Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin

Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 25

Ich verfolgte die Spur vielleicht gerade mal 15 Minuten, als sie sich plötzlich aufzulösen schien. Sie war einfach weg. Ein paar Meter ging ich wieder zurück, immerhin konnte es ja sein dass ich einfach nicht aufmerksam gewesen war und sie vielleicht in eine andere Richtung verlief als ich jetzt eingeschlagen hatte, doch auch da war nichts. Aus diesem Grund suchte ich die Bäume ab, vielleicht hatte sich der Tribut ja dorthin zurückgezogen und ich konnte am Boden deshalb seine Fährte nicht mehr finden. Aber auch dort konnte ich niemanden entdecken.

Ein wenig verärgert, immerhin war ich die Strecke jetzt umsonst gelaufen, beschloss ich es für diesen Tag gut sein zu lassen. Ich würde mir jetzt einfach einen Baum suchen und dort mein Nachtquartier vorbereiten. Genau das tat ich auch, weshalb ich eine halbe Stunde später auch schon dort saß und meinen Schlafsack aufmachte, um mich wieder vor den Mücken verstecken zu können. Genau da vernahm ich auch wieder das mittlerweile bekannte Piepen und ein Fallschirm kam herunter gesegelt. Ich konnte nicht anders als breit zu grinsen, da ich bereits an der Form erahnen konnte, worum es sich handelte. Mein Abendessen war hier. Scheinbar wusste Jason, womit er mir am meisten helfen konnte, und das war Essen. Eine Axt hatte ich, zu trinken auch, da ich heute Morgen tatsächlich mal eine Quelle gefunden hatte und Schutz gegen die Mücken bot mir mein Schlafsack. Essen war also das Beste was er schicken konnte.

Ich ließ mir die Mahlzeit schmecken und aß wieder alles auf. Vielleicht war ich zu optimistisch und hätte lieber damit sparen sollen, doch ich hatte die Hoffnung dass ich nicht mehr lange hier sein musste. Außerdem hatte ich noch Brot und wer wusste schon ob Jason nicht noch ein wenig Geld für weiteres übrig hatte, sollte es doch noch ein paar Tage dauern.

Nachdem ich aufgegessen und den Fallschirm mit Behälter an den Baum gebunden hatte, machte ich es mir, so gut es auf einem Baum eben ging, bequem und wartete darauf, dass die Hymne eingespielt wurde. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile bis es soweit war und das Bild des Mädchens aus Distrikt 4 erschien, welches ich getötet hatte. Sonst erschien kein weiterer Tribut am Himmel, was bedeutete, dass die drei Jungs mit denen ich es noch zutun hatte noch am Leben waren. Ich konnte nur hoffen, dass sie sich noch versuchten gegenseitig umzubringen und ich nicht gegen alle antreten musste. Zwei hatte ich schon getötet, sehr viel mehr mussten es für mich nicht unbedingt werden.

Ich beschloss mir nach diesem Tag zu erlauben, etwas zu schlafen. Immerhin musste ich fit bleiben bei dem was mir mit Sicherheit noch bevorstand. Doch aus irgendeinem Grund konnte ich in dieser Nacht einfach keinen Schlaf finden, stattdessen gelangen mir nur immer wieder kurze Phasen in denen ich ein wenig dösen konnte. Vermutlich rettete mir das das Leben.

Ich wusste nicht wie viel Uhr es war und wie lange ich gerade gedöst hatte, als ich plötzlich ein komisches Geräusch vernahm. Ich konnte nicht sagen was es war, hatte es noch nie zuvor gehört, doch es klang wie lauter kleine Füße auf dem Wungelboden.

Sofort setzte ich mich auf und begann mich umzusehen, als ich lauter kleine Spinnen am Boden entdeckte. Ich fand diese Dinger schon immer ziemlich widerlich und war mir sofort sicher, dass mit ihnen etwas nicht stimmen konnte. Vor allem da sie jetzt versuchten zu mir hoch zu gelangen.

Schnell sprang ich auf und nahm meine Axt, während ich versuchte auf dem Ast irgendwie zu stehen. So trat ich auf alle Spinnen die versuchten mir näher zu kommen, was den Ast jedoch immer schmieriger und rutschiger machte. Mir blieb also nur das weglaufen, wenn ich nicht fallen wollte, weshalb ich mich im nächsten Moment auch schon an den Ast hang um dann hinunter springen zu können. Dabei erwischten mich jedoch drei von ihnen und sie bissen in meine Hand, woraufhin die Stellen fürchterlich zu brennen begannen. Drecksviecher! Wieso konnten sie nicht jemand anderen belästigen?

Als ich endlich Boden unter den Füßen hatte rannte ich los so schnell ich konnte, wobei ich mit jedem Meter sehen konnte, wie meine Hand dicker wurde. Das Geräusch der Spinnen hinter mir machte mich deshalb unglaublich nervös, da ich mir nicht ausmalen wollte was passierte, wenn sie erst einmal mein Bein erwischten und ich dann nicht mehr laufen konnte.

Ich hatte keine Ahnung zum wievielten Mal in diesen Spielen ich mich verfluchte alles aufgegessen zu haben, da mir durch das Rennen langsam schlecht wurde, doch trotzdem blieb ich nicht stehen. Das tat ich erst, als ich an einen Tümpel oder was es war kam und so nicht mehr weiter konnte. Ich betete dass die Spinnen nicht schwimmen konnten und im Wasser keine Krokodile waren, danach sprang ich einfach hinein. Da ich der Sache jedoch nicht traute ruderte ich wie ein Hund so schnell ich konnte bis zum nächsten Ufer, was mit einer Axt die mich immer wieder unter Wasser zog und halb ertränkte gar nicht so leicht war. Danach kletterte ich sofort wieder heraus, so konnte ich zumindest schon nicht mehr von Dingen im Wasser gefressen werden. Wie es mit den Spinnen aussah konnte ich erst mit einem Blick über die Schulter sagen, und vor Erleichterung hätte ich beinahe laut aufgeschrien. Schwimmen konnten sie scheinbar nicht, denn sie rannten alle ins Wasser hinein und trieben dann kurze Zeit später tot an der Oberfläche. Trotzdem brachte ich für alle Fälle noch einmal ein paar Meter zwischen mich und den Dingern, ehe ich erschöpft auf dem Boden sank und einfach kurz so liegen blieb.

Nachdem sich mein Herzschlag wieder beruhigt hatte und auch meine Atmung wieder normal ging, beschloss ich einen Blick auf meine Hand zu werfen. Sie sah einfach nur fürchterlich aus. Dick, rot und völlig ungesund. Gott sei Dank war es meine linke Hand. Trotzdem würde mich das hier einschränken und behindern, sollte es nicht bald wieder abheilen.

Knurrend und durchnässt, was bei der Schwüle jedoch keinen wirklich großen Unterschied machte, begab ich mich auf die Suche nach Kräutern. Irgendwas musste doch hier zu finden sein, womit ich mir einen Umschlag oder eine Art Salbe machen konnte. So schnell würde ich mich jetzt nicht unterkriegen lassen.

Mistkerle von Spielmachern!