er wollte sich mit mir verbünden? Auf keinen Fall! Das kam überhaupt nicht in Frage. Ich hatte doch bereits zu Beginn beschlossen, dass es besser war wenn ich alleine blieb. Ich wollte keine Verbündeten, die stünden mir bei meiner Taktik nur im Weg.  Aber wie sagte ich ihm das?

„Johanna? Was meinst du?“, fragte er erneut, als ich nicht antwortete.

„Ich… also… das ist wirklich lieb von dir… aber nein. Also, ich denke halt, dass du dir damit keinen Gefallen tust.“, antwortete ich, und plötzlich kam mir eine Idee.

„Charly, ich bin schwach, hilflos und gehe dir nur im Weg um. Ich bin eine größere Gefahr als Hilfe für dich.“

Er sah mich traurig an und schien eine Weile zu überlegen, da er scheinbar nicht wusste, wie er es formulieren sollte. Kein gutes Zeichen.

„Aber ich habe das Gefühl dass ich auf dich acht geben muss.“

Ach Gott, niedlich war er ja schon irgendwie. Für einen kurzen Moment zog ich es deshalb sogar in Erwägung, doch dann schüttelte ich den Kopf.

„Ich könnte es mir nie verzeihen wenn dir meinetwegen etwas passiert. Es ist besser wenn wir getrennte Wege gehen. Aber ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen.“, antwortete ich und drückte ihm dann einen Kuss auf die Backe. Das funktionierte zumindest bei meinem Dad immer, wenn ich ihn von etwas überzeugen wollte.

Er lächelte mich an.

„OK. Wenn du deine Meinung doch noch änderst, dann lass es mich wissen, einverstanden?“

„Du bist der erste der es erfährt.“, versicherte ich ihm augenzwinkernd, woraufhin er dann grinsend mein Zimmer verließ.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, ließ ich mich wieder seufzend in mein Kissen sinken. Himmel noch mal, das war knapp!

Wieder schloss ich meine Augen und versuchte einzuschlafen, doch es wollte mir nicht wirklich gelingen. Die ganze Zeit musste ich daran denken, was Charlie mir angeboten hatte.

War es ein Fehler? Hätte ich mich mit ihm verbünden sollen? Aber wenn ich gewinnen wollte, und das wollte ich um jeden Preis, dann durfte ich mir keine Verbündete suchen. Dieses Bündnis müsste irgendwann gebrochen werden, und ich glaubte nicht, dass ich ihn dann noch töten könnte, wenn ich müsste. Außerdem, er warr nicht der stärkste und auch nicht der schnellste. Vermutlich war es am Ende er der mich behinderte, der mir zur Last wurde, und nicht umgekehrt. Meine Entscheidung war also richtig. Am besten war es wenn ich nicht mehr darüber nachdachte und damit würde ich gleich anfangen.

Irgendwann hatte es auch geklappt und ich konnte einschlafen, doch da waren schon Stunden vergangen. Immer wieder hatte ich mich hin und her gewälzt, bis mich irgendwann der Schlaf doch noch übermahnt hatte.

Am nächsten Morgen wurde ich von Camilla geweckt, die total aufgeregt war. Dank ihr fiel mir dann wieder ein, dass ja heute das Interview war, weshalb mir selbst ebenfalls ein wenig flau im Magen wurde.

Trotzdem nutzte ich die Gelegenheit und frühstückte noch schnell etwas, ehe auch schon mein Vorbereitungsteam auftauchte und ich diesem übergeben wurde. Verwundert stellte ich fest, dass es andere Menschen waren als am ersten Tag. So wie es aussah fackelte Prescilla wohl nicht lange, sondern hatte sie eiskalt rausgeschmissen. Mir sollte es recht sein, falls es dieses Mal nicht wieder irgendwelche Praktikanten waren.

Wieder wurde ich gründlich gewaschen und geschruppt, als hätte ich die vergangenen Tage in einem Bergwerk verbracht. Aber wahrscheinlich wollten sie es nur wirklich perfekt machen, damit meine Stylistin mit ihnen zufrieden war. Nicht dass sie auch noch gefeuert wurden.

Nach gefühlten Stunden, in denen ich irgendwann auf Durchzug geschaltet hatte, da ich nicht mehr garantieren konnte, dass ich ihnen nicht bald ihr Mundwerk stopfen würde wenn sie nicht endlich ihre Klappe hielten, stand ich mit einem niedlichen, wenn auch dank meiner Haare sehr kurzen Zopf und etwas Rusch auf den Wangen anziehbereit im Zimmer.

Prescilla kam herein und sofort verstummen die anderen. Na toll, warum nicht gleich so?

Sie musterte mich, ehe sie zufrieden nickte. Erleichtertes Seufzen war zu hören, danach verließ das Vorbereitungsteam, das dieses Mal wohl nicht ausgetauscht werden würde, das Zimmer.

Ich wurde aus meinem Bademantel geschält, ehe mir ein braunes Kleid übergeworfen wurde. Ich rechnete mit dem Schlimmsten und war umso überraschter, als sie mich vor den Spiegel schob. Das Kleid war bodenlang und aus einem weichen, braunen Stoff, welcher sanft meinen Körper umspielte. Außerdem war es über und über mit grünen, glänzenden Steinen übersäht.

„Es ist tatsächlich wunderschön.“, sagte ich immer noch etwas ungläubig, während Prescilla noch ein paar Blätter, auf denen ebenfalls diese kleinen Steinchen befestigt waren, in meinen Zopf steckte.

„Natürlich ist es das.“, entgegnet Prescilla ernst, lächelt jedoch zufrieden dabei. „Oder was hättest du denn erwartet?“

Oh, das wollte sie nicht wissen, wirklich nicht.

„Genau das.“, log ich deshalb ganz unschuldig.

„Sehr schön. Und jetzt lass uns gehen, Jason wartet schon auf dich, er wird dich begleiten.“, erklärte sie und schob mich dann einfach wieder weiter, dieses Mal aus der Tür hinaus. Dort wartete mein Mentor tatsächlich bereits auf mich. Er machte mir ein Kompliment von dem ich nicht recht wusste ob es ernst gemeint ar, ehe er mich weiter zum Aufzug zog. Charly war nirgends zu sehen, weshalb ich vermutete, dass er entweder schon war ist oder noch geschniegelt und poliert wurde.

„Nervös?“, fragt Jason, als sich der Aufzug in Bewegung setzte.

Ich wollte eigentlich mit einem „Nein“ antworten, allein schon um ganz gelassen zu wirken, doch ich brachte die Lüge einfach nicht über die Lippen.

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